Montag, November 30, 2015

Das "unmögliche" Dudendeutsch

 Die Zeiten, in denen Der Duden klare Regeln vorgab – ja und nein und nichts dazwischen,  liegen lange zurück. Es geht nicht nur so, sondern auch anders, Der Duden heute, bis hin zu schmerzhaft falscher Grammatik, siehe „gewunken“ statt gewinkt, ist zu einer Sammlung von sprachlicher Beliebigkeit geworden.

Heute endlich habe ich mir Klarheit darüber verschaffen wollen, was mit den in den Gazetten so häufig benutzten Wörtern „offenbar“ und „offensichtlich“ gemeint ist.

Offenbar hat für mich etwas mit Offenbarung zu tun. Wenn etwas offenbar wird, offenbar ist, dann heißt das: So ist das und nicht anders. So sehe ich das auch bei offensichtlich. Wenn etwas offen sichtbar ist, dann ist das ein klarer Fall.

Ich habe mich immer wieder darüber geärgert, dass die Gazetten offenbar, offensichtlich, wirklich und tatsächlich anders sehen. Wenn sie etwas mit offenbar bezeichnen, dann ist es nur eine Vermutung.

Wie gesagt: Heute habe ich mich aufgerafft, im Duden nachzusehen. Und was ist da zu lesen? Der Duden behauptet, mit beiden Wörtern sei nichts anderes gemeint als „dem Anschein nach“, „anscheinend“. So stellt Der Duden unsere Sprache auf den Kopf. 29. 11. 2015

Namen sind nicht nur Schall und Rauch

Es gibt Familiennamen, die man sich nicht merken muss, weil sie einem überall begegnen. Müller, Meier, Schulze gehören dazu. Außerdem sind sie so einfach, dass man sie auch dann noch versteht, wenn sie genuschelt werden. Dass man Meier auch Meyer schreiben kann oder Maier, und Schulze manchmal mit tz geschrieben wird, tut hier nichts zur Sache.

Dann haben wir Namen, die sich leicht einprägen, weil sie ziemlich selten sind wie zum Beispiel Gudelius. Manchmal wird am Telefon nachgefragt, wie sich der Name schreibt. Das ist seltsam; denn der Name ist klar in 4 Silben gegliedert: Gu – de – li – us. Vielleicht liegt es daran, dass das G nicht richtig mitgehört wird. Udelius? Einzige Hilfe: buchstabieren! – G wie Gustav, u wie Ulrich usw. Aha.

Zu einer ganz anderen Kategorie gehören Namen, die eigentlich klar und leicht verständlich sind, sich aber mit einer gewissen Pfiffigkeit des Namensträgers und seiner Freude an Wortspielen unvergesslich einprägen. So ergänzte ein gewisser Herr Schröpfer seinen Namen beim Kennenlernen durch „Schröpfer, wie Finanzamt“. Der Name geht auch in einem ausgesprochen schwachen Gedächtnis nicht verloren.

Eine ähnliche Eselsbrücke bietet sich beim Nachnamen Marx an. Hören wir bei einer Vorstellung diesen Namen, wissen wir nicht, wie man ihn schreibt – Marx, Marks, Marcks? Ein kleiner Trick würde alles schlagartig klar machen: „Marx wie Engels.“ Alles ist geklärt, auch die Schreibweise. Wer so seinen Namen erklärt, gerät bestimmt nicht in Vergessenheit.

Zum Schluss noch eine Kuriosität. Nehmen Sie einmal an, Sie hießen mit Nach-namen Gutenmorgen. Bestimmt können Sie sich vorstellen, was Sie da alles erleben können, beispielsweise dann, wenn Sie nachmittags angerufen werden und sich mit Gutenmorgen melden. Guten Morgen? Guten Tag, wird Ihr Anrufer sagen. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig als zu sagen: Nein, nein – Gutenmorgen. Ich heiße so. Ach so. Das ist ja lustig. Na ja, aber Sie werden damit leben müssen. 28. 11. 2015

Mittwoch, November 25, 2015

Halleluja


Endlich haben wir alle ein Thema: Terrorismus. Und weil ein Thema nicht reicht, nehmen wir gleich ein zweites hinzu: Flüchtlinge. Irgendwie hängt das ja zusammen. Jedenfalls liest sich das so.

Halleluja! Alles, was bisher wichtig war: vergessen, mindestens beiseite geschoben, beiseite geschrieben. Randerscheinungen. Bankenkrise, Griechenlandkrise – alles weit weg. Tat ja nicht wirklich weh. Die Schmerzen kommen erst später und – wahrscheinlich – heftiger. Alles weit weg? Ja. Sogar „Je suis Charlie“. Liegt auch schon Monate zurück.

Jetzt aber alles ganz nah auf einmal, von heute auf morgen. Freitag, 13. November in Paris. Irre schießen um sich, ermorden über 130 Menschen, tun es im Namen eines Gottes, den es nicht gibt. Eine fürchterliche Tat.

Noch schrecklicher ist, wie die Medien – Presse, Fernsehen, Funk – damit umgehen. Nachrichten, Vermutungen, Gerüchte – alles das wird zu einem unbekömmlichen Cocktail zusammengerührt, vielleicht auch geschüttelt.  Unbekömmlich? Unverantwortlich.

Experten, die keine sind, Reporter und Korrespondenten, die so gut wie nichs wissen, es nicht wissen können, werden von den Sendern zu Aussagen gezwungen, die wie Nachrichten klingen und nichts anderes sind als Vermutungen, persönliche Eindrücke – Rohstoff für Meinungen, die der Wirklichkeit nicht standhalten.

Möglicherweise ist ein Sprengstoffgürtel gefunden worden. Es sei ein Gürtel, der einem Sprengstoffgürtel ähneln könnte. Möglichkeiten, aber keine Tatsachen. Gewiss ist es nicht einfach, damit umzugehen. Was das Fernsehen noch vor Kurzem in Gesprächen mit Mitarbeitern vor Ort als Information anbot, wird heute Einschätzung genannt. Zugegeben, das trifft die Sache besser.

Trotzdem: Die Freude der Medien an den Katastrophen bleibt groß. In diesem Fall ist sie besonders peinlich. Wollen wir uns wirklich damit abfinden? Natürlich wäre es nicht fein zu sagen: „Haltet mal die Klappe!“ Angebracht wäre es schon.

