Donnerstag, August 13, 2009

Woher die Wörter kommen - und die Redewendungen

Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, leben Wörter im Verborgenen. Dann tauchen sie plötzlich auf und sind nicht selten allgegenwärtig. Irgendjemand hat sie entdeckt, erlöst aus ihrem Schlaf und in Umlauf gebracht. (Bis sie zu Tode geschrieben sind.)

Empathie ist so ein Wort. Bis vor kurzem kam es in den Gazetten nicht vor. Heute taucht es überall auf. Nichts gegen Empathie, aber alles für Mitgefühl! Ein schönes, verständliches Wort, nicht wahr?

Verorten ist ein anderes Wort, das auch sozuagen aus dem Nichts kommt. Alles Mögliche wird plötzlich verortet. Da kann jemand etwas nicht verorten, das heißt, er kann etwas nicht finden. Er sieht Zusammenhänge nicht.

Wie schwierig es mit verorten ist, zeigt folgende recht rätselhafte Aussage: „Identifikationen, wie sie ein normaler Mensch zur Verortung seiner selbst braucht…“.

Heißt das vielleicht „wenn man wissen will, wer man ist, muss man wissen, wer man ist“? Alberner als das Original scheint mir diese Übersetzung nicht zu sein.

Die Quelle dieses Unsinns? Die Scheu, vielleicht auch die Unfähigkeit, Schwieriges einfach auszudrücken, was wirklich nicht immer einfach ist. Aber es geht.

Und dann die Sucht, etwas einfaches möglichst kompliziert auszudrücken. Beispiel: „Die Firma hat ein Zeitfenster von drei Jahren, um zu zeigen, ob die Integration gelingt.“ Jetzt machen wir das Zeitfenster zu und sagen. „Die Firma hat drei Jahre Zeit…“ usw.

Erstaunlich, wie viel sprachlicher Unsinn täglich generiert – Verzeihung – hervorgebracht wird. Dagegen sollten wir etwas unternehmen. Fragt sich nur, ob aktiv oder proaktiv.