Mittwoch, Januar 02, 2013

Hand auf Herz! Ein leicht verspäteter Neujahrsgedanke


Ein Neujahrsgedanke? Vielleicht eher ein Neujahrsgefühl. Gedacht? Gefühlt? Wie auch immer: Es kommt wohl aufs Gleiche hinaus.

Als es noch die DDR gab und damit DDR-Bürger, wollten viele von ihnen so leben wie die Bürger der Bundesrepublik. Sie wollten raus aus der DDR. Die meisten nicht für immer, sondern nur mal auf Zeit. Sie wollten Freiheit auch zu Hause und dann gern nach Hause, in die DDR, zurückkehren.

Dann kam alles sehr plötzlich. Erst „wir sind das Volk“ und dann „wir sind ein Volk“.
Das haben die DDR-Bürger fertiggebracht, die Bürger und nicht die Politiker. Wie glücklich sich alle fühlten (na gut: fast alle), muss hier nicht beschrieben werden. Wer es erlebt hat, weiß es.

Es dauerte nicht lange, und eine immer größere Enttäuschung machte sich breit. Hier die Gewinner, da die Verlierer, hier die, die schon immer alles hatten und dort jene, die nichts auf die Reihe gebracht hatten: zwei Völker in einem Volk. Das ist von Jahr zu Jahr schlimmer geworden, jedenfalls nicht besser. So gut wie immer geht es um Unterschiede, selten um Gemeinsames.

Aber jetzt sitzen wir alle in der Tinte. Die „alten“ Bundesrepublikaner fühlen sich genau so schlecht wie die „neuen“. Alle sind verunsichert. Die Globalisierung erschreckt alle. Nichts scheint mehr sicher zu sein, und niemand. Das fing an mit dem Shareholder Value, (Jürgen Schrempp lässt grüßen) erstes Markenzeichen einer zügellosen und rücksichtslosen Wirtschaft, setzte sich fort mit dem Wahnsinn der internationalen Finanzindustrie, der uns immer noch jeden Tag zusetzt. Die Politik weltweit hilflos, die Wirtschaft allmächtig.

Diese Entwicklung macht vor allem die „alten“ Bundesrepublikaner unsicher; sie haben mehr zu verlieren als die „neuen“. So rücken die „Neuen“ und die „Alten“ näher zusammen, sitzen plötzlich in dem einen berühmten Boot, das nur gemeinsam gerudert und gerettet werden kann. Wollen wir uns das jetzt nicht endlich einmal klar machen?

Wollen wir nicht endlich mal Schluss machen mit den alten und den neuen Bundesländern? Wollen wir nicht endlich mal Schluss machen mit unterschiedlichen Entlohnungen und Renten, um etwas ganz Alltägliches zu nennen?!

Wie wäre es, wenn wir wieder sagten, und zwar wir alle:

Wir sind ein Volk!