Samstag, April 14, 2018

La vache, qui ri

In der ZEIT-Ausgabe vom 5. April schreibt Jens Jessen „Heute ist alles, was Männer tun, sagen, fühlen oder denken, falsch – weil sie dem falschen Geschlecht angehören.“ Das ist die Überschrift eines längeren kritischen Beitrags zum Titelthema „Schäm dich, Mann! Darin erwähnt er einen Text von Iris Radisch, in dem sie sich das zauberhafte Wort ridikülisieren nicht verkneifen konnte.

Ob Frau Radisch ahnt, wie lächerlich sie sich damit macht? Wahrscheinlich steht die Eitelkeit der Dame dieser Erkenntnis im Wege. Dabei muss man ja nicht gleich in die Bildungsferne abschweifen. Ein einfaches gut verständliches Deutsch reicht doch.

Ich lasse hier mal die Kuh lachen. An sich sind es ja die Hühner, die über so etwas lachen, diesmal darf es die Kuh, la vache.

Damit wir nicht aus dem Lachen rauskommen, geht’s gleich weiter. Da wird auf Seite 41 derselben Ausgabe Julia Kristeva eine poststrukturalistische Sprachphilo-sophin genannt und als Erfinderin der Intertextualität bezeichnet. Herrgott, was ist das denn?

Als Autoren werden Georg Blume und Iris Radisch erwähnt. Jede Wette: die Iris war’s, die dem Leser das eingebrockt hat.

Bei solchen Gelegenheiten muss ich immer an Oriana Fallaci denken, die einmal ihre Mutter, eine einfache Frau, zitierte: „Schreib immer so einfach, dass deine Mutter es versteht.“ Frau Fallaci hat diese Bitte beherzigt. Jeder, der schreibt, sollte diesen Ratschlag befolgen. Dann blieben uns so etwas Dämliches wie „postmolekulare“ Küche erspart. Postmolekular ist wohl ein Hauch mehr als molekular. Da muss es sich um Portionen handeln, die sich auf dem Teller kaum entdecken lassen.

Ob Oriana Fallacis Mutter verstanden hätte, was der ZEIT-Redakteur Michael Allmeier so alles zur Küche des Lakeside (Restaurant des Hotels The Fontenay) zum Besten gegeben hat? – Blumenkohl-Espuma, Umami-Crumble, mutige Aromen-Jonglage, Jalapeño-Schaum. 


Eine letzte Albernheit, auf Seite 62 entdeckt: „Design verhandelt die große Frage, wie wir leben…“ Hier wird nichts verhandelt, hier wird etwas behandelt. Ich hoffe, dieses falsche Verhandeln macht nicht die Karriere von Focus. Zu befürchten ist es, denn ich bin dieser Zumutung in letzter Zeit schon öfter begegnet.