Freitag, April 28, 2006

Enthusiasmiert oder begeistert?

Enthusiasmiert. Ich bin es, du bist es, er sie es ist es, wir sind es, ihr seid es, sie sind es. Klar, das kann sich nur um die Fußballweltmeisterschaft handeln, die uns schon heute überwältigt, beispielsweise mit dem Elfmeter des Bundesgerichtshofs gegen die Fifa.

Irrtum, Euer Ehren, es geht um etwas ganz anderes. Im Titelseitenkommentar der WELT von heute , dass deutsche Wirtschaftsvertreter enthusiasmiert waren. Was waren sie wirklich? Sie waren begeistert, vielleicht auch vor Begeisterung aus sich.

Aber es muss ja alles immer ein bisschen feiner sein. Wenn man schon nicht so spricht – hoffentlich – dann schreibt man wenigstens so. Das führt dann nicht selten zu recht abenteuerlichen Ergebnissen. Eines davon liest sich so: „Profitabilisierung der neuen Titel…“

Was, um Himmels willen, könnte damit gemeint sein? Wenn wir versuchen, das herauszufinden, begegnet uns ein einfacher Gedanke: Die neuen Titel des Verlags sollen mehr Profit bringen als bisher, mehr Gewinn. Das ist ja ganz in Ordnung. Und dann könnte man das doch auch so „ordnungsgemäß“ einfach und verständlich sagen. Aber warum hat man studiert?!

Immer wieder ertappe ich mich bei dem Verdacht, ich würde eine deutschtümelnde Sprache lieben. Der eine oder andere mag das so empfinden. Aber das ist nicht so.
Ich habe nichts gegen Fremdwörter. Deshalb ist mir der Begriff Gastwörter sehr viel lieber; wir sollten ihnen Gastfreundschaft gewähren, wir sollten sie – wann immer sie etwas genauer, kürzer, verständlicher, aussprechen – wir sollten ihnen dann immer den Vorzug geben.

Genauso viel, wenn nicht noch mehr, Schindluder treiben wir mit unseren „ureigenen“ Worten. Handlungsbedarf ist so ein Ungetüm. Da scheint es irgendwo einen „gewaltigen Handlungsbedarf“zu geben (DIE WELT, 28. April 2006, Seite 33).
Der gewaltige Handlungsbedarf heißt nichts anderes als „Es muss viel getan werden!“
So etwa würde wahrscheinlich Manne Krug nach seiner Frage „Was lernt uns das?“, antworten.

Warum muss aus jedem Sprachfurz ein Donnerwetter gemacht werden?! Damit bin ich wieder bei der Frage, warum Technik heute nicht Technik heißt, sondern Technologie genannt wird.