PS: Liebe Politiker, bitte jetzt nicht weghören. Auch für Politiker, vor allem für sie, gilt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Geht mit gutem Beispiel voran und haltet die Klappe, auch wenn es schwerfällt. 24. 11. 2015

Dienstag, November 24, 2015

Fragen einer Frau zum Islamismus und ihre Antworten

Wenn ein Islamist sich in die Luft sprengt und andere Menschen mit sich, dann sei er ein Märtyrer und ihm das Paradies gewiss und 72 Jungfrauen erwarteten ihn – so heißt es.

Ich muss das nicht glauben, aber ich frage mich: Was würde das bedeuten?

72 Jungfrauen zu entjungfern halte ich nicht unbedingt für ein Vergnügen, ganz besonders dann nicht, wenn die Mädels dazu abkommandiert werden und sich nicht aus freien Stücken hingeben. Eine einzige in der Liebe erfahrene Frau würde jeden Märtyrer glücklicher machen.

Was hinter dem 72-Jungfrauen-Versprechen steckt, ist nichts anderes als der Männlichkeitswahn, den wir in Europa für überwunden hielten und der im Islamismus Gesetz zu sein scheint: das Recht auf Vergewaltigung. „Jus primae noctis“ das vermeintliche Recht des Gerichtsherrn, mit der Braut eines Untertanen die Hochzeitsnacht zu verbringen – vor dem Bräutigam!

Wenn eine Islamistin sich in die Luft sprengt und andere Menschen mit sich – ist sie dann eine Märtyrerin? Vor allem: Was wird ihr versprochen? Was erwartet sie im Paradies? 72 geile Kerle vielleicht, die über sie herfallen? Das kann sich doch keine Frau wünschen.

Ich denke, das sind keine guten Aussichten. Und ich denke: Bei aller anerzogenen Untertänigkeit werden das muslimische Frauen auch so sehen, die islaministischen vielleicht nicht.  23. 11. 2015

Montag, November 23, 2015

Der Novemberterror in Paris

Die Reaktionen auf die Massaker vom 13. November  erinnern großenteils an die zum 11. September 2001, hilflos und mit einem Hang zu Hysterie. Unsere deutschen Politiker tun sich da besonders hervor. Als wenn Frankreich geschlafen hätte. Hat es nicht, war aber so wehrlos wie wir es auch sein würden und jedes andere Land.

Wie wollen wir Irre und Fanatiker erkennen? Sie geben sich ja nicht zu erkennen, tragen ihre Kalaschnikows und Sprenggürtel nicht vor sich her. Was also tun?

Vielleicht sind kleine Schritte das Richtige, zum Beispiel die "Spielchen" der Salafisten nicht länger als Ausdruck von Meinungsfreiheit dulden. Das sollte für alle Formen des Islamismus gelten. Die Dinge beim Namen nennen. Es gibt keinen Islamischen Staat, sondern einen Islamistischen Staat, wenn wir das Gebilde überhaupt Staat nennen wollen.

Mag sein, dass dieser Staat tatsächlich bekriegt werden muss. Aber dann bitte erst, wenn klar ist, was folgen soll. Nicht noch einen Irak und ein Afghanistan.
14. 11. 2015

Big Data

Unter dem Titel „Kopf oder Zahl“ schreibt DER SPIEGEL in Ausgabe 47 vom 13. November einleitend: „Big Data. Die sagenhafte Masse verfügbarer Daten macht den modernen Menschen lesbar bis in sein Innerstes. Gestützt auf Algorithmen, hält totale Überwachung im Arbeitsleben Einzug. Eine Reise durch die kalte Welt der Datenanalysten. Autor: Uwe Buse.

Der Autor handelt das Thema ausgehend vom Beispiel des Celebration-Health-Krankenhauses in der Nähe von Orlando, Florida ab. Ashley Simmons ist die Beauftragte für Effektivität in diesem Krankenhaus. Dort gab es ernst zu nehmende Probleme in der Kommunikation und in den Arbeitsabläufen. Diese Probleme hat die Dame mit einem Big Dat-Konzept gelöst. Alles, aber auch wirklich alles, was die Mitarbeiter – Ärzte und Management ausgenommen – tun, oder auch nicht, wird erfasst. Wie lange sich Pflegerinnen in welchem Krankenzimmer oder im Schwesternzimmer aufhalten, wird ebenso erfasst wie jede andere Tätigkeit oder Untätigkeit. Wenn die Mitarbeiter aus dem Überwachungssystem verschwinden, weiß das Management: Sie sind aufs Klo gegangen.

Diese Big Data-, diese Big Brother-Überwachung bringt die erstaunlichsten Ergebnisse zutage, zum Beispiel: Schwarze Patienten brauchen weniger Aufmerksamkeit durch das Personal als weiße, um zufrieden zu sein. Männer brauchen weniger Zuwendung als Frauen, dafür sollte der einzelne Besuch einer Schwester länger dauern als eine Stippvisite. Frauen dagegen fühlen sich besser nach häufigen, kurzen Besuchen von Schwestern oder Pflegern. Am schwierigsten sind Frauen zwischen 35 und 45 Jahren, egal ob verheiratet oder nicht. Alle diese Ergebnisse werden für die Verbesserung der Krankenhauseffizienz, also der Wirtschaflichkeit genutzt. Das Wohl der Patienten steht nicht im Vordergrund.

Das Celebration-Krankenhaus baut das Arbeitsverhältnis nicht länger auf Vertrauen und maßvoller Kontrolle auf, die Verhältnisse stehen vielmehr Kopf. Mittels totaler Kontrolle soll alles optimal laufen. Zitat: „Aber so könnte auch ein intelligenter Diktator argumentieren.“

Weiter heißt es „Die Gegner beklagen, dass diese Welt eine unmenschliche sein wird. Fest steht, dass alle kapitalistischen Gesellschaften  in Richtung Big Data marschieren werden, allein Kostendruck und Konkurrenz sorgen dafür, nicht nur in den USA, auch in Europa… Am Ende, das ist die Vision, soll jeder Mensch bis ins Letzte berechenbar sein, für Firmen, Arbeitgeber und Regierungen – und es wird heißen: Er tue alles nur für sich und sein Glück.

Ich brauchte gar nicht so weit zu lesen, um für mich zu notieren: Es gibt Rätsel, die sollten rätselhaft bleiben. Dazu gehört der Mensch. Je berechenbarer wir ihn machen, desto unmenschlicher wird er. Der Mensch – eine Maschine.

Wie sich alles entwickeln wird, so heißt es gegen Schluss, „hängt nicht von den Maschinen ab, sondern von den Menschen, die sie bedienen, und es ist nicht einfach zu sagen, ob das eine gute Nachricht ist“. Doch, das lässt sich sehr wohl sagen: Es ist eine schlechte Nachricht.
16. 11. 2015

Ist es das Internet, oder sind wir es selbst?

