Samstag, Februar 03, 2007

Total vergeigt

Ich will zuerst einmal sagen, dass ich auch für zwei Automobilhersteller schreibe, deren Fahrzeuge nicht gerade zu den kleinsten und sparsamsten gehören. Ein bisschen lebe ich davon, und deshalb bin ich manchmal hin und her gerissen. Soll ich, oder soll ich nicht?

Wenn BILD heute titelt: "Die Erde stirbt!", dann mag das Hysterie sein. Aber von Krankheit darf doch wohl schon die Rede sein.

Wie sich diese Krankheit äußert? Auch in Nebensächlichkeiten, in der Leichtfertigkeit von Redakteuren zum Beispiel.

Da schreibt Thomas Geiger (aus Las Vegas, wie schön!) im Hamburger Abendblatt von 20./21. Januar 2007: "Audi durchbricht die Tempo-300-Marke". Na gut, damit nennt er eine Tatsache, sagt, was ist.

Das, was mir über die Hutschnur geht, kommt dann im Fließtext vor. Hier einige Beispiele:
"Als erstes Serienmodell ist er nach oben offen und jagt deshalb mit bis zu 301 km/h in Richtung Horizont." Horizont? - "Allerdings liegt auch der Verbrauch auf Porsche-Niveau: 14,6 Liter stehen als Normwert im Datenblatt, und es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass er unter verschärften Bedingungen (also im Normalfall, meine Meinung) das Doppelte verbraucht." - "Deshalb kann man mit dem R8 an einem Tag gelassen wie in einer großen Limousine von Hamburg nach München fahren, und am nächsten dynamisch über Bergpässe preschen." - So wirkt die flache Schnauze mit dem kleinen Single-Frame-Grill, den aus LED-
Punkten geformten Schlitzaugen des Tagfahrlichts und den erstmals auf die Haube gerückten Audi-Ringen im Rückspiegel so souverän und böse, dass man die Spur schon freiwillig räumt."
"...und das breite Heck schüttet nur blanken Hohn über alle langsameren Autos durch seine Lüftungsgitter aus."

So hat Herr Geiger seinen Beitrag gründlich vergeigt. Nicht nur in seiner leichtfertigen Auffasung, seinem Aufruf zur Brutalität auf den Straßen ("souverän und böse"), sondern auch noch durch sein mangelhaftes Deutsch. Frönt schreibt man frönt und nicht fröhnt.

ar