Montag, Januar 31, 2011

Heute schon gesimst?

Also, unsere Katze springt jeden Tag aufs Fenstersims, und das nicht nur einmal. Aber das ist wohl nicht das Thema. Hier geht es ums „SHORT MESSAGE SYSTEM“, SMS, die kleine Handy-Nachricht mit maximal 160 Zeichen. Das haben wir eingedeutscht in „sms“. (Nebenbei: Frau Merkel ist allem Anschein nach sms-Meisterin. Ich würde gern ihre „Kürzel“ kennen.).

Von wegen „Nebenbei“ und „Kürzel“. Das alles hatten wir doch schon einmal. Kaum jemand kann sich erinnern. Deshalb soll es hier zur Sprache kommen.

Herbst 1945. Die Schule fing wieder an. Es gab keine Schulbücher, keine Schulhefte, es gab fast nichts, aber es gab Unterricht, endlich nach einem halben Jahr schulloser Zeit.

Es gab viel zu lernen. Es gab viel zu merken. Es musste viel aufgeschrieben werden. Aber wie sollten wir das machen? So viel Papier, wie wir brauchten, gab es gar nicht. Da hatten mein Freund Wolfgang und ich eine Idee. Wir meldeten uns bei der Volkshochschule zu einem Stenografiekursus an. Wir waren fleißig, und ehe wir es uns versahen, schafften wir 110 Silben in der Minute. Zur Geschwindigkeit kam die Papierersparnis. Wir konnten sogar auf den Zeitungsrändern noch Wichtiges notieren, da war ja nicht viel Platz uns genügte er. Auch deshalb ist aus den klugen Jungs von damals etwas geworden.

Und heute? Was hat dieses Kommunikationssteinzeitalter mit heute zu tun? Offenbar eine ganze Menge. Heute wird nicht stenografiert, heute wird gesimst. Tausende von „Kürzeln“ dürfte es inzwischen geben – von 3st = das war dreist, frech, über (.) (.) = Brüste, 8ung = -Achtung, rumian = ruf mich an, dg = dumm gelaufen. (Das könnte ein Kürzel sein, das Angela Merkel des öfteren benutzt.)

So ändern sich die Zeiten. Wurden sie besser? Wurden sie schlechter? Was auch immer: Wir müssen mit unserer Zeit und mit uns selbst zurecht kommen. Also los, Jungs und Mädels! Simst auf Teufel komm raus. Aber verständigt euch!