„Forum
Liebe Leserinnen und Leser, im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf SPIEGEL ONLINE finden Sie unter diesem Text kein Forum. Leider erreichen uns zum Thema Flüchtlinge so viele unangemessene, beleidigende oder justiziable Forumsbeiträge, dass eine gewissenhafte Moderation nach den Regeln unserer Netiquette kaum mehr möglich ist. Deshalb gibt es nur unter ausgewählten Artikeln zu diesem Thema ein Forum. Wir bitten um Verständnis.“
 SPIEGEL ONLINE – seit einigen Tagen. 06. 11. 2015

Traurig, dass so etwas geschrieben werden muss.

Bitte rede nicht über das Flüchtlingsthema. Ergreife um Himmelswillen nicht für die Flüchtlinge Partei.

Machst du das, wirst du an die Wand gestellt, wirst du einen Kopf kürzer gemacht, was den Islamisten übelgenommen wird. Nicht jeder hat das Recht, das zu tun. Aber wir aufrechten Deutschen haben natürlich das Recht dazu. Und wir nehmen uns alles heraus, was die Fäkalsprache zu bieten hat. Alles überschüttet mit einer Sprachscheiße sondergleichen. Der Hass kennt keine Grenzen.

Bitte sprich nicht über deine Bedenken, dass wir vielleicht nicht alle Flüchtlinge aufnehmen können, dass wir nicht wissen, wohin mit ihnen und was wir mit ihnen anfangen können – und sie mit uns.

Du wirst zwar nicht gleich an die Wand gestellt, nicht sofort einen Kopf kürzer gemacht, aber es kann dir passieren, dass du angepisst wirst. Auch nicht gerade angenehm. Es fällt uns schwer, auf anständige Art und Weise miteinander zu sprechen.

Woran liegt das? Klarer Fall. Das Internet ist schuld daran. Da kann sich jeder hinter einem Anonym verstecken, kann die Sau raus lassen, und niemand kriegt ihn am Wickel.

Natürlich ist das feige. Aber neu ist es nicht. Es ist, wie es immer war: Du darfst alles, nur erwischen lassen darfst du dich nicht.

Genau betrachtet, ist nicht das Internet schuld, sondern der kleine, gemeine Schweinehund, der irgendwo ganz weit hinten in unserm Dunkeln haust. Schuld sind wir also selbst. Zugegeben: Die Anonymität des Internet macht es uns leicht, den Köter von der Leine zu lassen. Wollen wir das als Entschuldigung gelten lassen?
16. 11. 2015

Suboptimal

Ich habe ein paar Augenblicke überlegt, ob ich zu diesem Blödwort etwas sagen sollte. Ich verkneife mir das. Es lohnt die Mühe nicht. Gegen Blödwörter und Dummdeutsch ist kein Kraut gewachsen. Das Einzige, das bleibt: Selbst ein anständiges Deutsch schreiben und sprechen. 16.11. 2015

Wir gendern

Wir gendern, wir gendern, von einem Wort zum ändern – dies zur Einleitung und in Abwandlung des Kinderliedes „Wir wandern, wir wandern, von einem Ort zu andern. Spaß muss sein. Aber jetzt beiseite damit. Hin zum Schindluder, das mit unserer Sprache jeden Tag getrieben wird. Welche Blüten das treibt, führt BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN auf dem Parteitag in Halle vor, der wohl heute, am 22. November 2015 zu Ende geht.

Da ist die „geschlechtergerechte Sprache“ tatsächlich ein Tagesordnungspunkt. Wenn von „Ärzten“, „Anwälten“ und „Experten“ die Rede ist, „fördert das indirekt die Vorstellung, nur Männer seien gemeint. Das kann in Perzeptionsstudien nachgewiesen werden.“ Perzeptionsstudien! Gibt’s nicht was anderes zu studieren?

Jedenfalls ist in einem Leitfaden notiert, „wie wir geschlechtergerecht formulieren.“ Wir gendern, indem wir im Regelfall den Gender-Star verwenden (Bürger*innen, Student*innen…). Schriftlich geht das ja noch – aber muss beim Sprechen der „Gender-Stern“ mitgesprochen werden?

Gegendert wird auch, indem nicht nur die Bürger usw., sondern auch die Bürgerinnen erwähnt werden. Da stellt sich immer wieder als sehr umständlich heraus, als unnötig – genauer gesagt.

Und dann das Partizip präsens. Das macht aus Studenten und Studentinnen Studierende. Glücklicherweise kommt mir hier Roland Kaehlbrandt zuhilfe mit seinem Aufsatz „Aber Halloo, das ist kein Thema“ – Cicero, Ausgabe Dezember 2015. Er notiert dort:

„Genau genommen sind nicht alle Studierenden auch Studentinnen und Studenten, und natürlich sind umgekehrt leider nicht alle Studentinnen und Studenten auch Studierende. Das Partizip Präsens bezeichnet eine gerade im Vollzug befindliche Tätigkeit, ein Studierender studiert in diesem Moment – im Unterschied zur Substantivierung… Schulen sprechen von ‚Lehrenden‘, in Volkshochschulen gibt es ’Kursteilnehmende‘, Unternehmen laden zum ‚Mitarbeitendenjahresendgespräch‘.“ Noch mehr Unfug  ist kaum vorstellbar.

Und noch ein kleines Glück obendrauf: Zwei GRÜNE, Karsten Böttjer und Fischer Thomas M, sind mit diesem Antrag nicht einverstanden. Den Vogel schießt dabei Karsten Böttjer ab.

Ich zitiere: „Eine Landesvorsitzende hielt mal eine 20-minütige perfekt gegenderte Rede bei einer LDK, die sie sicherlich gut vorbereitet hat. Im Begrüßungsteil jedoch lobte sie frei sprechend ledig die BÜRGER für den tollen Veranstaltungsort und die fleißigen ARCHITEKTEN für die Gestaltung der Halle.“

Bei allem Respekt vor den gendersprechbesessenen GRÜNEN: An die Arbeitsgemeinschaft Feministisches Sprachhandeln von Lann Hornheidt an der Humboldt-Universität Berlin, kommen sie nicht heran. Da geht es um mehr, nicht nur den Gender-Stern, sondern auch den Gender-Unterstrich, das Gender-X und weiß der Teufel was. Ach ja, da das „er“ bei Koffer oder Computer männlich ist, hätten sie lieber Koffa und Computa. Bestimmt heißt die Sangrita-Strandsause „Ballermann“ auf Mallorca bei diesen Damen auch „Ballamann“. Schließlich saufen da nicht nur die Männa, sondern auch die Weiba aus den Eiman. Oh, ich glaube, hier bin ich zu weit gegangen. Das „a“ beim Plural ist wohl nicht korrekt. Aber bessa ein „a“ zu viel als eins zu wenig.

