Sonntag, Juni 21, 2009

Auf verlorenem Posten

Ich war heute Gast auf einem Konfirmandentreffen der Ev.-Luth. Gemeinde Quickborn. Thema war der Nationalsozialismus in Quickborn „Quickborn zwischen Krieg und Frieden“.

Von 14 Konfirmanden erschienen nur 8. Zwei Mädchen, die nebeneinander saßen, waren ausgesprochen albern und völlig uninteressiert. Sie wollten nicht einmal am Vorlesen von Zeitzeugenberichten teilnehmen.

Ja, von Hitler hatten sie schon mal gehört. Sonst wussten sie so gut wie nichts. Sie waren überrascht, dass der zweite Weltkrieg nicht nur in Deutschland stattgefunden hat.

Ich fürchte, ich habe da tauben Ohren gepredigt.

Die Diakonin, die mich eingeladen hatte, scheint die Dinge richtig zu sehen. Die Konfirmation? Da gibt es Geschenke! Ein guter Grund, sich konfirmieren zu lassen. Der Unterricht dauert ja auch nur ein Dreivierteljahr. Das kann man investiren.

Von den Familien kommt keine Unterstützung. Die halten ja selbst nichts vom christlichen Glauben. Klar. Das muss man ja auch nicht. Aber warum dann die Konfirmation? Ach ja, wegen der Geschenke.

Wenn die Kinder nicht im christlichen Glauben erzogen werden, steht die Kirche auf verlorenem Posten. Sie kann nicht das schaffen, was die Eltern versäumt haben, was ihnen gleichgültig war oder was sie einfach nicht wollten.

Nun kann man über Sinn und Unsinn von Religionen denken, was man will, der Konsumerismus, der Tanz ums Goldene Kalb, ist sicherlich die fragwürdigste Religion, aber sie scheint die vorherrschende zu sein.

In vergleichbarer Weise steht auch die Schule auf verlorenem Posten. Was von den Eltern nicht geleistet wird – Erziehung zu Anstand, zu respektvollem Zusammenleben, zu Verständnis, zu Pflichtbewusstsein – alles das wird auf die Schule abgeladen. Dabei hätte die Schule genug zu tun, um die Fähigkeiten Lesen, Schreiben, Rechnen zu vermitteln. Dazu kommt sie immer weniger.

(„Theater ist auf der Basis der deutschen Grammatik und des gesunden Menschenverstandes zu bewältigen“. Gustav Gründgens. Das gilt nicht nur für das Theater.)