Freitag, September 19, 2014

Zirkus bleibt Zirkus

Zu den Wagemutigsten im Zirkus gehören die Seiltänzer. In schwindelnder Höhe balancieren sie auf einem dünnen Seil von einer Seite der Manege zur anderen. Wie viel Mut gehört dazu!

Diese Akrobaten können es mit den Löwenbändigern und den Dompteuren, die Tiger durch Flammenreifen springen lassen, auf jeden Fall aufnehmen. Jeder ihrer Schritte lässt unser Herz schneller schlagen. Wir sehen sie jeden Augenblick stürzen und sind vor Glück fassungslos, wenn ihnen endlich der letzte Schritt gelungen ist.

Früher war das so. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht. Ich war lange nicht mehr in einem Zirkus. Es scheint aber heute anders zu sein. Jedenfalls glaube ich das, seit ich gelesen habe, dass Seiltänzer heute Slackliner genannt werden und dass das Seiltanzen Slacklining heißt und dass aus der Kunst ein Event gemacht wurde, das nicht mehr im Zirkuns zu bewundern ist, sondern in „freier Wildbahn“ stattfindet. Am 18. September 2014 berichtete das Hamburger Abendblatt: „Zurzeit treffen sich Slackliner aus aller Welt in Monte Piana in den italienischen Dolomiten beim ‚International Highline Meeting’“.

Slacklining gilt als Sport, ist aber nichts anderes als Zirkus, allerdings ohne den Zauber eines Zirkus, der Groß und Klein in seinen Bann zieht.