PS: Für die SprachGEWALT der Humboldt-Damen spricht das von ihnen erfundene Donnerwort UNHINTERFRAGBARKEIT. In diesem Zirkel scheinen sich übersteigertes Selbstbewusstsein und ein unbesiegbares Minderwer-tigkeitsgefühl aufs Innigste zu vermischen. Dass der Mensch Hornscheidt sich weder als Mann noch als Frau sieht, ob irgendwo dazwischen oder mal so mal so, ist eine ganz persönliche Sache, in die sich niemand einmischen sollte. So ist es auch zu akzeptieren, dass der Mensch Hornscheidt seinen von der Eltern einmal gegebenen Vornamen durch einen Kunstnamen ersetzt hat: „Lann“.

Ein kleines Anhängsel noch: Was ist ein Wahlpflichtkurs? (Hamburger Abendblatt Kreis Pinneberg, 19. November 2015).

Von Experten und anderen Unwissenden

Eine gewisse Gutgläubigkeit ist in Ordnung. Mit ständigem Misstrauen kann man sich die beste Stimmung gründlich versauen. Aber bitte: Gutgläubigkeit nicht mit Leichtgläubigkeit verwechseln!

Nicht jeder Experte ist ein Experte, auch wenn er so genannt wird oder sich selbst so nennt. Nicht jeder Politiker ist eine große Leuchte. Die Fähigkeit, einen Roman zu schreiben, bedeutet noch nicht, die ganze Welt erklären zu können. Und Redegewandtheit der Funk- und Fernsehgrößen und ihrer Gäste sagt oft gar nichts, auch wenn viel geredet wird.

Nehmen wir als Beispiel das Stichwort Experte:

Der Afrika-Experte Robert Kappel sieht im militärischen Vorgehen gegen Boko Haram in Nigeria nicht die Lösung. „Man muss die moderaten islamischen Führer gewinnen, um den Kampf auf sozialer und ideologischer Ebene aufzunehmen.“ Das liegt auf der Hand. Ist das Expertenwissen? Nein.

Der Terrorismus-Experte Rolf Tophoven meint, dass man aus den Terrortagen in Paris gewisse Lehren ziehen könne. Gewisse Lehren? Der IS sei eine völlig neue Art einer Terrororganisation, äußerst lernfähig und innovativ. Welch überraschende Erkenntnisse! Expertenwissen eben!

Dann die Experten, die nicht so genannt und doch so angeboten werden, zum Beispiel die Deutschlandfunk-Korrespondentin Ursula Welter. Sie fasst die aktuelle Lage in Frankreich zusammen, heißt es. Das bedeutet: Sie weiß nicht mehr als wir alle, sie fasst das gemeinsame Nichtwissen zusammen.

Zitat: „Der Verbleib von Abdelhamid Abaaoud, dem vermeintlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris, ist weiter unklar. Ist er bereits tot oder noch auf der Flucht?“ Frau Welter weiß es nicht, wir wissen es nicht. Niemand weiß es. Diese aktuelle Lage ließe sich in einem Satz zusammenfassen. Aber so kurz können sich Experten nicht fassen.

Selbst wenn Politiker nichts Vernünftiges zu sagen haben, den Mund machen sie trotzdem auf. So äußert Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth „absolutes Ver-trauen“ in die Richtigkeit der Entscheidung, das Fußballspiel Deutschland/Holland abzusagen. Sie konnte es sich aber nicht verkneifen, vor einer „permanenten Einschränkung unseres Lebens“ zu warnen. Ja, was denn nun, Frau Roth? Kesse Lippe riskieren und dann kneifen? Oh du heldenhaftes Deutschland! 22. 11. 2015

Deshalb: Augen und Ohren auf! Meinung als Meinung erkennen und nicht als der Weisheit letzter Schluss. Nicht von „großen Namen“ blenden lassen und schon gar nicht von Experten.

Und wenn es wirklich mal darauf ankommt? Dann nicht zimperlich sein, sondern selbst den Experten geben. Keine Angst: Als Experte muss man nicht alles wissen, aber alles besser.
22. 11. 2015

Donnerstag, November 12, 2015

Unsere Demokratie - die beste aller Regierungsformen?

Demokratie ist eine ganz einfache Sache. Das hatten schon die Alten Griechen raus: Herrschaft des Volkes. Das Volk herrscht. Über was und wen? Über sich selbst? Sehen wir uns die Sache einmal etwas genauer an. Wichtig genug ist sie ja. Schließlich leben wir in einer Demokratie.

Weil etwas Ironie ein so ernstes Thema erträglicher macht, sei hier kurz Winston Churchill zitiert: „Es heißt, Demokratie sei die schlechteste Regierungsform – abgesehen von allen anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“

Was ploppt in unserem Kopf beim Begriff Demokratie auf,? „Macht und  Regie-rung gehen vom Volk aus – freie Wahlen und Mehrheitsprinzip – Meinungs- und Pressefreiheit – Gewaltenteilung“ und möglicherweise noch ein paar uns wichtige Dinge mehr – Freiheit zum Beispiel, Menschlichkeit: Liberté, Egalité, Fraternité. So, alles in allem, verstehen wir Demokratie. Aber stimmt das? Sehen wir die Sache vielleicht etwas zu blauäugig?

Die Demokratie, die wir in Deutschland leben und erleben, finden wir in ähnlicher Form in unserer unmittelbaren Nachbarschaft – zum Beispiel in England, Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und den Baltischen Staaten, in der Schweiz, in Polen... Demokratie, ein Begriff – in Kleinigkeiten verschieden, im Wichtigen gleich. Dass alle Spielarten mehr Fehler haben als ein Hund Flöhe, müssen wir als menschliche Schwäche in Kauf nehmen.

Bei so viel Übereinstimmung wird leicht übersehen, dass es auch noch ganz andere Demokratien gibt – oder sind das gar keine?

Russland nimmt für sich in Anspruch, ein demokratischer Staat zu sein. Diese An-sicht zu teilen fällt schwer. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit? Kleiner lassen sie sich kaum schreiben. Das ist vielleicht das Schlimmste. Oligarchen, Übernacht-milliardäre, rücksichtslose Egoisten und ein unseliger Politklüngel ruinieren eine Demokratie, die gerade erst im Begriff war, aus dem Ei zu schlüpfen – nach jahrhundertelanger Zarenherrschaft und jahrzehntelanger Bolschewikendiktatur. Alle diese Schwächen finden wir in Ansätzen auch bei uns, in unserer Demokra-tiespielart. Aber noch haben wir es unter Kontrolle – halbwegs.

