Sonntag, Januar 25, 2009

Wer nichts wird, wird Wirt

Das ist ein gemeiner Spruch. Ich kenne viele Gastwirte, die etwas geworden sind: gute Gastgeber.

Aber so ganz scheint es mir mit dem Wörtchen Wirt nicht in Ordnung zu sein. An den Hauswirt, die Volkswirte und Betriebswirte haben wir uns ja schon gewöhnt. Aber nun kommen neue Herausforderungen auf uns zu, und wir müssen sehen, wie wir mit ihnen fertig werden. Na gut, vielleicht nicht gleich neue Herausforderungen, in jedem Fall aber ein neuer Begriff, eine Berufsbezeichnung, an die wir uns erst noch gewöhnen müssen: Bestattungsfachwirt, ich wenigstens.

Da haben wir also einen Wirt, dessen Fach, dessen Fachgebiet, die Bestattung ist. Die Rede ist – richtig verstanden ? – von einem Beerdigungsunternehmer. Das ist ein krisenfester Beruf, vor allem aber ein wichtiger und ganz besonders anspruchsvoller.

Das Wichtigste ist, denke ich, das Feingefühl, das Mitgefühl mit den Angehörigen. Aber darin erschöpft sich die Aufgabe des Beerdigungsunternehmers bei weitem nicht. Es ist heute schwieriger, unter als auf die Erde zu kommen, als es früher einmal war. Die Aufgaben sind vielfältig. So müssen gegebenenfalls Familiendoku-mente beschafft werden, weil eine Beisetzung ja gar nicht möglich ist ohne eine ordnungsgemäße Beurkundung beim Standesamt. (Zwischenfrage: Und wenn diese Beurkundung nicht vorhanden ist, dann bleibt der Tote unbegraben?)

Wie auch immer. Anscheinend ist alles so geregelt, dass man einen Bestattungsfach-wirt braucht. Ein einfacher Beerdigungsunternehmer kommt mit all diesen Dingen wohl kaum noch zurecht. Kein Wunder also, dass in diesem Feld jetzt auch Betriebs-wirtschaftler, gelernte, wohlgemerkt, aktiv werden. Damit macht sich dann im auch Trauerfall die neue Wirtschaftssprache breit. „Die Palette ist groß“ beschreibt ein Bestattungsfachwirt sein Aufgabengebiet. Also: Eine Palette ist laut Wörterbuch immer noch eine Schreibe mit einem Loch für den Daumen drin. Auf diese Scheibe trugen oder tragen auch jetzt noch die Kunstmaler ihre Farben auf, die sie verwenden wollten. Klar es gibt auch andere Paletten: Die sind der Untersatz für Stapelgüter.

„Unser Fokus ist immer darauf gerichtet, die Angehörigen zu entlasten.“ Sagt unser Bestattungsfachwirt in seinem Betriebswirtschaftsjargon. Wie richtet man denn einen Fokus auf irgendetwas? Und was wird da hingerichtet? (Für uns am wichtigsten ist es, den Angehörigen zu helfen. Wäre doch eine Möglichkeit, nicht wahr?