Donnerstag, März 15, 2018
Ob es weh tut, wenn man
erschossen wird? Eigentlich kann ich ja nicht mitreden. Ich lebe ja noch. Aber
ich denke, so schlimm kann es nicht sein. Es ist vielleicht wie ein heftiger
Schlag gegen die Brust. Natürlich muss das Erschießungs-kommando richtig
treffen. Aber da bin ich ganz zuversichtlich. So schnell wie man tot ist, kann
man gar keinen Schmerz spüren. Wenn also eine Todesstrafe durch Erschießen
vollstreckt wird, ist das sehr human.
Wer vielleicht schon ahnt, worauf
ich hinaus will, muss sich noch ein paar Augenblicke gedulden. Zwischendurch
und um Missverständnisse zu vermeiden: Ich bin gegen die Todesstrafe; denn sie
ist unwiderruflich. Aber das ist eine andere Sache.
Also: Ich halte die Todesstrafe
durch Erschießen für human; es geht schnell und tut nicht weh. Das dürfte bei
der Vollstreckung durch das Fallbeil, die Guillotine und durch den Strick nicht
anders sein: schnell und schmerzlos – in dieser Situation also human.
Die meisten Bürger der USA
dürften diese Ansicht teilen, schließlich ist es ihr vom Gesetz verbürgtes
Recht, einen Revolver oder eine vergleichbare Waffe zu besitzen und zu
benutzen. Davon wird reichlich Gebrauch gemacht, allerdings außerhalb des
Rechts: 32 Morde täglich, etwa 12.000 im Jahr (Quelle: Gun Violence Archive).
Jemanden durch einen Schuss vom
Leben zum Tod zu befördern, scheint in den USA offenbar akzeptiert zu sein –
von den Bürgern, nicht jedoch vom Staat. Tod durch Erschießen? Um
Himmelswillen, nein! Stattdessen:
Elektrischer Stuhl oder Todesspritze. Beides im nicht seltenen Falle eines
Falles eine entsetzliche Quäle-rei, Todeskämpfe bis zu einer Dreiviertelstunde.
Weil alles Schlimme den Hang hat,
nur noch schlimmer zu werden, wollen verschiedene Staaten der US die
Todesspritzen durch Stickstoff ersetzen, denn das Gift scheint knapp zu werden.
Damit betäuben wir in Deutschland unser Schlachtvieh, bevor wir ihm die
Kehle durchschneiden.
Rätselhaftes Amerika.
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