Dienstag, August 11, 2009

Die Politik sollte sich schämen!

Na ja, eigentlich geht das gar nicht. Eine Sache kann sich nicht schämen. Aber die Politiker, die könnten es. Aber sie tun es nicht. Stattdessen schwindeln sie uns etwas vor. Möglicherweise glauben sie sogar, was sie uns so erzählen. Das wäre noch schlimmer. Was erzählen sie uns denn?

Nun, sie sagen, es müsse Schluss sein mit dem Casino-Kapitalismus, der erst in die weltweite Finanzkrise und dann in die Wirtschaftskrise geführt habe. Schluss mit der Gier, Schluss mit dem Leben auf Pump, zurück zu Ehrlichkeit, Vernunft und Bescheidenheit! Bravo! Das findet der Mann auf der Straße, das finde ich auch.

Weil aber die Sache so gründlich schief gelaufen war, haben die Politiker erst mal große finanzielle Rettungsschirme aufgespannt. Ein ziemlich lächerliches Bild, nicht wahr? Was heißt hier Schirm! Hunderte von Milliarden wurden den Bankern zugesteckt, damit sie nicht wie Betrüger direkt vom Roulettetisch weg verhaftet wurden. Das mag notwendig gewesen sein.

Ist damit das Schlimmste abgewendet? Wird nun alles wieder gut, vielleicht sogar besser? I bewahre, sagte meine Großmutter in solchen Fällen; sie meinte: Glaub das nur nicht.

Das Spiel hat schon wieder angefangen. Was bisher vielleicht nur leichtfertig war, ist jetzt bösartig. Marode Banken kassieren Staatshilfen, also Steuergelder, Geld für das ich gearbeitet habe, und machen mit meinem Geld wieder fette Gewinne. Alles wie gehabt. Da Banker anscheinend nicht anders können, müsste man sie an die Kandare nehmen. Das haben Politiker überall in der Welt auch versprochen. Nur gehalten haben sie ihre Versprechungen nicht.

Neue Spielregeln? Keine! Vom ehrlichen Kaufmann keine Rede. Statt der Banker jetzt Bankiers? Keine Spur! Versprochen – gebrochen. Die Politiker haben die Lunte gelegt für den nächsten großen Bums.

Natürlich verstehen sie sich nicht als Zündler, die sie in Wirklichkeit sind. Sie haben den Dingen ihren Lauf gelassen. Sie haben mit dem Zauberwort Deregulierung dem Wahnsinn Tür und Tor geöffnet. Sie haben – siehe Herr Greenspan, ehemals Boss der FED, Millionen Menschen dazu verführt, über ihre Verhältnisse zu leben.

Nein, die Politiker selbst haben nicht Roulette gespielt. Aber sie haben gesagt: Macht mal! Die 70-Millionen-Dividende im Jahr hat uns besoffen gemacht, wir brauchten das Geld für den Landeshaushalt, sagte Heide Simonis, als sie längst nicht mehr Mini-sterpräsidentin von Schleswig-Holstein war.

Langer Rede kurzer Sinn: Die Politik hatte und hat ihre Hand im Spiel. Das gibt sie aber nicht zu. Vielleicht hat sie das noch gar nicht begriffen.