Montag, März 20, 2006

Linealpolitik

Linealpolitik ist kein Verschreiber; sondern tragische Realität. Der Begriff beschreibt, was die Kolonialpolitik der europäischen Staaten angerichtet hat. Olle Kamellen? Der Schnee von gestern? (Tatsächlich: auf dem Kilimandscharo liegt immer weniger Schnee.)

Das Thema ist tagesaktuell.

Da steht in der FAZ.net-Ausgabe von heute folgendes zur Situation im Irak:

"Mit der Demokratie sind auch die religiösen und ethnischen Konflikte im Irak institutionalisiert worden: in politischen Parteien sowie in der Dreiteilung des Landes in das Kurdengebiet im Norden, den schiitischen Süden - beide mit Ölquellen reich gesegnet - und das Hauptsiedlungsgebiet der Sunniten in der Mitte. Ein Auseinanderfallen des Iraks in drei staatliche Gebilde ist nicht mehr auszuschließen. Das würde die gesamte Region erschüttern."

Was ist da passiert - im Hintergrund? Großmächtige europäische Politiker haben Staaten mit dem Lineal gebildet, als - in diesem Fall - das osmanische Reich, die türkische Großmacht - klein gemacht wurde. Mit ein paar geraden Strichen wurde zusammengepresst, was nicht zusammenghörte und nicht zusammengehört: Kurden-, Sunniten-, Schiitenland.

Drei natürliche Staaten anstelle eines künstlichen Staatsgebildes - wäre das nicht vernünftig? Und warum sollte die ganze Region dadurch erschüttert werden?

Was diese Region nicht nur erschüttert, sondern in den Abgrund zu reißen droht, ist das Ergebnis der Linealpolitik, die in diesem Fall aus drei eins machte.

So haben die Lineale unserer Kolonialherren einen ganzen Kontinent lebensgefährlich verletzt. Das Theater um die Wahlen in Kongo ist ein böses Beispiel dafür. Was zusammengehört, wurde auseinander gerissen, was sich nicht vertrug, wurde zusammengepresst.

Mit dem heute so üblichen "dumm gelaufen" sollten wir uns nicht zufrieden geben.