Montag, Oktober 31, 2016

Transparenz. Wunsch, Wahn, Wirklichkeit

Alle Welt verlangt nach Transparenz, ganz besonders, wenn es um Politik geht, zugespitzt zurzeit auf TTIP und CETA. Alles, jede Kleinigkeit soll mitgeteilt werden.

Auf den ersten Blick sieht das vernünftig aus. Schließlich ist der Wunsch verständlich, über Entscheidungen, die unser Leben beeinflussen, unterrichtet zu werden, bevor sie in  die Tat umgesetzt werden. Nur so gibt es die Chance – so klein sie sein mag – sich rechtzeitig zu Wort zu melden. Auch das dürfte vernünftig sein – und unser gutes Recht.

Dieser verständliche Wunsch scheint  sich allerdings zu einem Wahn entwickelt zu haben. Transparenz klingt inzwischen manchmal so wie der Aufruf „kreuzigt ihn!“ Der Begriff hat sich verselbständigt, und viele folgen ihm blind. So sieht es aus. Und das ist nicht gut.
Damit zur Wirklichkeit. Totale Transparenz ist totale Kontrolle. Ein schrecklicher Gedanke. Wenn es nicht Geheimnisvolles, nichts Geheimes, nichts Vertrauliches mehr gibt, dann gibt es auch kein Vertrauen mehr.

Wem das zu abstrakt ist, übertrage diese Ansicht einfach einmal auf sein eigenes Leben, auf seine Beziehung zu dem ihm am nächsten stehende Menschen. Diese Beziehung beruht auf Ehrlichkeit, auf Offenheit, vor allem aber auf Vertrauen – nicht auf Kontrolle. Vergessen wir nicht, dass Kontrolle und Misstrauen ein Zwillingspaar sind.

Auf die heftige TTIP- und CETA-Diskussion übertragen, auf den politischen Alltag: Ehrlich und offen und vertrauensvoll ist die Politik nicht auf uns Bürger zugegangen. Die Politik hat uns misstraut. Das ist ihr Problem und damit leider auch unseres.

Den hartnäckingen Widerspruch der knapp dreieinhalb Millionen Wallonen hat sich die Europäische Politik selbst eingebrockt. Und nun?

Zig Politiker malen den Teufel an die Wand: Die EU ist ruiniert. Sie macht sich lächerlich. Alles der reine Unfug. Selbst wenn CETA am Widerspruch der Wallonen scheitert, wird alles Welt  weiter mit der Europäischen Union sprechen. Dem Eindruck, dass sich hier beleidigte Politiker äußern, die sich in ihrem Ehrgeiz, ihrer Ehre und ihrer Eitelkeit gekränkt fühlen, ist nur schwer zu widersprechen.

Dieser Text ist dem Beitrag „Der Transparenz-Wahn“ von Karl-Heinz Büschemann, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 22./23. Oktober 2016 zu verdanken, einer lesenswerten Betrachtung des Problems.

Eine kleine Spitze hat der Autor dennoch verdient. Er überschätzt sich und seine Kollegen – nun ja, ein bisschen überheblich, um nicht schamlos zu sagen: „Journalisten unterscheiden im Dschungel der Wirklichkeit zwischen Wichtigem und Unwichtigem und erleichtern den Konsumenten das Zurechtfinden im Komplexen.“

Tun sie das wirklich? Können sie das überhaupt? Dass sie es wollen, dürfte außer Frage stehen. Mehr aber auch nicht. Wie wäre es mit etwas mehr Bescheidenheit?


Computer sind auch nur Menschen

Das klingt ziemlich albern, ist es aber nicht. Spätestens dann wird das klar, wenn wir uns mit Computerprogrammen, mit Algorithmen, nach denen sie arbeiten, und mit Big-Data beschäftigen. (Big-Data klingt für mich wie Fette Sau. Ich kann nicht genau sagen, warum. Aber irgendwie scheint es zu passen.)

Am besten fallen wir mit der Tür ins Haus. Dann kommen wir am schnellsten zur Sache.

Erstens: Menschen möchten gern objektiv sein, was sie irgendwie mit gerecht verbinden, urteilen aber subjektiv. Wissen und Glauben vermischen sich hier kaum trennbar. Eine menschliche Schwäche. Das erklärt die ständige Suche nach Objektivität und den dafür notwendigen Werkzeugen.

Zweitens: Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Computer, seinen Programmen und den ihnen zugrundeliegenden Algorithmen genau über dieses Werkzeug verfügen. Dabei vergessen wir, dass Algorithmen nicht aus dem Nichts kommen, sondern von Menschen erdacht werden, subjektive Ansichten der Programmie-rer inbegriffen. Das heißt: Von Objektivität kann auch hier nur bedingt die Rede sein.

Wie die Auswahl von Mitarbeitern durch Computerprogramme zeigt, kann das fatale Folgen haben – kann? Hat!

In Konzernen, großen Unternehmen werden Bewerber oft durch umfangreiche computerisierte Testprogramme gejagt, die der Bewerber kaum durchschauen kann. Die Aufgabe dieser Programme ist weniger das Herausfinden der besten Bewerber, sondern das Aussortieren möglichst vieler, die nicht in das Schema passen. Im Klartext: Es geht darum, die Personalabteilungen zu entlasten, ihre Arbeit so kostengünstig wie möglich zu machen. Ob das eine erfolgver-sprechende Personalpolitik ist, darf infrage gestellt werden.

So schreibt Cathy O’Neil in „der Freitag“ vom 13. Oktober 2016: „Diese Personaler-Algorithmen haben das Potenzial, eine neue Unterschicht zu schaffen – eine Klasse von Menschen, die sich auf unerklärliche Weise vom normalen Leben ausgeschlossen fühlen.“

Jetzt (nach der Finanzkrise „geht es nicht mehr bloß um Finanzprodukte, sondern um Menschen. Mathematiker und Statistiker durchleuchten anhand gewaltiger Datenmengen (die sie oft aus sozialen Medien und Online-Kaufhäusern zusammenklauben) unsere Sehnsüchte, unsere Bewegungen und unser Kaufverhalten.“ Sie machen uns berechenbar.

Big-Data. „Ein Computerprogramm kann sekundenschnell Tausende von Lebensläufen oder Kreditanträgen  vergleichen und die ‚vielversprechendsten‘ Kandidaten nach oben sortieren. Das spart nicht nur Zeit, sonder gilt auch als fair und objektiv. Schließlich sind keine vorurteilsbehafteten Menschen im Spiel, nur Maschinen, die Zahlen auswerten.“

„Die vermeintlich objektiven Formeln hinter der Big-Data-Wirtschaft basieren ihrerseits auf Entscheidungen fehlbarer Menschen. Sie binden Vorurteile, Vorlieben und Missverständnisse in automatische Systeme ein, die zunehmend unser Leben bestimmen. Diese Algorithmen sind so undurchschaubar wie Götter…“

„Firmen mit Niedriglohn-Jobs behandeln ihre Bewerber wie eine Viehherde“, so Cathy O’Neil. Mit dieser Ansicht ist sie nicht allein.

