Sonntag, April 23, 2006

Beziehungsweise

Beziehungsprobleme. Beziehungen sind so eine Sache. Oft sind sie kompliziert und problematisch. Eine intime Beziehung zwischen zwei Menschen ist noch recht einfach; sie schlafen miteinander. Probleme treten dann meist erst später auf – wenn es zum Beispiel mit dem Zusammenschlafen nicht mehr so klappt wie zu anfang, oder wenn irgend etwas anderes dazwischen kommt, vielleicht eine neue Beziehung.

Die Beziehungen zwischen Staaten sind da schon viel verwickelter und schwieriger, weshalb ihnen auch größere Aufmerksamkeit zuteil wird.

So droht das weltweit größte Erdgasunternehmen Gazprom, der EU den Gashahn zuzudrehen. Das stimmt zwar nicht, wird aber von vielen behauptet. Anscheinend nimmt die Bundesregierung diese behauptete Drohung für bare Münze (dumm genug!) und lässt ihren Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagen, dass dies nicht dem Ausbau guter Energiebeziehungen dient

Unterhalten die Bundesrepublik Deutschland und Russland Energiebeziehungen? Wohl kaum. Wenn ja, würden sie auch Maschinenbeziehungen, Chemiebeziehungen, Automobilbeziehungen unterhalten. Davon ist aber nicht die Rede.

Es hätte genügt zu sagen: „Was Gazprom gesagt hat, fördert nicht gerade die guten Beziehungen zwischen Russland und uns. Einzige Entschuldigung: Da Wort Donaudampfschiffahrtskapitän ist noch viel länger als das Unwort Energiebeziehungen. Warum, zum Teufel, lieben wir diese Wortungetüme? Wir fügen immer wieder zusammen, was nicht zusammen gehört. (Anders als Willy Brandt sagte: Hier wächst zusammen, was zusammen gehört.)