Sonntag, Februar 07, 2010

Von Über- und Untertreibungen

In einer 3SAT-Sendung gestern Abend war unter anderem vom Olympischen Dorf in Vancouver die Rede. Klar, da wurden auch Bilder gezeigt, Bilder, die eher auf New York mit seinen Wolkenkratzen als auf ein Dorf schließen ließen.

Seit vielen Jahren sind die Olympischen Dörfer Städte. Das hat auch seinen Grund. Kein Dorf der Welt kann so viele Menschen aufnehmen wie zu einer Olympiade anreisen. Das ließe sich noch hinnehmen.

Aber: Hier versammeln sich nicht etwa die Sportler, die mit- und gegeneinadner wetteifern, sondern vor allen Dingen die Funktionäre. Sie, die Funktionäre, sind in der Überzahl. Klar, dass da ein Dorf nicht ausreicht. Ein bisschen verlogen ist das Wörtchen Dorf anstelle von Stadt schon – oder?

Und dann, wenn wir schon bei den „kleinen“ Unwahrheiten gelandet sind: Da ist immer von der Jugend der Welt die Rede. Jugend? Wann hört die eigentlich auf? In Deutschland spätestens mit 18 Jahren. Dann ist man nämlich erwachsen und nicht mehr so richtig jugendlich.

Weiter im Thema? Ach lieber nicht, es wäre unerfreulich. Dann müsste darüber gesprochen werden, dass die Olympiaden inzwischen nichts anderes sind als eine große Geldmaschine – für die Funktionäre sowieso, für die Goldmedaillengewinner auch. Und aus Silber und Bronze lässt sich auch noch Kapital schlagen.

Das sei allen gegönnt. Nur die Verlogenheit, die stört.

So viel zur ersten Übertreibung. Nun zur zweiten:

Hier geht es um „Herrchen“ und „Frauchen“ Das Thema scheint tierisch zu sein, und so ist es auch.

An die Partnersuche im internet haben wir uns ja schon gewöhnt, so sehr, dass es uns mehr oder weniger langweilt. Im Übrigen ist der Versuch, sich einen Partner zu angeln, ganz in Ordnung. Das war schon immer so und gilt auch im internet. Das also nicht das Problem.

Jetzt gibt es aber eine neue Variante, und die geht so:

„Herrchen“ versteckt sich hinter seinem Wauwau oder seiner Mietzekatze (da allerdings ist die Bezeichnung „Herrchen“ recht fragwürdig; denn die Katze beherrscht den Menschen und nicht umgekehrt), also der Mensch versteckt sich hinter seinem geliebten Vieh und hält so Ausschau – ja, wonach denn? Nach dem Katzer für seine Katze? Nach dem Hund für seine Hündin? Quatsch. Er sucht, wonach er sich so sehr sehnt: seine „Katze“. Gilt natürlich auch anders rum: Sie sucht ihren „Kater“. Wie schön, dass es Haustiere gibt.

Jetzt zum dritten Teil. Hier geht es um Untertreibung:

Die 3SAT Sendung berichtet unter der Überschrift „Heil Hitler und Alaaf“ von den Kölner Jecken und wie sie mit dem Nationalsozialismus umgegangen sind: Sie hatten nichts mit den Nazis zu tun. Wirklich nicht? Erst jetzt dämmert es. Erst jetzt wagen es die Jecken, ein wenig mit der Wahrheit herauszu-rücken. Klingt mutig, ist es aber nicht. Wenn man nach über 60 Jahren einen Teil der Wahrheit preis gibt, hat das mit Mut nichts zu tun. Untertreiben wir ruhig weiter: So schlimm war es unter den Nazis eigentlich auch nicht. Oder?