Samstag, März 18, 2006

Geeignet oder fähig?

Geeignet oder fähig? Diese Frage erinnert an Hamlets Frage "Sein oder Nichtsein."

Ich will versuchen, die Frage mit praktischen Beispielen zu erklären, die uns immer wieder und häufiger als es uns lieb sein kann, begegnen: "Atomwaffenfähiges Material" und "waffenfähiges Uran".

Material ist zu nichts fähig. Zu nichts! Es kann geeignet sein, oder auch ungeeignet. Uran, Eisen,
Holz, Steine - nichts von alledem hat Fähigkeiten.

"Waffenfähiges Uran" hätte die Fähigkeit, Waffen herzustellen? Hat es nicht. Es ist "nur" geeignet für die Herstellung von Waffen, Atomwaffen.

Du meine Güte! Muss man denn so genau sein? Jeder weiß doch, was gemeint ist. Wirklich?
Hier vielleicht ja, in anderen Fällen nein.

Anderes Beispiel: Unentbehrlich - unverzichtbar.

Wenn wir uns die beiden Wörter mal spaßeshalber als Boxer vorstellen, hat "Unverzichtbar" durch KO gewonnen. "Unentbehrlich liegt im Staub der Sprache. Das Wort kommt so gut wie gar nicht mehr vor.

Was passiert ist? Hier zeigt sich unser Anspruchsdenken. Wir möchten auf nichts verzichten, wir wollen immer alles haben, manchmal um jeden Preis. (Verzicht ist das Aufgeben eines Anspruchs, Rechtes od. Vorhabens, lt. Wahrigs Wörterbuch).

Der Fernseher als Grundausstattung eines Haushalts ist unverzichtbar. Wirklich? Darauf haben wir Anspruch? Er ist entbehrlich, man braucht ihn nicht. Man kann auf ihn verzichten, auch wenn das kein Grund zur Freude ist; unverzichtbar ist er nicht.

Merkwürdig auch, daß es das Wörtchen "verzichtbar" nicht gibt, nur "unverzichtbar". Spricht das nicht Bände?

Langer Schreibe kurzer Sinn: Das "Unentbehrliche" ist das Notwendige, das "Unverzichtbare" ist das Wünschenswerte, das wir gern hätten, aber nicht haben müssen.

Den Unterschied machen wir natürlich nicht so gern, und deshalb sprechen unsere Politiker und auch unsere Politikerinnen (ach, das sind ja ein und dieselben) vom Unverzichtbaren. So wollen sie uns klar machen, daß wir auf nichts verzichten müssen. Das liest sich dann an anderer Stelle aber wieder ganz anders.

Da sieht man mal, was man mit der Sprache alles fertigbringen kann.