Die USA, angebetetes Demokratievorbild, machen es anders als Russland, nur nicht besser. Im sogenannten Mutterland der Demokratie ist es unmöglich, ohne die Gelder von Lobbyisten und reichen Gönnern, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Dabei geht es nicht um Millionen, es geht um Milliarden. Geld regiert die Welt. Alle Gewalt geht vom Geld aus – ist das Demokratie?

Wenn die Oligarchen, die Kapitalisten in all ihren Spielarten, das Volk sind, dann stimmt das. Da müssen wir gar nicht mehr die Deutsche Demokratische Republik bemühen, nicht die Republik Kongo, nicht die Volksrepublik China und schon gar keine Volksdemokratie wie die Nordkoreas.

Lassen sich aus all dem Lehren ziehen? Versuchen wir es. Zuallererst kommt es darauf an, dass wir unsere Form der Demokratie nicht weiter verkommen lassen – das ist das Mindeste – und dass wir uns am Ideal orientieren, auch wenn wir es zehn Mal nicht erreichen werden.

Wir sollten uns klar darüber sein, dass nicht alles Demokratie ist, was sich so nennt. Dabei sollten wir bescheiden bleiben und nicht hochmütig auf andere hinabsehen.

Und schließlich sollten wir uns mit dem Gedanken befreunden, dass unsere Form der Demokratie nicht in jedem Fall und überall anderen Formen des Zusammen-lebens überlegen sein muss. Dass sich das Zusammenleben auch anders als nach unseren Vorstellungen menschlich gestalten lässt, zeigen beispielsweise die Tuareg oder die Masai in Afrika.

Wenn sich in Afrika Tragödien abgespielt haben zwischen den Hutu und den Tutsi, dann liegt das nicht an diesen Völkern und ihrer Auffassung von Demokratie, sondern an der unseligen Europäischen Kolonialpolitik, die mit dem Hochmut vermeintlicher kultureller Überlegenheit, mit Lineal, Kanonen und Gewehren Afrika zerstückelte – und nicht nur Afrika.

Schließlich noch Afghanistan. Der Export westlich geprägter Demokratie hat nicht funktioniert. Zunächst ging es auch gar nicht darum, sondern um reine Machtfragen. Das sah das Englische Empire vor langer Zeit so, dann Russland und anschließend die USA mit Europa im Schlepptau.

Woher nehmen wir das Recht, in Afghanistan „unsere“ Demokratie einzuführen?
Das Leben Afghanistans war und ist wohl anders organisiert – in Stämmen, in Clans, in denen es möglicherweise, wahrscheinlicherweise durchaus demokra-tisch zugeht. Und da mischen wir uns ein, verteidigen Deutschland, also unsere Demokratie, am Hindukusch, wie Peter Struck, seinerzeit Verteidigungsminister, sagte?

Zum Schluss noch einmal: Es gibt nicht nur eine Form der Demokratie. Unsere europäische scheint nicht die schlechteste zu sein, trotz all ihrer Unvoll-kommenheit. Für sie sollten wir uns einsetzen. Aber wir sollten sie nicht exportieren, jedenfalls sollten wir nicht behaupten, nur sie sei die reine Form des kultivierten Zusammenlebens, nur sie sei das Glücksversprechen, das mit allen Mitteln durchgesetzt werden müsse. Lasst uns Mensch bleiben und die anderen Menschen auch. 11. / 12. 11. 2015

Dienstag, November 10, 2015

Schande über Schande, Teil zwei

Ein verängstigtes Land mit Minderwertigkeitskomplexen. Ein Land ohne Selbst-bewusstsein und Selbstwertgefühl. Ein Land, das sich nichts mehr zutraut und deshalb wütend ist, wütend auf sich selbst. Ein Land, das sich selbst zerfleischt.

So ließe sich „American Psycho“ zusammenfassen, ein Beitrag von Markus Feldenkirchen im SPIEGEL 46 vom 7. November, in dem es um Donald Trumps Bewerbung ums Weiße Haus geht. Erst mal weit weg von uns. Damit ließe sich das Thema zur Seite legen,  wenn da nicht noch ein anderes Land wäre, dem es an Selbstbewusstsein, an Selbstwertgefühl, an Vertrauen zu sich selbst und seinen Fähigkeiten mangelt: Deutschland.

Die Flüchtlinge, die von überall her um ihr Leben rennen, manche auch „nur“ um ein etwas besseres Leben – die Flüchtlinge, die Schutz bei uns in Deutschland suchen, machen klar, was uns fehlt: das Vertrauen in uns selbst und unsere Fähigkeiten.

Kaum war „Wir schaffen das“ ausgesprochen, passierte zweierlei. Unendlich viele Menschen fassten sich ein Herz, krempelten die Ärmel hoch und zeigten, dass wir es schaffen können. Und dann die Verzagten, die Ängstlichen, die weniger Gutwilligen bis hin zu den Unwilligen und darüber hinaus den Böswilligen.  Diese Gruppen scheinen nach allem, was zu hören und zu lesen ist, auf dem Vormarsch zu sein. Dass die Politik hier mitspielt – ahnungslos zum Teil, aber auch voller Absicht – sei hier nur am Rande erwähnt. Diese Sache ist zwar nicht erledigt, wurde aber schon in Teil eins besprochen.

Eine Erklärung für dieses „Wir schaffen das nicht“ bis „Wir wollen das nicht schaffen“ – gibt es die? Sehen wir uns die Sache einmal etwas genauer an.

An Egoismus, an der Furcht, etwas abgeben zu müssen, kann es nicht liegen. Oder vielleicht doch? Wirtschaftswunderland, Exportweltmeister, Wirtschafts-wachstum – dreht sich nicht so gut wie alles ums Materielle? So und nicht anders versteht sich Deutschland? Ein schrecklicher Gedanke, aber nicht ganz abwegig.

Als Arbeitskräfte, für die sich Deutsche nicht finden lassen, als Einzahler in die Rentenkassen sind sie willkommen, die Flüchtlinge – als Hilfsbedürftige, als Schutzsuchende nicht. Noch deutlicher lassen sich Menschenverachtung, Herz-losigkeit und Egoismus nicht ausdrücken. Wirtschaftsverbände sehen das aber so.

