Dienstag, Juli 28, 2009

Errichten und betreiben

Vorgestern kritisierte ich eine Hamburger Abendblatt-Redakteurin, weil sie schrieb,

dass irgendjemand irgendwann in Ostpreußen einen Kanal errichtet hätte (der heute noch befahrbar ist). Ich merkte an, dass man Gebäude errichtet, aber keine Kanäle.

Wie ich heute sehe, muss man nicht alles so genau nehmen. Im „KulturSPIEGEL“, Augustausgabe, ist zu lesen „Sie betreibt ihr eigenes Label in Berlin“ (die Rede ist von Sabrina Dehoff).

Kann man ein Label betreiben? Kann man einen Zettel, ein Etikett, eine Kennzeichnung, eine Signatur betreiben? (Alles das und noch viel mehr verbirgt sich hinter dem englischen Label.) Nein, das kann man nicht.

Nun ist es noch gar nicht so lange her, da sprach man in der Mode- und Werbeindustrie nicht von Label, sondern von Marke. So treudeutsch wie das klingt, war das gar nicht; denn die englische Entsprechung heißt Brand.

Dass die Begriffe Marke und Brand nicht mehr „in“ sind, ist nicht weiter schlimm. Schlimm ist nur, dass man ein Label, eine Marke also, nicht betreiben kann, sondern führen muss.

Im aktuellen Fall hätte es wohl heißen müssen: „Sie führt ihr Unternehmen in Berlin“ und nicht „sie betreibt ihr eigenes Label in Berlin“. Wieso auch „ihr eigenes“? Das Wörtschen „eigenes“ ist überflüssig.