Dienstag, September 16, 2014

Wahlkampf? Wahlkrampf!

Die ganze Seite 3 widmet das Hamburger Abendblatt heute, am 16. September 2014, den Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag in Brandenburg und Thüringen.  Es ist ein Vergnügen, allerdings ein zweifelhaftes, zu lesen, wie sich die Politiker – gleich welcher Einfärbung – schon wieder in ihre Welt zurückgezogen und damit die Wähler verlassen haben. Die letzte Zuwendung, die die Wähler nach der Wahl erhalten haben, war das Dankeschön für ihre Entscheidung für die und die und die Partei. Vorbei und vorbei. Jetzt wird nicht mehr Wahlkampf gemacht, auch keine Politik, sondern – Partei. Das liest sich dann so:

„Im SPD-Präsidium in Berlin herrschte am Montag Ratlosigkeit.“ Aber dann  kam man doch noch zu einer ‚klaren Erkenntnis’: „Der SPD-Wahlkampf verblasste im Duell zwischen Lieberknecht und Ramelow.’“ – Na so was! Das kommt davon, wenn man vier, fünf Jahre lang nicht wirklich Politik macht, sondern zum Schluss nur Wahlkampf.

Rührend sind die Überlegungen von Frau Fahimi (SPD-Generalsekretärin), wie sich die Wahlbeteiligung steigern ließe. Sie war mit 52,7 Prozent in Thüringen und 47,9 Prozent in Brandenburg erbärmlich. „Schweden zeigt, wie es besser geht.“ – so die Generalsekretärin. Wenn es da jemand nicht bis zum Wahllokal schafft, dann hat er 18 Tage vorher die Gelegenheit, woanders seinen Wahlschein abzugeben. Könnten wir das nicht auch hier machen? Wahlurnen auch in den Supermärkten und Postämtern?

Geht es wirklich darum? Oder ist bei uns die Entfernung zwischen Politikern und  Wählern inzwischen zu groß geworden?

Auf der Abendblattseite sind aber noch weitere Kuriositäten zu entdecken. So bietet Herr Ramelow, Spitzenkandidat der Linken, SPD und GRÜNEN eine „ganz neue Koalitionskultur auf Augenhöhe“ an. Als wenn es nicht schon von Kulturen so wimmelte!

Das Lustigste allerdings kommt von FDP-Chef Lindner. „Wir sind voll im Geschäft“, sagt er. Herr Lindner braucht sich in seinem Laden doch nur mal umzusehen. Dann sieht er doch: Die Regale sind leer. Da ist nichts, was er noch anbieten könnte außer einem merkwürdigen Restposten.

„Die FDP wolle sich mit ‚unpopulären Botschaften’ und einem lauten Ja zur Marktwirtschaft und zum Handelsabkommen TTIP mit den USA von Union, SPD, Grünen und AfD abgrenzen.“ Wer wird ihm diesen Krempel abkaufen?