Sonntag, August 24, 2014

Unterschichtenfernsehen

Ein Wort, das eigentlich nur Herrenmenschen in den Mund nehmen sollten. Aber das Hamburger Abendblatt hat in seinem Ronald Schill-Beítrag am 20. August 2014 tatsächlich geschrieben: „aktuelle Unterschichten-TV-Show“.

(„Jetzt ist Schill, vor dessen Aufstieg einst die Politik zitterte, endgültig zum Clown im Unterschichtenfernsehen mutiert.“ – Zitat, Seite 6)

Damit war die Sendereihe „Promi Big Brother“ von SAT 1 gemeint.

Aber das finde ich nicht so wichtig. Das Wort „Unterschichtenfernsehen“ interessiert mich. Gehört nur diese eine Serie dazu oder vielleicht der ganze Sender? Und was heißt überhaupt Unterschicht? Wie war denn die Quote? Wieviele Menschen gehören zur Fernsehunterschicht? Gehören vielleicht auch Damen der Oberschicht dazu?

Vielleicht sollten wir uns nicht so aufblasen. Könnte es nicht sein, dass wir uns mal wie die „Unterschicht“ benehmen und mal wie das Mitglied des „Oberhauses“? Unten und oben haben eins gemeinsam: die Gemeinheit.


PS: Ich habe die Sendung nicht gesehen, auch die Dschungel-Camp-Sendungen nicht. Gehöre ich deshalb vielleicht zur Mittelschicht oder sogar zur Oberschicht - wenigstens, was das Fernsehen angeht?

Freitag, August 22, 2014

Warum sehen Bodyguards wie Bodyguards aus?

Wann und wo immer Bodyguards auftauchen – auf Fotos, im Fernsehen, einfach überall – wir erkennen sie sofort:

Körperhaltung straff, Hände nicht unbedingt an der Hosennaht, aber man hat den Eindruck. Auf jeden Fall ahnt man den blitzschnellen Griff zur Pistole, wenn der zu guardende Body geschützt werden muss (was selten vorkommt).

Das Gesicht so leer, wie ein Gesicht nur sein kann. Die Blicke ins Nichts gerichtet. Jeder Kerl wie aus Holz geschnitzt, wie aus Blei gegossen. Unwirklich. Einschüchternd, Angst machend. Das soll wohl so sein. Das wird den Jungs eingetrichtert. Und so benehmen sie sich dann. Warum haben wir von Mädels als Bodyguards noch nichts gehört und gesehen? Vielleicht gibt es die nicht, wer weiß?

Auf jeden Fall halte ich das jetzige Bodyguard-Konzept für ziemlich bekloppt, weil es im Ernstfall nicht funktionieren wird. Der Body, der geschützt werden soll, ist eine Zielscheibe, die man einfach nicht verfehlen kann, vorbei an allen Bodyguards. Eh die begriffen haben, was los ist, ist der zu schützende Body tot.

Auf das wirklich zuverlässige Konzept scheint noch niemand gekommen zu sein. Ich will daraus kein Geheimnis machen.

Wenn es beispielsweise um den Schutz von Angela Merkel ginge, würde ich nur Mädels als Bodyguards einsetzen. Jedes Mädel sieht aus wie Angy. Auf wenn soll ein Attentäter dann schießen?

Und Barak Obama, Wladimir Putin usw.? Na, da werden sich doch auch Kopien finden – oder?

Jetzt wissen wir, warum die Jungs so aussehen, wie sie aussehen: Auf Bodyguards schießt man nicht, sondern immer nur auf den Body. Da sind die Bodyguard-Kerlchen ganz schön aus der Schusslinie. Clever, nicht wahr? 22. 08. 2014

Noch ein Gesetz

Noch eins! Als hätten wir nicht schon mehr als genug davon. Es fehlt nicht mehr viel,  und unsere unermüdliche Gesetzgebung hat uns in eine Zwangsjacke gesteckt, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Freie Entscheidungen? Nicht mehr möglich. Sich selbst behaupten in einer nicht immer freundlichen Welt? Kommt nicht infrage. Der Einzelne könnte ja versagen. Da sei das Gesetz vor.

Worüber rege ich mich auf? Ach ja, DER SPIEGEL 34/2014 35: „Nacht-Mail-Verbot“, – der Titel. „Ein Gesetz soll verhindern, dass Arbeitnehmer noch spätabends ihre Nachrichten checken. Ausgerechnet Ministerin Nahles zögert.“ – der Vorspann.

Frau Nahles ist offensichtlich ein Arbeitstier. Das sei ihr unbenommen. Was sie von ihren Mitarbeitern fordert, scheint oft eine Überforderung zu sein. So heißt es „Im Haus häufen sich die Beschwerden, die Work-Life-Balance habe gelitten.“ Ist ja toll!

