Sonntag, Juni 17, 2012
Natürlich sollten wir nicht so schreiben wie wir sprechen.
Ein bisschen wählerischer sollten wir uns im Schriftlichen schon ausdrücken.
Warum? Wenn wir im Gespräch mal etwas dick auftragen, dann können wir durch
unser Mienenspiel und durch Betonung zu verstehen geben, dass wir die Sache
nicht bierernst nehmen. Unseren Schriftsachen fehlen diese Möglichkeiten,
einzige Möglichkeit: die Gänsefüßchen unten und oben, sozusagen als Notbehelf.
Mit „dick auftragen“ meine ich auch das sich und seine
überlegene Bildung in der Wortwahl zur Schau zu stellen. Beispiel: die Causa.
Seit einiger Zeit ist in der Presse
immer häufiger von der und der Causa die Rede. Es ist noch
gar nicht so lange her, da schrieb man schlicht von einem Fall oder einer Angelegenheit.
Das genügte. Warum reicht das heute nicht mehr?
Ein kleiner Nachtrag zum Sprechen und Schreiben: In einer
Reportage zu einem der EM-Fußballspiele, die zurzeit laufen, sagte der Reporter
„Deutschland steht mit einem ¾-Bein im Viertelfinale“. Das ist natürlich
furchtbar; denn mit diesem Handicap wird es die Deutsche Mannschaft nicht in
die nächste Runde schaffen – wie denn auch?
Im Eifer des Gefechts rutscht einem eine solche Formulierung
schon mal raus. Ich finde, das ist nicht schlimm, nur lustig. Wer aber glaubt,
dass so etwas niemals geschrieben und gedruckt würde, der sollte mal in den
„Hohlspiegel“ des SPIEGEL
sehen.
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