Donnerstag, September 09, 2010

Das Geschäft mit dem Tod

Überall und mit allem wird Geld verdient. Oft muss das auch sein. Auch ahnungslose Engel erfahren das bei Gelegenheit. So erfuhr ich am letzten Sonntag von einem Problem, das viele Friedhöfe haben.

Das wusste ich auch: Eine Grabstelle kostet Geld. Das leuchtet ein, denn ein Fried-hof will ja gepflegt werden. Er soll nicht nur die Toten beherbergen, sondern auch den Hinterbliebenen Gelegenheit geben, ihrer Toten in Andacht zu gedenken, die letzte Ruhestätte zu schmücken und zu pflegen. Ein Friedhof ist ein Park der Toten und der Lebenden zugleich.

Und nun zum Problem. Ein Erdbegräbnis kostet mehr als ein Urnenbegräbnis. Daran scheinen immer mehr Menschen zu denken, wenn sie an ihren Tod denken und etnscheiden sich für die Urne. Gewiss wäre es gemein, zu sagen, dass viele Angehö-rige sich für die billigere Feuerbestattung entscheiden – wenn nichts anderes ange-ordnet wurde – weil dann alles nicht so teuer kommt.

Was machen die Friedhofsverwaltungen? Sie sehen zu, wie sie trotzdem auf ihre Kosten kommen. Das geht zum Beispiel so:

Es wird immer beliebter, Urnen ihren Platz nicht einem der üblichen Grabfelder
zuzuweisen, sondern sozusagen Business- oder First-Class-Plätze zu vergeben – gegen entsprechenden Aufpreis, versteht sich. So fällt es natürlich leichter, die Friedhofsgärtner zu bezahlen.

Neuerdings wünschen sich viele, unter einer mächtigen Eiche oder Buche oder Linde ihre letzte Ruhe zu finden. Vielleicht fühlen sie sich dort besonders beschützt und dem Himmel näher als irgendwo sonst im Friedhof unter der Erde. Das denken sicherlich auch viele Angehörige. Und nichts, aber auch gar nichts, ist dagegen einzu-wenden.

Und damit kommen wir zum Schluss, rein wirtschaftlich betrachtet:

Ein Urnenbegräbnis rechnet sich nicht. Bei einem konventionellen Erdbegräbnis geht es gerade so. Die Business-Class- und First-Class-Begräbnisse sind die Profitbringer.
(Nein, das ist zu gemein: Sie helfen, die Unterhaltskosten eines Friedhofs einzubringen.)

Wie war das früher? Da haben wir unsere Toten mit Anstand unter die Erde gebracht. Das scheint kaum noch möglich zu sein.