Dienstag, April 03, 2018
KI, Künstliche Intelligenz.
„Die Erde wird künstlichen
Intelligenzen eng erscheinen, und sie werden ins All streben, wo unendlich viel
Energie lockt. Wir Menschen sind für die KI so interessant wie Ochsenfrösche
für uns.“ Jürgen Schmidhuber. „KI von heute ist nur fake intelligence. Auf
Dauer machen den Menschen Kunst und Empathie einzigartig.“ Luc Steels. „Der
Computer kann jedes Zitat über das Menschsein finden. Aber er wird nie sagen
können, was es ausmacht.“ Wolfgang Hildesheim. „Die für den Menschen
einfachsten Alltagsdinge wie putzen und selbst der Griff nach einer Schachfigur
bereiten den Maschinen enorme Probleme.“ John-Dylan Haynes. „Die Gefahr durch
künstliche Intelligenz ist für die Menschheit schlimmer als die Atombombe.“
Christoph von der Malsburg. „Wenn einst die Computer die Macht übernehmen,
werden die Menschen wie Kinder in Disneyland sein – falls sie Glück haben.“
Nick Bostrom. „Maschinen könnten uns als objektive Berater dabei helfen, unsere
ethischen Probleme zu lösen.“ Thomas Metzinger.
Sieben Köpfe, sieben zum Teil
sehr unterschiedliche Ansichten. Allen fehlt das Wichtigste: was Künstliche
Intelligenz eigentlich ist.
Um herauszufinden, was KI ist,
müssen wir erst einmal sagen, was unter Intelligenz zu verstehen ist. Alles in
allem dürfte es sich um die Fähigkeit handeln, Probleme zu lösen, praktische
genauso wie auch geistige. Phantasie, Vorstellungs-vermögen sind Stichworte,
die dazugehören. Damit ist möglicherweise schon das erste Fragezeichen hinter
den Begriff KI gesetzt; denn eine künstliche Phantasie, ein künstliches
Vorstellungs-vermögen? Es fällt schwer, daran zu glauben.
KI ist – gutwillig betrachtet –
der Versuch, Intelligenz nachzuahmen, sie ins Maschinelle zu übersetzen, zu
maschinisieren. Bis zu einem gewissen Punkt geht das wohl auch. Aber am Anfang
steht immer das Denken. Hat man ein Problem durchdacht, lässt sich auch ein
Computerprogramm entwickeln, das sich auch auf andere Probleme anwenden lässt.
Aber was ist daran künstlich?
Ist das zu kurz gesprungen? KI
kann sich selbst weiterentwickeln, kann sich verselbständigen, kann unsere
Intelligenz überflügeln, kann uns unser Tun und Lassen vorschreiben. Und dann
sind wir der KI ausgeliefert?
Wer computergläubig ist, wird das
so sehen. Nur ist das hier wie mit jedem Glauben: man kann ihm nicht trauen. Er
ist ein schlechter Ersatz für das Wissen. Computer können nicht denken. Sie tun
nur so. Sie können nur Wiederkäuen, was wir ihnen vorgesagt haben.
KI ist, wie gesagt, wiederkäuen,
ist nachplappern, so tun als ob. Sich selbst kann sie sich nichts beibringen.
Nachdem wir uns das klargemacht haben, wollen wir den zitierten klugen Köpfen
mal auf den Zahn fühlen.
Jürgen Schmidhuber schießt am
weitesten daneben. Er begnügt sich nicht
mit einer KI, er spricht gleich von Intelligenzen, und die lässt er ins All
streben. Wir wünschen gute Reise.
Christoph von der Malsburg hält
die Gefahr, die von der KI ausgeht, für schlimmer als die Atombombe. Daran ist
etwas. Die Gläubigkeit, mit der die KI angehimmelt wird, ist mehr als eine
Eselei. Sie ist bodenlos dumm. Das macht sie tatsächlich gefährlich.
Nick Bostrom ist der Überzeugung,
dass die Computer, sprich die KI, die Macht übernehmen werden. Er fürchtet,
dass wir uns wie Kinder benehmen werden – verantwortungslos. Bei der schon
erwähnten Computer/KI-Gläubigkeit ist das nicht von der Hand zu weisen
Thomas Metzinger hält es für
möglich, dass Maschinen objektive Berater sein könnten, die dabei helfen,
unsere ethischen Probleme zu lösen. Aber woher soll die Objektivität kommen?
Vom Himmel wird sie nicht fallen. Kommt sie aus unseren Köpfen, ist sie nicht
objektiv.
Luc Steels sagt kurz und bündig:
„KI von heute ist nur fake intelligence.“ Das wird in der Zukunft nicht anders
sein.
John Dylan Haynes sieht die Sache
realistisch: Schon bei den für Menschen einfachen Dinge wie putzen, haben die
Maschinen/Computer/KI enorme Probleme. Woher also auch bei Intellektuellen die
Gläubigkeit?
Auch Wolfgang Hildesheim ist
Realist: „Der Computer kann jedes Zitat über das Menschsein finden. Aber er
wird nie sagen können, was es ausmacht.“ Genau daran ließe sich aber KI
erkennen. Es gibt sie nur nicht, jedenfalls nicht so, wie es meist behauptet
wird.
Drei der sieben Köpfe stellen die
KI infrage. Am deutlichsten sagt das Luc Steels: fake intelligence. Die anderen vier sind KI-Gläubige. Und immer,
wenn es um Glauben geht, wird es gefährlich.
Was KI wirklich ist? Nichts
anderes als LAZYWARE. Sie will uns das Denken abnehmen. Und weil der Mensch von
Natur aus faul und bequem ist, ist dieses Faultierprogramm so gefährlich.
Wie sagte Helmut Lemke,
ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, einmal? „Ich lasse darüber
nachdenken.“ Das sollten seine Mitarbeiter tun. Er war zu faul dafür. Das war
vor der Erfindung der Künstlichen Intelligenz. Wollen wir jetzt die KI denken lassen?
Lieber nicht.
(Der Text bezieht sich auf DIE
ZEIT Nr. 14, 28. März 2018, S. 37 – 39)
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