Wenn wir Deutschland auf Bruttosozialprodukt, auf Bruttoinlandsprodukt, auf Wirtschaft und Wirtschaftswachstum, auf Kapital, Zinsen und Dividende, auf Arbeitsplätze und Arbeitsplätzeabbau reduzieren, dann sieht es um Selbstbe-wusstsein und Selbstwertgefühl schlecht aus. Das ist dann abhängig von den Börsen in Frankfurt, NewYork und sonst wo. Kein verlässlicher Wert also. Schande über uns, wenn wir so denken! Und damit zu einer wichtigen Frage:

Ist das Deutschland? Nein! Deutschland ist Goethe und Schiller, Böll, Lenz und Grass, Brecht und Tucholsky, Heine, Eichendorff, Fontane, die Manns und die Brüder Grimm, Wilhelm Busch… Deutschland ist Bach, Händel und Beethoven, Robert Schumann, Brahms und Schubert… Deutschland ist Kant, Schopenhauer, Nietzsche, Spengler, Marx, Engels… Deutschland ist Alexander von Humboldt, Siemens, Benz, Daimler, Lilienthal, Zuse… Deutschland ist Röntgen, Robert Koch, Einstein, Heysenberg Otto Hahn… Deutschland ist vier Friedensnobelpreisträger – Gustav Stresemann, Albert Schweitzer, Carl von Ossietzky, Willy Brandt… und dazu 29 Nobelpreisträger in Chemie, 25 in Physik, 17 in Medizin, 8 in Literatur.

Das alles zeigt in Beispielen, worauf unser Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein sich wirklich gründen, sich gründen sollten, woraus wir unsere Kraft als Land, als Nation ziehen können. Wir müssen unser Land nicht lieben, aber ein wenig stolz auf unser Deutschland dürfen wir schon sein. Das darf nicht zu Selbstgefälligkeit führen, nicht zu Überheblichkeit. Wir sollten uns nicht anderen überlegen fühlen.

Tun wir, was zu tun ist, genauso wie es Erich Kästner sagte: „Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es.“ Deshalb: Helfen wir denen, die Hilfe brauchen, helfen wir jetzt und ohne wenn und aber. Wir haben in aller Bescheidenheit allen Grund zu sagen: „Wir schaffen das.“ 08. 11. 2015

Sonntag, November 08, 2015

Spitzfindigkeiten

In seinem Beitrag „Wie die AfD an Björn Höcke leidet“ (DIE WELT 31. 10. 2015) wirft Günther Lachmann mit allen möglichen Begriffen um sich, denen wir alle nicht zum ersten Mal begegnen und die uns deshalb geläufig sind. Das bedeutet nicht, dass wir sie verstanden haben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir üblicherweise über diese Begriffe eilig hinweglesen und uns nichts oder nur wenig dabei denken. Wie zu sehen sein wird, ist das auch recht mühselig.

Der Autor bezeichnet den Herrn Höcke, den lautstarken AfD-Politiker, als „nationalkonservativ“. Was heißt nationalkonservativ? Fangen wir mit konservativ an. Da geht es ums Bewahren von Auffassungen, die für so wichtig gehalten werden, dass sie erhalten werden sollten. Das sieht rückwärtsgewandt aus, muss es aber nicht sein. Allerdings scheint gerade in der Politik die Versuchung groß zu sein, sich möglichste jeder Veränderung zu widersetzen. Was ist gemeint, wenn dem Konservativen das Nationale angefügt wird? Ist das nur ein Zurück zur Kleinstaaterei? Ist Nationalismus gemeint, die Verherrlichung des eigenen Staates? Oder vielleicht sogar Nationalsozialismus? Das, was dieser Herr Höcke von sich gibt, legt diese Möglicheit nahe.

Springen wir zum Begriff „linksliberal“, denn der Autor schreibt vom „gewachsenen Selbstverständnis einer linksliberal geprägten Gesellschaft“ und meint damit offenbar uns. Hier werden wieder zwei Wörter zusammengeklebt, was das Verständnis besonders erschwert. Liberal, liber, frei sehen die Liberalen vor allem als Freiheit gegenüber dem Staat. In Zeiten des Absolutismus verständlich. Aber diese Zeit liegt hinter uns. Heute geht es mehr um die Freiheit der Wirtschaft, zu tun und lassen, was dem Profit dient bzw. ihn behindert. Weitgehend ungehemmter Kapitalismus etikettiert sich mit dem Label „liberal“. Das ist schwer erträglich, auf die Dauer unerträglich.

So hängt im Begriff „linksliberal“ das Teilchen links ziemlich in der Luft. Was heißt links? Und wenn das Liberale links sein kann, kann es dann auch rechts sein? Von „rechtsliberal“ war bisher nichts zu lesen.

Ungereimtheit folgt auf Ungereimtheit. Da ist von Jungkonservativen die Rede, „deren Denken um Begriffe wie Volkstum, Lebensraum und Volksgemeinschaft kreiste“. Nicht nur „Das Dritte Reich“ lässt hier grüßen. DIE ZEIT soll in einem Beitrag zu diesem Herrn Höcke geschrieben haben, dass der sich auf eine Konservative Revolution beruft, die „individuelle Freiheiten, die Vielfalt von Lebensstilen, gar ‚kulturfremde‘ Zuwanderung“ von vornherein als „eine Bedrohung und einen Ausdruck von Verfall“ beurteilt, verurteilt. Konservative, Jungkonservative – wie wäre es mit Altkonservativen, Erzkonservativen, Konservativkonservativen? Der Gipfel wären die Liberalkonservativen. Doch, auch das ließe sich noch steigern in Linksliberalkonservative. Das Ganze ein Spielchen mit ungefähren Begriffen, die alles oder auch nichts bedeuten und ganz nach Belieben so oder auch so gewendet werden können.

Schluss mit den Spitzfindigkeiten! Geben wir der Vernunft und damit der Ehrlichkeit eine kleine Chance. Wenn also irgendwo der Nationalsozialismus drinsteckt, dann sollten wir das sagen und nicht unter dem Begriff „nationalkonservativ“ verstecken. Dies nur als kleines Beispiel. 04. 11. 2015

Beinlichkeiten

Wenn wir reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist, also einfach drauflos, dann ist das oft lustig, nicht selten aber auch daneben. Das kann, wenn es um wichtige Dinge geht, sehr peinlich sein und ärgerlich.

Glücklicherweise löst sich das gesprochene Wort meist ins Nichts auf wie der Morgennebel. Dumme Sprüche, lächerliche Vergleiche – gesagt, gehört und schnell vergessen.

