Montag, August 18, 2014

Hurra, wir leben (noch)

SPIEGEL-online berichtet heute, 17. August: „Belastung durch Feinstaub. Private Holzöfen sind gefährliche Dreckschleudern.“ Die Werte sollen über den Emissionen des Straßenverkehrs liegen. In Baden-Württemberg, im Rhein-Main-Gebiet, dort wo die Reichen kokeln – auch in der Aachener Gegend soll es besonders schlimm sein.

Wie bei so vielen hastig herausgebrachten Meldungen tauchen Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Sind die Emissionen der Kokelei nur in den genannten Gebieten höher als die des Straßenverkehrs, oder gilt das für ganz Deutschland? Das zu wissen, wäre schon wichtig.

Wenn ich daran denke, wieviel Holz wir nach Kriegsende 1945 in unserem Küchenherd verbrannt haben, um unsere Wassersüppchen zu kochen, und das haben ja alle so gemacht, dann wundere ich mich, dass ich noch lebe.

Vielleicht schützt ein gewisses Maß an Dummheit vor zu frühem Tod. Das Wort Feinstaub kannte damals niemand. Wenn wir husteten und uns die Augen tränten, dann, weil wir frisches Holz verbrennen mussten. Das qualmte wie verrückt, und es dauerte, bis es wirklich brannte und die notwendige Kochhitze erzeugte.

Ich sehe schon: Wieder ein Thema, bei dem ich vom Hundertsten zum Tausendsten komme. Kluge Köpfe werden mich an den Londoner Fog erinnern, den Nebel, der nicht nur den Feinstaub, sondern auch den Grobstaub von hunderttausenden Kohleöfen in jede Lunge beförderte. Die Todesrate war erschreckend.

Kluge Köpfe werden mich auf das Ruhrgebiet erinnern, dessen Kohlehimmel erst mal blau gemacht werden musste. Pfiffigerweise erreichte man das zunächst, indem man die Schornsteine höher baute. Der Dreck einschließlich Feinstaub wurde hoch hinaus geblasen und verteilte sich auf die Lungen in anderen Gegenden.

Weil ich ein nicht so kluger Kopf bin, denke ich natürlich auch Unrat. So frage ich mich zum Beispiel: Messen wir nicht zu viel und nicht zu genau? Ich habe das Gefühl: wir tun es.

Populäres Beispiel: Die Formel-1-Rennen. Da fahren ein paar „Geistesabwesende“  so ungefähr anderthalb Stunden im Kreis, und der Sieger hat zum Schluss einen Vorsprung von Sekunden und Sekundenbruchteilen. In Metern lässt sich das oft gar nicht ausdrücken. So ist es auch in der Leichtathletik, bei den Läufern – über welche Strecke auch immer.

Wir wirbeln viel Staub auf. Eine verführerische Idee: Den vielen Besserwissern mal so richtig etwas zu husten. Das wäre doch was.

17. August 2014