Mittwoch, April 25, 2012

Politik - der helle Wahnsinn

Ich hätte auch schreiben können: Der Hölle Wahnsinn. Wie ich darauf komme? Das Hamburger Abendblatt, Ausgabe vom 21./22. April 2012, Seite 4, ist schuld daran. Auf einer ganzen Seite beschreibt die Zeitung „Eine Woche im Leben des Abgeordneten Kahrs“. Einleitend schreibt das Hamburger Abendblatt: „Parlamentarier sind in Berlin immer in Hektik und müssen daheim im Wahlkreis die Bürger bei Laune halten. Trotzdem werden sie oft als faul und machversessen verachtet. Warum tut man sich das an? Das Hamburger Abendblatt hat den Hamburger Politiker Johannes Kahrs begleitet.“ Das ist eine Einleitung, die neugierig macht und ein bisschen Mitleid mit unseren Parlamentariern hervor ruft. Wie wenig dieses Mitleid gerechtfertigt ist, zeigt folgender Textauszug: „Seit 1998 sitzt Kahrs im Bundestag. Da kennt man sich. Zudem ist Kahrs in exakt 50 Organisationen Mitglied; tritt er irgendwo neu ein, tritt er woanders aus. Kahrs ist Vorsitzender beim Technischen Hilfswerk Hamburg, Mitglied des FC St. Pauli und der Pfadfinder. In Berlin sitzt Kahrs im mächtigen Haushaltsausschuss, in dem sich nicht nur die SPD-Politiker duzen, sonder gleich alle Mitglieder. Er ist Stellvertreter im Verteidigungs- und Verkehrsausschuss, Sprecher des Seeheimer Kreises, des rechten Flügels in der SPD-Fraktion oder Beauftragter für Schwule und Lesben. Und Schatzmeister der Parlamentarischen Gesellschaft, was so viel ist wie ein Abgeordnetenklub, in dem sich Politiker zu Vier-Augen-Gesprächen treffen und Lobbyisten zu Häppchen-Terminen geladen werden.“ Ich denke, so viel muss sich ein Mann nicht antun. Wichtiger: So viel sollte uns ein Mann nicht antun! Aber was tut er uns denn an? Herr Kahrs führt uns hinters Licht, er belügt uns. Das alles, was er vorgibt, zu tun, kann ein einzelner Mann gar nicht tun. Das heißt: Er redet nur überall mit und tut nichts. Und wenn er etwas tut, dann wahrscheinlich das Falsche. Denn er hat ja keine Ahnung. Ich weiß, das klingt alles so verbittert, so voreingenommen, so negativ. Und doch stimmt es. Der folgende Text der Abendblattseite sagtg es klipp und klar, wenn auch vielleicht ganz ohne Absicht: „In die Schlagzeilen geriet Kahrs zuletzt in Zusammenhang mit dem Tod der elf Jahre alten Chantal. Sie hatte unter den Augen des Jugendamts im Bezirk Mitte das Methadon ihrer Pflegeeltern geschluckt. Kahrs trat nach 18 Jahren als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Bezirksversammlung zurück.“ Ein todtrauriger Beweis dafür, dass Herr Kahrs überall mitredete, von nichts eine Ahnung hatte und leichtfertig auf Kosten anderer sein Leben führte. Ich weiß nicht, ob das Hamburger Abendblatt Herrn Kahrs als besonders tüchtigen Volksvertreter vorstellen wollte. Wenn ja, ist das wohl nicht ganz gelungen. Wenn das Abendblatt die Gründe für die so weit verbreitete Politiker-Verdrossenheit zeigen wollte, dann ist das allerdings gelungen. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Politiker wie Herrn Kahrs abzuwählen, dann sollten wir sie nutzen. 22. 04. 2012