Wenn wir schreiben, wie uns der Schnabel gewachsen ist, sieht die Sache schon anders aus. Was leicht dahin gesagt ist, wiegt auf einmal schwer. Was im Redeschwall untergeht, haftet im Geschriebenen wie ein Kaugummi auf dem Jungfernstieg, schlimmer noch: wie an der eigenen Schuhsohle. Wir werden es nicht mehr los. Vielleicht aber doch. Es kommt auf den Versuch an.

Für diesen Versuch eignen sich ganz besonders die Versuche, sich bildhaft auszu-drücken. Ein Beispiel, das uns alle naselang, also so gut wie jeden Tag, begegnet, ist das Spiel mit dem Standbein.

Von diesem Spiel ist vor allem im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Themen die Rede. Das liest sich dann beispielsweise so (Hamburger Abendblatt, Kreis Pinneberg, 06. 11. 2015): „Auch der russische Markt, ebenfalls ein wichtiges Standbein, brach ein.“

Ein wichtiges Standbein? Nur eins? Gibt es denn mehrere? Nein, gibt es nicht. Es gibt ein Standbein und ein Spielbein. Jedenfalls ist das bei Zweifüßlern so: Das Standbein gibt Halt, das Spielbein bringt voran. Mehr als ein Standbein gibt es nicht, was bei anderen Lebewesen bis hin zum Tausendfüßler anders sein mag. Aber wir bewegen uns hier in menschlichen Bereichen.

Was so dumm und lächerlich in den Wirtschaftsberichten der Medien mit Standbein bezeichnet wird, ist nichts anderes als Schwerpunkt, B
Geschäftsbereich. Vergessen? Vergessen!

So wird gedankenlos plappernd dahingeschrieben. Und als wenn das nicht genug wäre, brechen die Standbeine auch noch, brechen ein.

Bitte, hängt die schiefen Sprachbilder endlich ab. Sprecht und schreibt einfach. Denkt und schreibt endlich wieder selbst. Kein Wort mehr aus der Galerie schief hängender Sprachbilder.  06. 11. 2015

Mittwoch, November 04, 2015

Mit Blindheit geschlagen

Sylvia Boher, CSU-Ortsvorsitzende im oberbayerischen Zorneding, wirft im Lokalblatt „Zorneding Report“ den „in Deutschland gewählten Volksvertretern“ vor‚ ‚auf allen Ebenen weit größere Solidarität mit Flüchtlingen aus aller Welt als mit den eigenen Bürgern‘ vor. Wir würden überrannt, „Das, was wir erleben, ist eine Invasion.“ Die Dame schlägt so richtig um sich. Das ist das eine. Und das andere?

Nein, das andere ist nicht ihr Rücktritt vom Vorsitz des CSU-Ortsvereins, das andere ist ihre Begründung für den Rücktritt: Sie wolle den Weg für einen Neuanfang freimachen und weiteren Schaden für die CSU abwenden – und jetzt kommt es: „der durch die dauerhafte Presseberichterstattung der letzten beiden Wochen entstanden ist.“

Die Presse also ist schuld, nicht sie, nicht das, was sie geschrieben und gesagt hat. Die Dame ist mit Blindheit geschlagen in ihrer schlimmsten Form, der Dummheit. Mit Genesung dürfte in diesem Fall nicht zu rechnen sein. Aber das scheint im Feld der Politik nichts Besonderes zu sein. 03. 11. 2015.

Bitte, sagen Sie nichts!

Nein, diese Bitte hat nichts mit Loriot zu tun, nichts mit Evelyn und Vicco. Die Bitte richtet sich an die Damen und Herren Politiker, die sich so entsetzt zeigen, wenn schon wieder Flüchtlinge verprügelt, Flüchtlingsunterkünfte in Brand gesteckt wurden und ungestraft gegen jede Menschlichkeit gehetzt wird. Das alles nicht irgendwo, sondern vor unserer Haustür, Tag für Tag, jede Stunde.

Dagegen läuft unsere Politik natürlich Sturm, wie es sich gehört – mit schwer erträglichem Wortgetöse: „Jede Attacke auf Flüchtlinge ist ein Angriff auf unsere Demokratie.“ „Hass, Bedrohung und Gewalt müssen alle Demokraten gemein-sam entschieden entgegentreten“ – so Justizminister Heiko Maas. Gut gebrüllt, Löwe!  „Wir verurteilen diese Tat zutiefst und hoffen, dass die Täter schnell gefasst werden – das sind Kriminelle.“ – Wismars Bürgermeister Thomas Beyer, November 2015. Bereits im April hatte es einen Angriff auf Flüchtlinge gegeben. Der Fall wurde bisher nicht aufgeklärt – wie so viele, allzu viele.

Was wurde schon gegen Pegida gewettert, gegen Björn Höcke, Herrn Bachmann, Herrn Gauland. Worte, Worte, Worte, nichts weiter. So kann man sich um den Verstand reden, zum Schluss um die ganze Republik. Deshalb die Bitte:

Sagen Sie nichts! Handeln Sie!

Unsere Gesetze geben jede Möglichkeit, gegen Terror, Hetze, Demokratie- und vor allem Menschenfeindlichkeit vorzugehen. Wir müssen es nur tun. Reden allein hilft nicht, macht alles nur noch schlimmer. 03. 11. 2015

Hilfe

Es wird höchste Zeit, über die Hilflosigkeit unserer Politiker zu sprechen, sonst reiten sie uns noch tiefer in die Tinte. Wir haben sie gewählt, damit sie alles tun, um unsere Probleme zu lösen. So sieht es unsere Form der Demokratie vor. Wir haben also einen Auftrag erteilt und erwarten, dass er in unserem Sinne erledigt wird.

Was machen die Damen und Herren? Sie stehen hilflos herum, tun nichts und reden viel. Vielleicht ist das ein bisschen hart geurteilt, aber wenn, dann nur ganz wenig, wie das hilflose Gerede der schleswig-holsteinischen Landtagsabgeord-neten über die Wahlmüdigkeit zeigt.

Nur 47,6 Prozent der Wahlberechtigten hätten sich 2013 an den Kommunal-wahlen beteiligt, klagen die Damen und Herren und stellen uns dann wortreich ihre Ideen vor, wie sie uns Bürgern unsere Wahlmüdigkeit austreiben wollen.

Auch in der 6-Wochensperrfrist vor den Wahlen wollen sie in die Schulen gehen, um die Schüler zu mobilisieren. Auf Wochenmärkten  und in Supermärkten sollen wir unseren Wahlzettel abgeben dürfen und das nicht nur am Wahl-sonntag, sondern auch schon am Sonnabend davor, usw. usw. Die Wahlunterlagen sollen verständlicher formuliert werden. Das Behördendeutsch von vor 40 Jahren verstehe heute kaum noch jemand. Das heutige Behörden- und Politikerdeutsch ist aber nicht besser. Was soll’s also?