Kein Ausweg aus diesem menschenverachtenden Unfug? Gegenbeispiel, von Cathy O’Neil ins Feld geführt:

„Der beste Weg, Vorurteile zu umgehen, sind komplett anonymisierte Bewerbungsverfahren. Orchester zum Beispiel waren lange Zeit eine Männerdomäne. Schon seit den 1970ern aber spielen Bewerberinnen und Bewerber hinter einem Wandschirm vor. Beziehungen, Geschlecht, Hautfarbe haben so keinen Einfluss mehr. Die Musik, die erklingt, spricht für sich. Der Prozentsatz der Frauen in großen Orchestern hat sich seither verfünffacht.“

Das ist Objektivität.





Sonntag, Oktober 30, 2016

Totschlag

Das Ergebnis ist wie bei Mord: ein Toter. Die Gerichte urteilen bei Totschlag milder als bei Mord. Wie richtig oder falsch, wie gerecht oder ungerecht das ist, soll hier nicht diskutiert werden.

Es dreht sich hier nämlich nicht um Totschlag an und für sich, um das mal halbwegs juristisch korrekt auszudrücken, es geht um den Begriff Totschlagargument. Hier wird nicht jemand, sondern etwas totgeschlagen. Zumindest wird es versucht (was fast schon an Mord grenzt).

Beispiel: Herr Saki Stimoniaris, MAN-Betriebsratschef, meint, dass Risiken für Hundert-tausende Arbeitsplätze mindestens so hoch zu bewerten sind wie Verbraucherrechte. Das ist ziemlich infam, denn der Herr spielt hier die einen gegen die anderen aus. Damit ist Herr Stimoniaris nicht allein. Im Gegenteil. Die Mehrheit der Wirtschafts- und Gewerkschaftsfunktionäre keult allzu gern mit diesem Totschlagargument. Und alle Welt nickt. Weil jeder seinen Arbeitsplatz gern ein für allemal sicher sähe. Das ist verständlich und sollte auch so sein.

Aber leider ist dieses Argument viel zu oft verlogen. Es wird nur gedroht. In Wirklichkeit stehen keine Arbeitsplätze auf dem Spiel. Es geht um etwas ganz Anderes: Privilegien für Unternehmen und Aktionäre. Oft fehlen schlimmstenfalls nur ein paar Cent an der Dividende. (Hintergrund: SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 19. 10. 2016 „VW rüstet kaum Dieselautos um.“)

Vergangenheit

Ein klarer Fall: Vergangen ist vergangen. Auf den ersten Blick sieht das so aus. Auf den zweiten Blick stellt sich heraus, dass das nur für die Grammatik gilt: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Es gibt da auch noch irgendwelche Zwischentöne. Aber das alles ist nur Formsache.

Vergangenheit ist immer auch Gegenwart, kann es auf jeden Fall sein. Wenn wir an etwas denken, das vergangen ist, das unter Umständen hunderte oder noch mehr Jahre zurückliegt – was passiert da? Wir machen die Vergangenheit zur Gegenwart. Wir haben sie vor Augen, als wäre es heute. Und es ist ja auch heute.


Krause Gedanken? Vielleicht. Aber ich bin damit nicht allein. William Faulkner notierte: „Das Vergangene ist nicht tot. Es ist nicht einmal vergangen.“

Justizirrtum

Vor ein paar Tagen aufgelesen. Ein paar Jungs um die 14 haben, der Anführer 21, haben ein 14jähriges Mädchen betrunken gemacht, sie vergewaltigt und dann in einem Hinterhof nachts bei nahe null Grad abgelegt. Das Mädchen hat überlebt. Was aus ihm wird, steht in den Sternen.

Die „Sache“ ging vor Gericht. Der Einundzwanzigjährige wurde zu einer kurzen Gefängnisstrafe verurteilt (Bewährungsstrafe?), die anderen Jungs wurden freigesprochen, da noch nicht „strafmündig“.

Noch schrecklicher als dieses Urteil ist die Begründung. Im Gefängnis, pardon, einer Justizvollzugsanstalt (JVA) bestünde die Gefahr, dass die Jungs kriminalisiert würden. Keine Besserungsanstalt, sondern eine Verschlimmerungsanstalt. Damit scheinen sich Justiz und Verwaltung abgefunden zu haben. Es ist zum fürchten. Stimmt da irgendetwas nicht? 30. 10. 2016


Der Leichenwagen

Mal kommt er früher, mal später. Zu den Armen kommt er früher. Fred-Jürgen Beier, Arzt, Soziologe und Leiter des Gesundheitsamts Nürnberg liefert in „der Freitag“ vom 6. Oktober 2016 Beweise:

„Frauen im untersten Fünftel der deutschen Gesellschaft haben eine rund acht Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen im obersten Fünftel der Gesellschaft. Bei Männern beträgt der Unterschied sogar mehr als elf Jahre. „Weil du arm bist, musst du früher sterben“ stimmt also.

„Gesündere Lebensweisen und gesündere Lebensverhältnisse hängen in erster Linie von Bildung, sozialem Status und den zur Verfügung stehenden materiellen Ressourcen ab.“ Dabei ist der allgemeine Wohlstand gar nicht so entscheidend. „Ab einem bestimmten Niveau ist es entscheidender, wie groß der Abstand  zwischen Arm und Reich ist. „Solidarität scheint eine wichtige Gesundheitsressource zu sein und die Angst, sich gegen Armut abschotten zu müssen, erzeugt offenbar ungesunden Stress.“ (So der britische Epidemiologe Richard Wilkinson.)

Herr Beier nennt eine Reihe von Möglichkeiten, den Armen zu einem längeren Leben zu verhelfen. Nichts davon ist neu. „Die Politik“ betet es jeden Tag vor sich her. Was sie aber tut, ist nicht einmal halbherzig. So wird Bildung von früh bis spät gepredigt. Getan wird nicht, was auch nur entfernt notwendig wäre.

Hier wäre jetzt die Gelegenheit, ein paar giftige Pfeile gegen die Politiker abzuschießen, zum Beispiel, weil sie als die Privilegierten mit ihrer Aussicht auf ein langes Leben wenig Verständnis für die Armen haben. Nein, das soll hier nicht gesagt werden. Es wäre zu gemein und auch zu allgemein.


29. 10. 2016 

Lügenpresse

Die Krakeeler kriegen den Hals nicht voll. Wenn ihnen nicht passt, was Presse und Fernsehen bringen, brüllen sie los: „Lügenpresse, Lügenpresse…!“ Das ist, zumindest auf Deutschland bezogen, ziemlicher Quatsch. Noch haben wir die von der AfD angestrebte gleichgeschaltete Presse nicht. (Nicht Gott bewahre uns davor. Das sollten wir selbst tun.)

Aber so ein bisschen Lüge verbreitet sich doch. Genauer gesagt, handelt es sich weniger um Unwahrheiten, sondern um Ungenauigkeiten und ganz besonders um Sensationslust, den Ehrgeiz, als erster das große Ding zu bringen, den Hype, wie das heute genannt wird.

