Zweierlei Sprache
Zwei Wörter haben es in letzter Zeit zum Modewort gebracht: Empathie und authentisch. Überall in der Presse begegnen uns die beiden. Und wenn Politiker
den Mund aufmachen, dauert es nicht lange, bis sie sagen, was die Schreiber schreiben: Empathie und authentisch.
Verliebt in diese Wörter wie die kleinen Jungs und Mädchen seinerzeit in geil und heute in cool? Nö, das ist es nicht. Da steckt etwas anderes dahinter: Feigheit bis
hin zur Verlogenheit. Schönfärberei? Das wäre zu schön gefärbt.
Mit Empathie mag man noch seine „Bildung“ hervorkehren. Nur Lieschen Müller
hat Mitgefühl, der Redakteur dagegen hat Empathie. Eine Idee, die Politiker gern
aufgreifen.
Bei authentisch ist das anders. Da geht es direkt zur Sache. Da wird gesagt (Claudia Roth im SPIEGEL-Gespräch, Ausgabe 1 / 29.12. 08): „Politik ist zu wenig authentisch.“
Gemeint ist: „Politik ist zu wenig glaubwürdig.“. Das wäre klar und deutlich, und auch ich würde das auf Anhieb verstehen, so wie Lieschen Müller und Herr Glos, unser Wirtschaftsminister, das auch verstehen würden. Wäre aber nicht so fein.
Und so besetzt authentisch den Platz, den bisher glaubwürdig eingenommen hat. Weil authentisch ein Modewort ist, wird es uns nicht für alle Ewigkeit begleiten; denn: Lügen haben kurze Beine.
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