Samstag, Juni 11, 2011

Sprachfurze, die zum Himmel stinken

Volker Kefer, Technikvorstand der Deutschen Bahn, ist einer der vielen, die die ganze Macht der deutschen Sprache bemühen und dann doch nur einen trockenen Furz zustande bringen. Der allerdings stinkt zum Himmel.

„Eine Bautätigkeit hochfahren“ wolle die Bahn jetzt in Stuttgart 21. Ob zu recht oder zu unrecht, ob klug oder dumm, soll hier nicht zur Debatte stehen. Es geht um die Sprache, und die ist ein Machtinstrument. Je nach Wortwahl kann man klipp und klar sagen, was Sache ist oder kann bombastisch drum herum reden. Das Bombastische hat den Vorteil, dass kaum jemand auf Anhieb versteht, worum es geht, und doch tief beeindruckt ist.

Hin und her: Wer eine „Bautätigkeit hochfahren“ will, der will aus kleiner Arbeit ein großes Beschäftigungsprogramm machen, der haut auf den Putz, bläst sich und die Sache auf.

Abgesehen davon und zurück ganz unmittelbar zu unserer Sprache: Bautätigkeiten? Was ist das? Und wie fährt man Tätigkeiten hoch? „Wir werden jetzt intensiver weiterbauen“ – so einfach ginge es doch auch, macht aber nicht so viel her..

Es ist wie mit der Technik. Sie hat längst ausgedient. Selbst einfachste Technik wird heute zur Technologie hochstilisiert Und worauf man sich vor einiger Zeit noch konzentrierte, das gerät heute in den Fokus. Ist das nun wirklich der Brennpunkt, der alle Aufmerksamkeit verlangt, der das im Augenblick Wichtigste ist? Gehört dieses ganze Sprachbrimborium nicht in den Lokus? Da wäre viel hinunter zu spülen, was so bedeutsam klingt.

(Zwei ganz unterschiedliche Meister der einfachen Sprache: Helmut Schmidt, ehemals Bundeskanzler, und Hans Fallada, vor allem in seinem Buch „Jeder stirbt für sich allein.“)