Mittwoch, Oktober 25, 2006

Globalisierungsdeutsch und anderer Sprachunsinn

Globalisierung, so wie sie heute verstanden wird, ist zuallererst eine Sache der Wirtschaft, des Handels, dann aber auch eine kulturelle Angelegenheit. Schließlich kann man ohne Sprache weltweit weder wirtschaften noch Handel treiben.

Dass Englisch die Sprache der Weltwirtschaft ist, hat sich so ergeben und ist nicht zu bemäkeln. Der Wert anderer Sprachen – Französisch, Spanisch, Deutsch – wird dadurch nicht gemindert. Dass diese anderen Sprachen die verschiedensten englischen Begriffe aufnehmen, sich sozusagen aneignen, ist vernünftig und deshalb verständlich. So versteht man sich über die Grenzen hinweg – es gibt ja noch welche – besser. Aber im Augenblilck haben wir es mit etwas ganz Anderem zu tun.

Hier geht es um die gockelhafte Eitelkeit, zu zeigen, wie toll man Englisch kann.
Nur ganz wenige Beispiele hier:

Der USER. Wie ärmlich klingt da doch ANWENDER oder BENUTZER.

EVENT LOCATION. Klingt besser als Veranstaltungsort, nicht wahr?

HIGHLIGHT. Höhepunkt, Glanzpunkt – du liebe Güte, wie Deutsch!

TOPPEN. Übertreffen – wie langweilig!

SHOPPEN. Einkaufen, einen Einkaufsbummel machen – wirklich provinziell, oder?

CEO, Chief Executive Officer. Vorstandsvorsitzender, Geschäftsführer. Klingt irgendwie nach Dorfältesten, die übrigens nicht immer die Dümmsten waren. Das mit dem Officer habe ich bis heute nicht begriffen. Sind wir denn im Krieg?

So weit, so schlecht. Jetzt ein kleiner Abstecher zu den so beliebten Allerwelts-,
Bequemlichkeits-, Passepartoutwörtern. Ich will nur eins hier nennen: generieren.

Generiert werden neue Produkte, neue Kundenbeziehungen, neue Ansichten, neue Erkenntnisse, wachsende Umsätze, höhere Gewinne, ach, einfach alles wird generiert. Dieses Wörtchen hat mehrere Vorteile. Es beeindruckt nicht nur Hauptschüler ohne Schulabschluss. Es sagt nicht ganz genau, worum es wirklich geht. Es erspart dem Redner oder Schreiber, einen kleinen Augenblick nachzudenken und nach einem genaueren Wort zu suchen. Erzeugen, erzielen, hervorbringen, erreichen wären einige Möglichkeiten. Je nach Zusammenhang gibt es noch andere Begriffe.

Das Modeunwort Konsens will ich hier nur erwähnen, aber nicht kommentieren. Das wäre zuviel des Guten.