Russia Today meldet, in Garmisch-Partenkirchen hätten die Schwarzen (die CSU ist nicht gemeint) die Macht übernommen.  Das französische Nachrichtenportal „Atlantico“ berichtet ähnlich über das „vermeintliche Regime dunkelhäutiger Flüchtlinge“. Bei der britischen Daily Mail ist von „Straßenkämpfen, Vandalismus und sexuellen Übergriffen“ die Rede. Alles das stimmt nicht. Es nicht übertrieben zu sagen: Das ist gelogen.

Mindestens haben die Redaktionen nicht genau hingesehen. Sie waren oberflächlich, auf die Sensation aus. Sie haben sich unverantwortlich benommen. Ob das bei uns, in Deutschland, auch passiert? Passiert? – Auch so gemacht wird? – um es genau zu sagen.

Den Garmisch-Partenkirchener Bürgen wurde es lästig, dass sich die Flüchtlinge – „genau wie die Touristen  - gerne in großen Gruppen am Richard-Strauß-Platz, im Kurpark und vor manchen Geschäften in der Fußgängerzone“ aufhalten. Überall dort gibt es kostenloses WLan,  was verständlicherweise auch die Flüchtlinge nutzen.

Das Problem sind nicht die Flüchtlinge in der Stadt, sondern ihre Unterbringung in der ehemaligen US-Kaserne „General Abrams“. Dort sind sie ganz auf sich gestellt. Und warum? Weil die Behörden nicht verstehen, wie man solche Schwierigkeiten vermeidet. Sie in den Griff zu bekommen, ist – wie wir sehen – sehr viel schwieriger. (Ehrenamtliche helfen, Behörden sind – oft – hilflos.) (Quelle: „Ein Hilferuf und sein Echo“, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 20. Oktober 2016)

Zusammengefasst: Von Lügenpresse keine Rede in diesem Fall, von Oberflächlichkeit und Dummheit umso mehr. Grund genug, die Augen weit aufzusperren und die Ohren zu spitzen.


Super-Gau

Ich könnte mich jetzt wieder über diesen Blödbegriff ärgern. Aber ich will das im Augenblick nicht. Nur so viel: GAU ist das Kürzel für „Größter Anzunehmender Unfall“. Wenn etwas das Größte ist, kann es darüber nichts mehr geben, egal, wie oft man „Super“ wiederholt. Es kann also keinen Supergau geben. Basta! Tatsächlich schreibt SPIEGEL ONLLINE am 25. Oktober (nur) vom Fukushima-GAU. Der Bericht ist schlimm genug. Was da notiert ist, schreit zum Himmel, und leider gibt es keinen Grund, an dem Bericht zu zweifeln.

700 Millionen € gibt die japanische Regierung derzeit jährlich für die Beseitigung der Schäden aus. Die Regierung? Die japanischen Bürger!

Aus den 700 Millionen werden mehrere Milliarden € pro Jahr werden, so der japanische Industrieminister Hiroshige Seko. Kosten für die Bergung der geschmolzenen Brennstäbe sind noch nicht mal eingerechnet.  Mit der Bergung will man 2018 oder 2019 beginnen.

Aber es sind nicht die Kosten allein, die einen verzweifeln lassen. Tepco, Betreiber der Fukushima-Reaktoren, hat noch nicht einmal mit der Entsorgung der Reaktoren begonnen. Tepco versucht immer noch, den Abfluss von radioaktiv verseuchtem Wasser zu verhindern. Bitte genau lesen. Man versucht!

Der Abriss des Fukushima-Atomkraftwerks wird schätzungsweise 40 Jahre dauern.

Die japanische Regierung hatte 40 von 42 Atomreaktoren abgeschaltet. Das sind zwei zu wenig. Als wenn das nicht verantwortungslos genug wäre: Kein Land ist bereit, sich von seinen Atomkraftwerken zu verabschieden. Selbst Deutschland macht das nur halbherzig.

Erst Tschernobyl, dann Fukushima. Die Lunte brennt. Die Funken springen weiter. Und wenn uns die ganze Sache um die Ohren fliegt, wird niemand mehr da sein, der sagen kann: Die Menschheit hat sich selbst umgebracht. Das war geplanter Selbstmord, feiner ausgedrückt: Suizid.


Freitag, Oktober 28, 2016

Nachhilfestunde

Vermutlich bin ich nicht allein mit meinem Eindruck, dass in letzter Zeit immer mehr Journalisten immer häufiger versuchen, mit ihrem hohen Bildungsgrad zu prahlen. Das liegt weniger an dem, was sie schreiben, sondern mehr daran, wie sie schreiben. Die Sucht, sich durch den Gebrauch außergewöhnlicher Fremd-wörter auszuzeichnen, scheint unwiderstehlich zu sein.

Ein Beispiel, das für viele andere steht: „In seinem zweifellos drogeninduzierten, delirant-spiritistischen Finale gibt ‚Opfergang‘ preis, worin Harlans affiziertes Begehrenskino später reinkarnieren sollte…“ (Andreas Busche, der Freitag, 6. Oktober 2016).

Nicht nur bildungsferne Leser – ja, auch die können lesen – werden so gut wie nichts verstehen. Wie bildungsnah muss man sein, um annähernd zu begreifen, was gemeint ist? Ist ein akademischer Grad in Philologie oder Germanistik erforderlich, oder genügen ein paar Semester hier oder da?

Wenn wir dem Autor folgen: Was gibt das Finale von ‚Opfergang‘ wirklich preis? Zunächst einmal scheint es den Einfluss von Drogen nahezulegen. Dann spielen auch Wahnvorstellungen und Übersinnliches eine Rolle. Das führt später zu der Wiedergeburt der Harlan-Auffassung eines Kinos, das bewegt und berührt  bis zur Besessenheit.

„Das Finale von Veit Harlans ‚Opfergang‘ deutet in seiner Mischung von drogenbeeinflussten Wahnvorstellungen und Übersinnlichem das an, was später als Propaganda, als teuflische Verführung erschien – in den Filmen ‚Jud Süß‘ und ‚Kolberg‘.“ Ist es das, was Andreas Busche sagen wollte? Wenn ja, warum hat er es dann nicht gesagt? Und wenn nein? Dann muss der Leser Nachhilfeunterricht nehmen.

Wirklich? Ist es nicht so, dass so mancher Journalist dringend Hilfe braucht, um von seinem hohen Bildungsross herunterzukommen? Einfach mal „Deutsch zu Fuß“, also leicht verständlich. Damit ist keineswegs das „Leichte Deutsch“ gemeint.





Montag, Oktober 24, 2016

Das Totwinkelprinzip

Wenn Sie ein Gesetz machen, müssen Sie immer wieder in den Rückspiegel blicken. Sie kennen das ja vom Autofahren. In beiden Fällen gibt es das Problem des „toten Winkels“. Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind und jemand Sie überholen will, kann es passieren, dass Sie ihn im Rückspiegel nicht sehen. Er befindet sich im „toten Winkel“. Da ist ein kritischer „Schulterblick“ das Gebot der Vernunft. Inzwischen gibt es auch Totwinkelwarner, die anzeigen: Vorsicht, da will jemand überholen. Spur halten!
Ob so ein Totwinkelassistent auch bei der Gesetzgebung angebracht wäre? Wahrscheinlich wäre das nicht verkehrt.
Wenn Sie ein Gesetz machen, dann können Sie sicher sein, dass Sie jemand überholen will, dass jemand, während Sie noch an dem Gesetzestext arbeiten, überlegt, wie er sie austrickst. Sollte Ihnen dieses Beispiel zu technisch sein, können Sie sich für „Hase und Igel“ entscheiden. Es kommt aufs selbe hinaus. Die Trickser lauern überall. Und wie wir am Beispiel „Hase und Igel“ sehen, sind sie immer zuerst zur Stelle.

