Donnerstag, Juli 30, 2009

Hülsenfrüchte, wörtlich genommen

Erbsen, Bohnen, Linsen – die wirklich wichtigen Hülsenfrüchte sind heute die Worthülsen.

„Es geht um die Existenz unseres Unternehmens“, sagte zu Beginn des Meetings der „nicht gelernte“ CEO. CEO lernt man nicht. CEO wird man. Ob das an den Genen oder ganz einfach an funktionierenden Netzwerken liegt, sei dahingestellt.

Auf jeden Fall müssen gelernte Ingenieure, gelernte Psychologen, gelernte Back-Office-Managerinnen und überhaupt alle Gelernten nun zeigen, was sie gelernt haben.

„Es geht um die Existenz unseres Unternehmens“, sagte der CEO und fügte hinzu:

Deshalb habe ich einen „runden Tisch“ einberufen.“

Nun gut. Der Tisch war nicht rund. Aber das war ja auch nur sinnbildlich gemeint wie so vieles, z. B. die Demut der Crash-Banker und Crash-Politiker. Nein, ehrlich gemeint war diese Demut nicht. Aber so wird Eckiges rund geredet.

Wichtig ist, dass wir Lösungen „generieren“. Das sollte uns nicht schwer fallen, denn heute wird ja so gut wie alles generiert.

Irgendjemand hob schüchtern den Zeigefinger, und als ihm das Wort erteilt wurde, fragte er: „Werden wir auch „authentisch“ sein?“ „Selbstverständlich ist unsere Authentizität sichergestellt“, die Antwort. Verstanden hat das niemand.

Deshalb hier die Übersetzung der Frage: „Wird man uns das glauben, werden wir glaubwürdig sein?“ Aber wer traut sich schon, so genau zu fragen? Und wer traut sich, darauf eine ganz einfache Antwort zu geben?

Was sich hier andeutet, ist tagtägliche Wirklichkeit. Da sagt ein offenbar hoch intelligenter Manager, dass er sein Leben jetzt „irgendwie authentischer“ findet. „Irgendwie“. Also, so genau weiß er das auch nicht. Und was er mit authentisch meint? – Fragezeichen.

Damit aber nicht genug. „Ich stehe jetzt in einem viel weiteren Kontext als früher“, sagt der Manager. Was er da wohl gemeint hat? Vielleicht dies: “Ich lerne viel mehr Menschen kennen, ganz unterschiedliche Menschen. Ich mache viele neue Erfahrungen.“