Mittwoch, August 12, 2009

Vom gesunden Menschenverstand

Davon ist immer wieder die Rede. Aber was ist gesunder Menschenverstand? So richtig scheint das niemand zu wissen. Vielleicht liegt das daran, dass der gesunde Menschenverstand mit der Zeit geht, und da sich die Zeiten ändern, ändert sich auch der gesunde Menschenverstand.

Im Mittelalter war es klar, dass ein rothaariges Mädchen eine Hexe sein musste und auf den Scheiterhaufen gehörte, das sagte der … na, wir wissen schon.

Wenn sich dieser Begriff nicht wissentschaftlich beschreiben lässt, dann vielleicht durch Sprichwörter. In ihnen drückt sich der gesunde Menschenverstand am verständlichsten aus:

Früh übt sich, was ein Meister werden will.

Ohne Fleiß kein Preis.

Eile mit Weile.

Was Hänschen nicht lernte, lernt Hans nimmermehr.

Ehrlich währt am längsten.

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.

Ende gut, alles gut.

Aller Anfang ist schwer.

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Morgenstund hat Gold im Mund....

Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus…

Was sich in diesen Sprichwörtern ausdrückt, ist Erfahrung.

Gesunder Menschenverstand beruht demnach auf Erfahrung, auf Erleben: Auf Versuch und Irrtum, dem Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg. Auch Gut und Böse spielen eine Rolle. Das alltägliche Leben eben. Das alles wird nicht nur überliefert, sondern auch täglich erlebt.

Einen Ersatz für den so schwer und zugleich so leicht erfassbaren gesunden Menschenverstand scheint es nicht zu geben. Irgendwie haben wir uns anscheinend in eine Sackgasse manövriert. Wir wollen alles wissen, aber möglichst nichts erfahren – im Sinne von erleben. Ein Leben mit viel Wissen und wenig Erfahrung.