22. 10. 2016 

Von der Umgehung der Gesetze

„Einmischung unerwünscht. Seit Jahren bemüht sich die Politik um mehr Mitbestimmung für Arbeitnehmer und mehr Frauen in Top-Positionen. Doch Unternehmen wissen längst, wie sie beide Ziele hintertreiben. Ganz einfach und legal.“ So die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG am 20. Oktober auf Seite 19.
Seit Januar dieses Jahres gibt es eine sogenannte Geschlechterquote. Das Gesetz sieht vor, dass 30 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder großer Unternehmen weiblich sein müssen. Davon sind zurzeit nur 100 Unternehmen betroffen, aber immerhin. Die Unternehmen müssen an der Börse notiert und die Aufsichtsratssitze paritätisch zwischen Arbeitnehmern und Anteilseignern verteilt sein. Deutsche Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern sind verpflichtet, einen solchen Aufsichtsrat einzurichten. Das Dumme ist nur, dass das Quotengesetz Schlupflöcher bietet. Und die werden schamlos ausgenutzt.
Einer der Tricks: Bevor ein Unternehmen den zweitausendsten Mitarbeiter einstellt, lässt es seine gute deutsche Aktiengesellschaft (AG) in  eine Societas Europaea (SE) umwandeln. Schon ist sie aus dem Schneider wie beispielsweise der Wohnungskonzern Vonovia SE. Als das Unternehmen noh Annington hieß, hatte es weniger als 2000 Mitarbeiter und deshalb keinen mitbestimmten Aufsichtsrat. Heute hat der Konzern über 6000 Mitarbeiter, aber keine Mitbestimmung und keine Quotenfrauen. SE sei Dank!
Einen anderen Trick wendet der Medizintechnikkonzern Fresenius an. Die Frauenquote im Aufsichtsrat stimmt zwar, aber sie hat keine Bedeutung. Die Entscheidungen werden von einem anderen Gremium getroffen, dem Aufsichtsrat der Fresenius Management SE. Ergebnis: Wie bisher eine reine Männerrunde. Und wie steht es mit der Mitbestimmung?
Trick Nr. 3: Man wandelt ein deutsches Unternehmen in eine ausländische Gesellschaft um, siehe Air Berlin. Die Fluglinie ist inzwischen eine britische Public Limited Company und muss sich nicht mehr an deutsche Regeln halten.  Wetten, dass es noch mehr Tricks gibt? Und wenn nicht, dann wird daran gearbeitet.
Müssen wir resignieren? Müssen wir sagen, die Welt ist nun mal so? Müssen wir uns mit der Auffassung abfinden, dass Gesetze dazu da sind, umgangen zu werden? Gibt es Möglichkeiten, das zu ändern?
Eine Möglichkeit könnte sein, Gesetze deutlicher, d.h. eindeutig zu formulieren. Das ist schwierig, aber möglich. Eine andere, die vielleicht wichtiger ist: Jedem Gesetz einen abschließenden und verbindlichen Paragraphen hinzuzufügen: „Dieses Gesetz ist buchstabengetreu anzuwenden und zu befolgen. Jeder Versuch, dieses Gesetz zu umgehen, ist strafbar.“ (Das gilt für alle, die das Gesetz anwenden, die Behörden, und diejenigen, die das Gesetz zu befolgen haben, die Unternehmen.)
Wer jetzt sagt, dies sei eine sehr kindliche Auffassung, hat recht. Aber soll alles so bleiben, wie es ist?


Samstag, Oktober 15, 2016

Von Forschung und Lehre

In letzter Zeit wird viel über Biodiversität gesprochen und geschrieben. An diesem Begriff herumzumäkeln, wäre kleinlich. Zumindest ahnt jeder, was gemeint ist: biologische Vielfalt. Die ist in Gefahr, und wir sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Nicht in Gefahr ist offensichtlich die Arbeitsdiversität, sprich: die Vielfalt der Berufe. Sie breitet sich aus wie Unkraut und ist schon heute kaum überschaubar. Das liegt daran, dass wir inzwischen in einer Wissensgesellschaft, in einer Informationsgesellschaft (das wäre der genauere Begriff), in einer Dienstleistungsgesellschaft leben.

Täglich werden uns Dienste angeboten, die es vor kurzem noch gar nicht gab, von denen wir auf jeden Fall nichts wussten und die wir – bei Licht besehen – in vielen, wenn nicht sogar in den meisten Fällen, gar nicht brauchen. Auf jeden Fall entstehen dadurch immer neue Berufe, deren Zahl kaum noch zu überblicken ist.

Eine ganz besondere Rolle spielt dabei die Universitätsindustrie. Jede Stadt, die auf sich hält, hat inzwischen eine Universität. Es müssen hunderte sein. Deshalb darf von Industrie (oder wäre Inflation der genauere Begriff?) gesprochen werden.

Die merkwürdigsten Dinge werden dort erforscht und gelehrt – Forschung und Lehre sind ja das, wodurch sich Universitäten auszeichnen, was sie überhaupt erst zu Universitäten macht.

Ist es nicht verblüffend, wenn der Sozialpsychologe Prof. Rolf Pohl als Männlichkeitsforscher auftritt, wenigstens aber so bezeichnet wird? Männlichkeit als Universitätsdisziplin? In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk am 15. Oktober wusste er aber auch nicht so recht bescheid. Wie auch? – wenn aus jedem Kinkerlitzchen eine Professur gemacht wird.

Diese Kunst, aus nichts etwas zu machen, ist weit verbreitet und tobt sich in professoralen Begriffen aus. Anders lässt sich „werteorientierte Interkulturalität“ nicht bezeichnen. „Interkulturalität“!

Wenn es eine Sprachsondermüllabfuhr gäbe, müsste sie sofort angerufen werden. Bitte, entsorgen! Schließlich leben wir in einer Dienstleistungsgesellschaft. Diese Sondermülldienstleistung sollten wir viel öfter in Anspruch nehmen.



GVO - das Milliardengeschäft


Was hinter diesen drei Buchstaben, was hinter dieser Abkürzung steckt, hat es in sich. GVO ist das Kürzel für GenVeränderte Organismen. Das klingt viel netter als das, was damit gemeint ist: Genmanipulation.

Täglich verändert sich etwas in unserem Leben. Über viele Veränderungen freuen wir uns, weil sie unser Leben einfacher und angenehmer machen, vielleicht sogar bereichern. Manipulation dagegen ist, sagen wir mal, die böse Schwester der Veränderung. In diesem Wort steckt viel Unehrlichkeit bis hin zum Bösen, listiges, undurchschaubares Vorgehen zum eigenen Vorteil und zum Nachteil der Anderen.