Nur die Gründe für die Wahlmüdigkeit werden nicht angesprochen. „Die machen ja doch, was sie wollen. Die kungeln alles unter sich aus. Ich kann daran ja doch nichts ändern. Jahrelang höre ich nichts von denen, nur kurz vor der Wahl werden sie munter. Kaum ist die Wahl vorbei, geht alles weiter wie bisher und sie wollen nichts mehr von mir wissen.“ Das sind die Gründe für die Wahlmüdigkeit. Man muss nur mal danach fragen. Und zuhören.

Einer allerdings hat gemerkt, worum es geht – Peter Lehnert, CDU-Landtagsab-geordneter. Er äußert sich in entsetzlichem Deutsch, aber immerhin: „Man muss ständig ansprechbar sein, sich den Problemen und Sorgen der Menschen annehmen.“ Damit ist noch längst nicht alles gesagt, aber immerhin.

Trotzdem: Der Hilferuf bleibt: Macht nicht Politik für uns (wie ihr glaubt, es zu tun), macht Politik mit uns! (Hamburger Abendblatt, Kreis Pinneberg, 02. 11. 2015)

Nicht mehr allein

Wohin du siehst, wohin du hörst, überall wird Schindluder mit unserer Sprache getrieben. Du schreibst hierhin und dahin, bittest, sorgfältiger zu sprechen und zu schreiben, und alles scheint vergebens zu sein. Fehler über Fehler, jeden Tag mehr, den alten werden mit Fleiß neue hinzugefügt.

Du fühlst dich verlassen, verloren im Kampf gegen diese Schlamperei, diese Schindluderei. Und dann begegnet dir „Die Rettung der Kritik“ – Literarische Welt, 31. Oktober 2015, von Sigrid Löffler mit ihrer Laudation auf Daniela Strigl.
Frau Löffler zitiert Strigl:

„Die Sehnsucht nach der Erfrischung im Jungbrunnen der Literatur ergibt sich nicht zuletzt aus dem Versagen des Journalismus. Der Journalismus ist inzwischen so vordringlich mit dem eigenen Überleben beschäftigt, dass er Probleme der Sprache als Luxusprobleme begreift. Gegenüber Fragen des Stils, aber auch banalen Grammatik- und Rechtschreibfehlern herrscht eine lähmende Gleichgültigkeit. Nichts ist wirklich peinlich. Der schreibenden Zunft ist die Zunftehre abhanden gekommen. Sichtbar wir dies in einer kollektiven Kapitulation vor der Phrase, dem Modewort, dem Jargon. Denn die sprachliche Uniformierung ist ein Sympton für den Verzicht auf eigene Denkarbeit. Dort, wo man sich selber nichts denkt, übernimmt man das Vorgedachte, das heißt: das von der Macht einem Zugedachte. In diesem Sinne ist Sprachkritik demokratische Geistesschärfung.“

Seit ich das gelesen habe, fühle ich mich mit meinen kritischen Blicken auf den Umgang mit unserer Sprache nicht mehr allein.  02. 11. 2015

Schande über Schande

Von überall her flüchten sie zu uns. Sie rennen um ihr Leben. Sie flüchten vor Terror, Mord und Totschlag, vor Kriegen, die angeblich keine sind. Sie flüchten vor Todesschwadronen und Nachbarn, die plötzlich zu Feinden geworden sind. Sie flüchten vor der Hölle, die sie und ihre Kinder verschlingt, wenn sie sich nicht auf den Weg machen.  Auf den Weg nach Deutschland. Auf den Weg zu uns.

Und wir? Was machen wir? Wir breiten unsere Arme aus und heißen sie willkommen. Wir helfen ihnen aus der größten Not, wenigstens für den Augenblick. Wir sehen in den Fremden Freunde, wenn auch vielleicht nicht in jedem. Wir überlegen, wie wir ihnen weiterhelfen können. Wir lassen die Herzen sprechen, ohne den Verstand auszuschalten.

Wer aber ist dieses wir? Es sind tausende, abertausende. Es sind Menschen ohne Namen. Menschen, die nicht viel reden, sondern das Notwendige tun – aus freien Stücken, ganz auf sich allein gestellt, als Angestellte oder Beamte, die ihre Pflicht erfüllen und das gern tun, als Mitglieder von Gemeinden aller Konfessionen – Menschen eben.

Nun haben wir alle, wie es sich in einer Demokratie gehört, einen Teil von uns delegiert, abgegeben an Menschen, die unsere Wünsche und Nöte, unsere Rechte und Pflichten, kurz, das Zusammenleben regeln sollen. Wir nennen sie Volksvertreter. Es sind unsere Abgeordneten. Es sind unsere Politiker.  Und damit landen wir bei unserer Schande.

Es ist eine Schande, wie unsere Politiker mit den zu uns Flüchtenden umgehen.

Wohin wir sehen, wohin wir hören: Nur Parteiengezänk. Kein Wort über die Not der Flüchtlinge. Das Christliche in CDU und CSU längst demontiert. Von Wertegemeinschaft keine Rede, weder von Werten noch von Gemeinschaft. Die älteste demokratische Partei Deutschlands mit weichen Knien.

Die Politik beschäftigt sich mit sich selbst. Und die „Lügenpresse“,  die keine ist, sagt hier die bittere Wahrheit. Seitenweise ist zu lesen,  wie sich die Großen Koalitionäre streiten, wer welchen unsinnigen Vorschlag macht, um den genau so unsinnigen Vorschlag der Gegenseite vom Tisch zu wischen.

Schande über Schande!

Wir haben die Chance zu zeigen, was wir wirklich können. Wir haben die Chance zu zeigen, dass wir ein Vorbild sein können. Wir haben die Kraft.  Schluss also mit leerem Parteipolitgerede! Mut zeigen!

Sagen, dass unsere „Großherzigkeit“ Geld kostet. Was spricht gegen einen Flüchtlings-Soli? Nichts! Was spricht gegen eine zweckgebundene Steuererhöhung in den oberen Einkommensklassen? Nichts!  Was spricht dagegen, dass die Geberländer des Bundes ihre Zahlungen nicht weitergeben, sondern für die Flüchtlinge einsetzen? Nichts! Was spricht dagegen, dass die Bundesrepublik ihre Zahlungen an die EU um die Beträge kürzt, die den Länder zugute kommen, die die Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen? Nichts!

Es gibt Situationen, in denen muss man mit dem Kopf durch die Wand. 02. 11. 2015