Verständlich deshalb, dass wir uns nicht manipulieren lassen wollen. Verständlich aber auch, dass diejenigen, die uns manipulieren wollen, dieses Wort scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Deshalb GVO und nicht Genmanipulation. Wie wir sehen, fängt Manipulation schon mit der Wahl der Wörter an und frisst sich dann wie Krebs bis in die letzte Zelle der Manipulation.

Schluss mit der Theorie. Sehen wir uns die Praxis an. Nehmen wir als Beispiel Monsanto, das Unternehmen, das mit Genmanipulation Milliardengewinne macht.
Seit Jahrzehnten pfuscht Monsanto der Natur ins Handwerk, spielt sozusagen Schöpfung.

Was der Konzern als Fürsorglichkeit ausgibt – ohne ihn würde weltweit in wenigen Jahren Millionen und Abermillionen Menschen verhungern – ist ein knallhart kalkuliertes, menschenverachtendes Geschäft. Und mehr noch: Es ist eine Lüge. „50 Prozent der weltweiten Getreideernte werden für Tierfutter genutzt, statt Menschen zu ernähren.“ So der Philosoph Richard David Precht (STERN 13. 10. 2016)

Patente auf Saatgut sorgen dafür, dass Bauern eigenes Saatgut nicht mehr verwenden dürfen. Sie müssen Jahr für Jahr für teures Geld bei Monsanto nachkaufen, dazu noch Unkrautvernichter wie Roundup. Sonst funktioniert das System nicht.

Beispiel „Golden Rice“. Monsanto hat einer Reissorte ein Beta-Carotin-Gen untergemogelt. Das war natürlich eine gute Tat; denn in Ländern, in denen täglich drei Mal Reis gegessen wird, leiden die Menschen unter Karotin-Mangel. „Golden Rice“ löst dieses Problem, sagt Monsanto. Mit diesem patentierten Reis nehmen die Menschen die notwendige Dosis Beta-Carotin zu sich. Hallelujah!

Das stimmt aber nicht. Nach einiger Lagerzeit verflüchtigt sich das Beta-Carotin im „Golden Rice“. Es bleibt alles wie bisher. Der reine Schwindel.

Das ist aber nicht das Ende der Geschichte. Ein französischer Wissenschaftler hat sie zu Ende geschrieben. Er sagt: „Dabei wäre alles so einfach. Es würde genügen, wenn die Menschen zum Reis auch Auberginen äßen. Schon wäre ihr Karotinbedarf gedeckt. Was macht die Gen-Industrie? Sie entnimmt den Auberginen ein Gen und pflanzt es in den Reis ein.“

Welch ein Umweg. Welch ein Irrsinn! Wir – Monsanto voran, aber keineswegs allein – greifen gewissenlos in die Natur ein. Die Folgen unseres Tuns kennen wir nicht, außer den Milliarden Dollar, die die Genmanipulationskonzerne kassieren.

Es dürfte nicht übertrieben sein zu sagen, dass die Genmanipulationsindustrie gefährlicher ist als jede Atombombe, als jedes in die Luft fliegende Atomkraft-werk.

Der Korken ist aus der Flasche. Der böse Geist ist nicht mehr einzufangen. So zeigt sich: Der größte Feind des Menschen ist der Mensch. Die Begabung der Menschheit, unseren Planeten zu ruinieren und sich selbst umzubringen, ist überwältigend.

 14. 10. 2016







Dienstag, Oktober 11, 2016

Von der Infamie zur Peinlichkeit

Kriegsverbrecherprozess 1945/46 in Nürnberg. Hermann Göring auf die Frage, ob er denn von den Verbrechen nichts gewusst habe: „Wenn man oben ist, erfährt man besonders wenig.“ Das war eine infame Lüge. Göring wusste alles, billigte alles, war an allem beteiligt.

Zugegeben: Das ist eine brutale Zusammenfassung. Sie wird aber nicht infrage gestellt durch Görings „Wer Jude ist, bestimme ich.“ Dieser Satz, der im Nürnberger Prozess nicht zur Sprache kam, macht ihn nicht menschlicher. Er ist in dieser Betrachtung auch nicht so wichtig wie „Wenn man oben ist, erfährt man besonders wenig.“ Diese Aussage ist – wie sagt man? – hochaktuell. Sie führt auf direktem Weg vom Reichsmarschall zu  - beispielsweise – Martin Winterkorn, bis vor kurzem Vorstandsvorsitzender des Volkswagenkonzerns.

Herr Winterkorn, in keiner Weise mit Göring zu vergleichen, was hier auch nicht geschieht, hat von den Abgasmanipulationen in seinem Konzern nichts gewusst? Ach so. Er war zu weit oben. „Da erfährt man besonders wenig“. Den Göring hat Herr Winterborn aber sorgfältig gelesen, mindestens diesen Satz.

Was bei Göring infam war, ist bei Herrn Winterkorn nur peinlich. Entweder verschanzt sich Herr Winterkorn hinter einer himmelschreienden Unwissenheit – ein Armutszeugnis sondergleichen, unfähig, einen Konzern wie VW zu leiten – oder …? Was soll man da sagen? Er entstellt die Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit.

Vermutlich ist davon auszugehen, dass Herr Winterkorn mit seinem Verhalten nicht allein ist, was ihn nicht entlastet, sondern die Sache nur noch schlimmer macht.

Zum Schluss bleibt die Vermutung: Die da unten wissen alles. Die da oben wollen nichts wissen. Welche Überraschung!


Unüberhörbares auf Linie 5

Auf keiner anderen Buslinie – deutschland-, europa-, weltweit  - sind jeden Tag so viele Menschen unterwegs wie auf der Linie 5 in Hamburg.. Es sind zigtausende. Da kann man viel erleben. Und noch mehr hören, ob man will oder nicht.

Mit dem Wollen oder Nichtwollen ist das so eine Sache. Wegsehen können wir ja. Aber weghören? Das geht nicht, jedenfalls nicht so gut. Smartphoner sprechen nämlich notwendigerweise laut, sonst versteht ihr Gesprächspartner sie nicht. Bei dem Lärm, den der 5-er während seiner Fahrt macht, kein Wunder.

Und so kommt es, wozu es kommen muss. Da fliegt uns immer nur die Hälfte eines Gesprächs um die Ohren. Die andere hören wir nicht, weil sie im Smartphone landet. Schade eigentlich. Andererseits: Die Hälfte reicht, ist oft sogar viel zu viel. Und so hört sich das an:

„Cool. Hat er wirklich zeitnah gesagt? Und weißt du schon, wann? OK. Hat er noch nicht gesagt? Dann sag’s ihm. Nicht wichtig? OK. – Ich muss gleich aussteigen. Wo ich bin? Ehrlich, keine Ahnung. Muss mal sehen. – Was heißt Kompass ? – Ob ich einen habe? – Nee, habe ich nicht. – Was? Der Gabriel hat einen? Ach so, der braucht einen. Was für einen? – Habe nicht verstanden. –– Einen klaren Kompass? – Haste dich nicht verhört?  Vielleicht will der nur einen klaren Schnaps, nen Kümmel oder nen Korn. – Nee, steh ich nicht drauf. – Ambi? Was ambi? – Ambitioniert? Bin ich nicht. Kannst ja nicht alles mitmachen. Kann die Merkel ruhig zehnmal sagen,  mach ich nicht. – Agenda?  Habe ich auch nicht. – Die Merkel hat sowas?  - Bin ich die Merkel? – Und was hat die gesetzt? – Eine ambitionierte Agenda, ja? – Cool! Warum fällt mir sowas nicht ein? – Ich muss jetzt raus, rüber zur Bahn.“

Da wird es dann so weitergehen. Wir werden wieder nur die Hälfte hören. Ist vielleicht gar nicht so verkehrt. Wir können uns die andere Hälfte ausdenken. Das regt den Geist mehr an, als Kreuzworträtsel zu raten. Das Schönste daran? Wir brauchen kein Smartphone dafür.



Märchenstunden

Neuerdings machen Politiker zunehmend Gebrauch von dem schönen, alten Wort Erzählung. Sie dürften ihren Grund haben.

Erzählungen haben etwas Märchenhaftes an sich. Wirklichkeit und Fantasie vermischen sich. Man weiß nicht genau, wo das Eine anfängt oder das Andere. Das macht den Reiz der Erzählung aus.

Warum aber sprechen Politiker plötzlich davon, dass sie uns Bürgern Erzählungen anbieten müssten, damit wir ihre Gedanken verstehen, ihnen folgen können und uns für ihre Ideen begeistern – warum?

Vielleicht hat die Politik etwas falsch verstanden. Die Parteien verstehen sich als Unternehmen. Ihre Überzeugungen betrachten sie als Produkte. Und die wollen sie verkaufen. So kommt es, dass sie wie Konzerne Marketing betreiben. Sie verstehen sich selbst als Marke,  sprechen von ihrem Markenkern. Politik als Geschäft – nicht als Aufgabe? 

Es ist das gute Recht eines jeden Politikers, seine Ziele und Pläne immer etwas hübscher darzustellen als sie es wirklich sind. Das gehört zum Geschäft, und das wollen wir keinem Politiker übel nehmen, verbieten schon gar nicht. Aber  Politik als Erzählung? Politik als Märchenstunde? Wollen wir das wirklich zu-lassen?

Nein! Aus dem politischen Kindchenalter sind wir doch längst raus. Also: keine Erzählungen und schon gar keine Märchen. Klipp und klar sagen, was Sache ist, worum es geht und warum, den notwendigen Klacks Sahne drauf, damit schmeckts. Das müsste doch gehen zwischen Politiker und Bürger.



Montag, Oktober 10, 2016

Es ist zum Fürchten

DER SPIEGEL 43/2016 steckt voller Horrorgeschichten. In Syrien wird mit der Bombardierung Aleppos der nächste Weltkrieg geprobt. Die Menschen dort nur noch das, was in Kriegen zynisch Menschenmaterial genannt wird. Zerbombt, zermahlen, zermalmt. Und die Kriegsherren? Putin, Obama, Assad, Kerry, Lawrow usw. – mir fehlen die Worte.

Der Hass, der grenzenlos Hass überall. In den USA, in Kolumbien, im Nahen Osten, in Afrika, zunehmend auch in Europa, bei uns in Deutschland. Es ist zum Fürchten. Die Menschheit hat die Beherrschung verloren. Sie hat sich nicht mehr unter Kontrolle. Sie schreit, pöbelt, schlägt zu.

Verführerisches Trugbild: Alles das findet in Diktaturen nicht statt. Dort herrscht Ruhe, siehe Russland, siehe Nordkorea als Beispiele für andere, die es bestimmt auch noch gibt. Das ist natürlich Unsinn.

Diktatoren sind immer das schlimmste von allen denkbaren Übeln. Mussolini, Hitler, Stalin, Pol Pot, Mao Tse Tung und die vielen anderen. Der größte Diktator: Gott.

Niemand ist so rücksichtlos wie er. Er lässt jedes Unglück geschehen. Wie viele Millionen Menschen ließ er in Religionskriegen umbringen, lässt es heute noch zu! Der einzige Unterschied zwischen ihm und den anderen Diktatoren: Es gibt ihn gar nicht. Gott ist, wie alle Götter, eine Erfindung des Menschen – unsere Erfindung. Und das bedeutet: Wir schreiben das Kriegstagebuch. Die Mörder sind wir.

Selbst die kleinsten Dinge sind inzwischen zum Fürchten. Die SPIEGEL-Geschichte „Ein junger Mann, der Populist werden will“ (41/2016) jagt uns einen gehörigen Schrecken ein. Die Rede ist von Markus Frohnmaier, 25, Vorsitzender der AJ, Alternative Jugend, Jungvolk der AfD.

Dieser junge Mann studiert im zehnten Semester Jura. Irgendwie will er das Studium sogar abschließen. Gearbeitet hat er anscheinend noch nie. Einen Beruf hat er nicht. Student ist kein Beruf, sondern eine Lehr-, eine Lernzeit. Markus Frohnmaier politisiert seit 10 Jahren durch die Gegend.

Auf der Schattenseite der Politik scheint er sich gut auszukennen. Er will nach oben. Sein nächstes Ziel: ein Bundestagsmandat. Für seine Reise dahin hat er ein Ticket der AfD.

Herr Frohnmaier ist ein Politiker im bösesten Sinne des Wortes: ein Berufspolitiker. Und genau die sind zu fürchten. Denn Politik ist kein Beruf. Man kann sich berufen fühlen, sich für Notwendigkeiten und Interessen seiner Mitbürger in Kommune, Kreis, Land und Bund einzusetzen. Ein  Beruf ist es trotzdem nicht, sondern eine Aufgabe.


Sonntag, Oktober 09, 2016

Schweinereien am laufenden Band, Teil drei

Auf den ersten Blick könnte man sagen: Hier wird aber dick aufgetragen. Eine junge Politikerin redet kompletten Unsinn und entschuldigt sich dann. Das soll eine Schweinerei sein? Mal sehen, ob das stimmt.

Entschuldigung! Eine junge Frau, Bettina Kudla, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Leipzig, hat sich im Ton vergriffen. Jemanden „Dünnschiss“ zu nennen und von „Umvolkung“ zu sprechen, lässt auf Geschmacklosigkeit und rechts-drehende politische Auffassung schließen. Schlimm das Eine, noch schlimmer das Andere.

Aber nun hat sich die junge Frau entschuldigt, so richtig mit Brief. Ist damit alles erledigt? Nein. Frau Kudla hat nicht begriffen, dass man sich selbst nicht entschuldigen kann. Man kann um Entschuldigung bitten. Aber vielleicht ist das mehr eine Sache des Sprachgefühls. Mit dem falschen Verständnis von Entschuldigung ist Frau Kudla nicht allein. Das soll nicht als Schweinerei bezeichnet werden. Die steckt woanders

Das Gemeine, denn Schweinereien sind nichts anderes als Gemeinheiten, das Gemeine ist das Wort Umvolkung. Ein Nazibegriff der bösesten Art. Heute wieder gern hervorgeholt von Kreisen, die noch rechtser sind als rechts.

Ist Umvolkung möglicherweise doch  auch ein bisschen CDU? Immer weiter nach rechts, die Damen und Herren der Union, CSU vorneweg? Bis rechts neben ihnen  wirklich kein Platz mehr ist? Das wäre nun wirklich die größte Schweine-rei. Müssen wir das befürchten?

Die Christliche Nachsicht, die die CDU im Falle Kudla walten lässt, könnte das befürchten lassen. Aber vielleicht muss man hier doch nicht alles so schwarz sehen, wie sich die CDU selbst sieht.


Schweinereien am laufenden Band, Teil zwei

Im ersten Teil dieser Serie ging es nicht wirklich um Schweine. Schweinereien haben eben nicht immer etwas mit Schweinen zu tun. Meist geht es um menschliches Verhalten. Hier geht es wirklich um Schweine. Aber nicht nur. Das Wichtiger ist  das schweinische Verhalten von Menschen, dem wir hier begegnen.

Frei laufende Schweinehalter. Kleine Einleitung zum besseren Verständnis: In einer Diskussion über die industrielle Massentierhaltung (oder Tiermassenhaltung?) begann  ein Massentierhaltungsunternehmer seinen Beitrag mit folgenden Worten: „Ich als frei laufender Hühnerhalter…“. Bei der großzügigen Auslegung, der Nichtanwendung des Tierschutzgesetzes dürfen wir davon ausgehen, dass dieser Herr immer noch frei herumläuft. So wie die Schweinehalter. Die laufen auch frei herum.

Peta, eine ernst zu nehmende Tierschutzorganisation, hat unter anderem in Ställen dreier führender Landwirtschaftsfunktionäre und Politiker gefilmt.  In den Filmen: „Schweine mit riesigen Nabelbrüchen. Viele Tiere haber blutig gebissene Schwanzstummel. Etliche husten, humpeln oder kommen kaum mehr hoch. In den Gängen liegen tote, verwesende Tiere, bei einem treten die Innereien aus.“

Diese Ställe gehören Franz-Josef Holzenkamp, Aufsichtsratsvorsitzender bei Agrarmulti Agravis Raiffeisen und CDU-Bundestagsabgeordneter – Josef Rief, lange Jahre im Bauernverband aktiv und für die CDU im Bundestag – Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, CDU-Bundestagsabgeordneter. Das Christ-liche scheint allen drei Herren abhanden gekommen zu sein.

Wenn die Not am größten ist, sprechen die Funktionäre gern von Einzelfällen. Da sie aber mit schlechtem Beispiel vorangehen, dürfte das der Wahrheit nicht entsprechen. Ein kleiner „freilaufender Schweinehalter‘ kann sich doch nur sagen: „Wenn die da oben das machen, warum nicht auch ich?“ Wenn das keine Schweinerei ist!


Schweinereien am laufenden Band, Teil eins

Kein Tag, an dem nicht irgendeine Schweinerei passiert. Manchmal sind es gleich mehrere. Drei sollen hier zur Sprache kommen, eine schön nach der anderen, in Fortsetzungen. Das macht die Sache erträglicher. Hier also Teil eins:

Entgelt-Gleichheitsgesetz. Schon dieses Wortungetüm lässt nichts Gutes ahnen. Mühselig genug hat  sich die Große Koalition nach drei Jahren Diskussion auf einen Entwurf geeinigt, der nun zu einem Gesetz werden soll.

Das zum Himmel schreiende Problem: Frauen werden für ein und dieselbe Arbeit schlechter bezahlt als Männer. Der Gesetzentwurf löst dieses Problem nicht. Dabei wäre das so einfach: „Frauen und Männer werden für die gleiche Arbeit gleich bezahlt.“ Kurz und bündig. Keine Ausnahmen. Keine Schlupflöcher. Einer der kürzesten Gesetzestexte.

Stattdessen: Frauen in Betrieben ab 200 Arbeitnehmern dürfen sich nach der Entlohnung anderer Mitarbeiter erkundigen. So könnten sie feststellen, ob sie gerecht oder ungerecht behandelt werden. Die Frauen sollen also betteln gehen? Ja, so ist das wohl gedacht. Die wenigsten werden sich trauen. Außerdem bringt das auch nichts. Sie erfahren, wie viel weniger ihnen gezahlt wird. Mehr aber auch nicht. Entgelt-Gleichheit ist das nicht.


Wenn wir mal kein Blatt vor den Mund nehmen, sondern Tacheles reden, dann ist das eine Schweinerei. Die aber lässt sich noch überbieten. Zumindest Teilen der Union, besonders aber der Arbeitgeber-Lobby, geht selbst dieser fragwürdige, dieser unwürdige Entwurf zu weit. Dies ist die noch größere Schweinerei.

Donnerstag, Oktober 06, 2016

Von der Schönheit des Widerspruchs

So könnten wir „Ästhetik des Protests“ mit einfachen Worten übersetzen. Vielleicht würde das Conny Runge, Sprecherin des linksradikalen Bündnisses „Solidarity without limits“ sogar gefallen. Aber es würde nichts besser dadurch.
Das Bündnis wendet sich nach eigenen Angaben gegen erstarkenden Nationalismus und Rassismus. Was Besseres können wir uns gar nicht wünschen.
Am 3. Oktober will die „Solidarity“ in Dresden bei den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit protestieren. Warum nicht? Es gibt Gründe dafür. Nicht alles ist in Ordnung in Deutschland. Das kann nicht oft genug gesagt werden.
Es kommt allerdings darauf an, wie es gesagt wird und welche Form des Protests angemessen ist. Gewalt ganz fraglos nicht.
Das wollte sicherlich auch Conny Runge für die „Solidarity without limits“ sagen. Aber sie hat sich nicht getraut. Sie sagte: „Jeder muss seine Ästhetik des Protests selbst finden.“ Wie viel klarer wäre es gewesen zu sagen: „Jeder muss wissen, wie weit er mit seinem Protest geht.“ So hätte Conny Runge auf feine Art klar gemacht, dass ihre Gruppe Gewalt ablehnt.
Warum fällt es Menschen, die sich für gebildet, bildungsnah, zumindest bildungsaffin halten, so schwer, sich verständlich auszudrücken? Warum sprechen und schreiben so viele in der Armut eines Spezialistendeutsch, das sich von dem Reichtum unserer Sprache so weit entfernt hat? Politikerdeutsch, Verwaltungsdeutsch, Juristendeutsch, Managerdeutsch… Nicht wundern, wenn Kietz- und Rap-Sprache leichter verstan-den werden.
Kaum eine andere Sprache ist so reich wie unsere.  – einleuchtende Fremdwörter aus welcher Sprache auch immer sie kommen – eingeschlossen. Unsere Sprache war schon immer gastfreundlich. Sie hat sich nie gescheut, fremde Wörter aufzunehmen, wenn die etwas besser, genauer, vielleicht auch liebenswürdiger sagen. Auch das hat unser Deutsch reich gemacht.


Sonntag, Oktober 02, 2016

Ein Bild lügt mehr als tausend Worte

In der Sendung „Das manipulierte Bild“ zeigte 3SAT am 29. September, wie wenig wir inzwischen unseren Augen trauen können. Was sich vor unseren Augen abspielt, was uns vorgespielt wird, ist erschreckend.

Der Wunsch, Fotos zu fälschen, ist nicht neu und die Fähigkeit dazu auch nicht. Was vor gar nicht so langer Zeit noch sehr umständlich war, ist dank Photoshop und anderen weiterentwickelten Programmen fast schon ein Kinderspiel. Vor allem: Nicht nur Fotos sind leicht zu fälschen, auch Filme und nicht zuletzt Videos. Was wie Wirklichkeit und Wahrheit aussieht, ist nicht selten Lüge.

Diese Lügen verbreiten sich wie Buschfeuer rund um die Welt, im Fernsehen, in der Presse. Und man kann den Redaktionen kaum einen Vorwurf machen; denn ihre Möglichkeiten, Fälschungen zu entdecken, scheinen gering zu sein.

So einfach Bildfälschungen sind, so schwierig ist es, sie zu entdecken und zu beweisen. Das verlangt nicht nur Wissen und Fähigkeiten, sondern auch Zeit. In einem Beispiel dieser Dokumentation sagt einer der Spurensucher zur Entlarvung einer Fälschung: „Das hat einen Monat gedauert.“

Und dann eine katastrophale Bemerkung am Schluss der Doku, sinngemäß: Man müsse kritisch sein, gesunder Menschenverstand sei wichtig. Ach so. Wir sollen bei Betrachtung eines Videos seine Echtheit beurteilen, so einfach mit unserem gesunden Menschenverstand. Und  Experten brauchen dafür einen Monat?

Mit dieser Empfehlung hat 3SAT die ganze Doku. infrage gestellt. Der gesunde Menschenverstand hat die Autoren in einem wichtigen Augenblick in Stich gelassen. Sie haben sich an der Wahrheit vorbei gedrückt. Die heißt nämlich: Wir sind  Fälschungen hilflos ausgeliefert

PS: Jetzt komme bitte niemand mit „Lügenpresse, Lügenpresse!“ Gelogen wird woanders. Damit sei der Presse allerdings kein Freibrief ausgestellt. Es ist nicht immer leicht, der Versuchung zu widerstehen.



Unendlicher Irrsinn

Faschismus. Kommunismus. Nationalismus. Kapitalismus. Imperialismus. Alles hatten wir, alles haben wir. Irgendwo geistert immer irgendetwas davon durch Welt. Und nie führt es zu etwas Gutem. Wir haben das immer wieder erlebt, erleben es auch heute und lassen uns trotzdem verführen. Woran liegt das?
Eins haben alle Begriffe gemeinsam: eine religiöse Überzeugung, die unerschütterliche, uner-bittliche Auffassung, der einzige Weg zum Glück zu sein. Das hat wenig mit Verstand zu tun, umso mehr mit Gefühl. Es ist wie mit der Liebe: Ist man erst mal verliebt, kommt man nicht mehr zur Besinnung, ist nicht ganz bei Verstand. Man ist sozusagen besessen.

Ein schöner, ein himmlischer Zustand für den Einzelnen, eine Katastrophe in der Politik (Kapitalismus und Imperialismus eingeschlossen). Und so kommt es in der Politik immer, wie es kommen muss: zu einem bösen Ende. Der Weg dahin ist blutig. Das Allerschlimmste: Das Ende ist gar keins. Man fängt immer wieder neu an. Die Gefühle sind übermächtig. Der Verstand hat die geringsten Aussichten. Wie heißt es so grauenhaft schön? Flattert erst mal die Fahne im Wind, ist der Verstand in der Trompete.
Nein, nein, nein. Das ist alles an den Haaren herbeigezogen. Was die Religionen angeht, mag das stimmen – die Kreuzzüge, das Christentum gegen den Islam  und umgekehrt. Der dreißigjährige Krieg, der totale Krieg zwischen Katholiken und Protestanten. Die Verfolgung der Hugenotten. Aber das ist Vergangenheit.

Wirklich? Gibt es keine Religionskriege heute? Niemand wird behaupten, dass Schiiten und Sunniten sich lieben und beide die Jesiten. Sie bekämpfen sich bis aufs Blut. Dieser religiöse Wahnsinn, vermengt mit nationalistischen, kapitalistischen und imperialistischen Interessen, tobt sich nicht nur im Nahen Osten aus.

Indien will unbedingt Atom-Uboote haben, denn China scheint schon welche zu haben. Der Grund: Beide Länder erheben Ansprüche auf einunddieselben Seegebiete im Indischen Ozean und im Chinesischen Meer. Da werden Milliarden verpulvert, obgleich hunderte Millionen Menschen in Indien und China in bitterer Armut leben. Hat das etwas mit Verstand zu tun? Wie gesagt: Flattert erst mal die Fahne…!

Selbst da, wo es nach allgemeiner Ansicht kühl und voller Überlegung zugeht, in der Wirtschaft, dominieren Gefühle. Wer daran zweifelt, wird durch TTIP und CETA eines besseren belehrt. Ein neuer Glaubenskrieg, in dem der Verstand nur eine kleine Rolle spielt. Das Entscheidende sind die Allmachtsgefühle der internationalen Konzerne, die die Politik inzwischen an der kurzen Leine führen.
Der Befund, Globalisierung sei die schönfärberische Umschreibung von Raubtier-kapitalismuns, scheint nicht aus der Luft gegriffen zu sein.

Soweit eine kurze Bestandsaufnahme. Und nun? Wird es so weitergehen? Es wird. Das Gefühl ist dem Verstand überlegen. Das ist seit Menschengedenken so. Die Beweislage ist erdrückend. So kurz und bedrückend lässt sich das beamtenmäßig ausdrücken.


Hirnfreies Gedankengut

Immer wieder ist Unglaubliches und Unverständliches zu lesen und zu hören, nicht nur in der Politik. Auf die Idee, Veggie-Fleisch, also Fleischersatzprodukte, muskelfreies Bratgut zu nennen, muss man erst mal kommen. Diese Bezeichnung ist ziemlich widerlich, in jeder Hinsicht.

Jeder kann von Fleischersatzprodukten auf Soja-oder-sonstwas-Basis halten, was er möchte. Trotzdem: Soja essen und Fleisch schmecken, das ist schon ein bisschen komisch. Ob es wirklich gesünder ist und umweltgerechter, ist auch noch nicht raus. Wie gesagt: Ansichtssache.

Damit nicht genug. Im Zusammenhang mit muskelfreiem Bratgut werden auch noch „endokrine Disruptoren“ aufgetischt. Da könnte einem wirklich der Appetit vergehen. Abgesehen davon: Was sind endokrine Disruptoren? 

Wer sich die Mühe macht, das herauszufinden, lernt, dass es um Substanzen, also Inhaltsstoffe, geht, die den Hormonhaushalt beeinflussen. Der muss im Gleichgewicht sein, damit wir gesund bleiben. Endokrine Disruptoren stören dieses Gleichgewicht. Das tut uns nicht gut.

Wenn schon muskelfreies Bratgut, dann doch bitte mit dem Hinweis „Dieses Veggie-Produkt enthält Stoffe, die Ihren Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen können.

Den Hinweis „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker könnte man sich ja verkneifen. Angebracht wäre er schon.