Work-Life-Balance? Ich übersetze das mal in Arbeits-Lebens-Gleichgewicht. Klingt ziemlich teutonisch, stimmt aber. Und was fällt da auf? Dass Arbeit und Leben zwei ganz verschiedene Dinge sein müssen. Sind sie aber nicht. Arbeit gehört zum Leben, jedenfalls für die Menschen, die von ihrer Hände-und-Kopf-Arbeit leben. Deshalb lassen wir das mal mit der Balance.

„Nur in begründeten Ausnahmefällen“ sollen Beamte und Angestellte in der Freizeit gestört werden dürfen, um die „Selbstausbeutung der Beschäftigten zu vermeiden“, notiert DER SPIEGEL weiter.

Hoppla! Selbstausbeutung? Wenn ich richtig gelesen habe, beutet Frau Nahles ihre Mitarbeiter aus. Die lassen sich ausbeuten. Das dürfen wir ihnen natürlich nicht erlauben.

„Man muss die Menschen auch vor sich selbst schützen“, so Christian Bäumler, Vizechef des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA. „Wir müssen hier Grenzen setzen, sonst werden die Leute krank.“

Das ist nichts anderes als eine Entmündigung der Bürger. Den Rücken sollte man ihnen stärken, ihnen Mut machen, Rückgrat zu zeigen, und kein heia-popeia, wir machen das per Gesetz für euch.

Noch mal kurz zurück zu Frau Nahles. „Sie hält es offenbar nicht nur für einen Nachteil, dass die modernen Kommunikationsmittel zu einer flexibleren Arbeitswelt beitragen“, so DER SPIEGEL. Das ist ganz schön raffiniert. Sie sagt „flexiblere Arbeitswelt“, meint aber Mehrarbeit: So kann man versuchen, die Leute an der Nase herumzuführen. Dummerweise scheint das meist zu gelingen.

19. 08. 2014

Montag, August 18, 2014

Kriminell

Wenn von den Mächtigen die Rede ist, dann sind so gut wie immer Politiker gemeint. Beispiel: Angelika Merkel – die mächtigste Frau der Welt. Der Präsident der USA – der mächtigste Mann der Welt.
Das stimmt nicht. Mächtiger als alle Politiker sind die Wirtschaftsbosse. Frau Merkel ist vor den großen deutschen Automobilherstellern zu Kreuze gekrochen, hat in der EU eine skandalöse Bevorzugung von Audi, BMW und Mercedes durchgesetzt, was die Abgaswerte angeht.

Dazu passt der folgende Beitrag aus dem STERN 33 vom 07. 08. 2014: „Warum fliehen US-Konzerne nach Europa? Um Steuern zu sparen: Sie kaufen eine Firma, zum Beispiel in Irland, und verschmelzen mit ihr. Das neue Unternehmen zahlt nun auf seinen Gewinn 12,5 Prozent an den irischen Fiskus statt 40 Prozent an die US-Behörde. 20 namhafte Firmen wie der Bananenproduzent Chiquita flohen allein in den vergangenen 18 Monaten. Gewinner sind die Aktionäre – und Investment-banken. Meist schmieden sie die Fusionspläne und kassieren Provisionen. US-Präsident Obama tobte: „Diese Konzerne sind Deserteure.“ (Norbert Höfler, stern-USA-Korrespondent)

Gegen die internationale Wirtschaftsmafia ist die Politik machtlos. Muss sie das sein? Ginge es auch anders?

Ein Chaot namens Dobrindt

Ein Chaot bin ich in mancher Hinsicht selbst. Deshalb nehme ich mir das Recht heraus, Herrn Dobrindt einen Chaoten zu nennen.

Erst seine Auto-Maut auf allen deutschen Straßen. Kommt sie durch, haben wir den Neubeginn unserer halbwegs überwundenen Kleinstaaterei in Europa.

Es gibt Bedenken und Widerspruch von allen möglichen Seiten. Österreich und – ich glaube die Niederlande – drohen, dagegen zu klagen. Recht so! Hoffentlich muss es nicht dazu kommen. Grenznahe deutsche Politiker wehklagen, dass diese Maut ihrer Region wirtschaftliche Nachteile bringen würde. Ziemlich kleinkariert, aber nicht von der Hand zu weisen. Eigentlich geht das alles nicht so, wie sich Chaot Dobrindt das vorstellt.

Nun gehört eine gewisse Schlitzohrigkeit anscheinend zur notwendigen Ausstattung eines Politikers. Die Bayern sind da besonders begabt, was wir nicht erst seit Franz-Josef Strauß wissen. Unser Chaot will mit zwei scheinbar voneinander unab-hängigen Gesetzen die EU-Klippen umschiffen. Da sei Gott, nein, da sei die EU davor!

Damit nicht genug. Der neueste Einfall: Vorfahrt für Elektro-Autos auf Busspuren. Damit endlich mehr E-Autos gekauft werden, so die wundersame Idee. Die Audi- BMW- und Mercedes-Boliden mit Elektrohilfsmotor, aber bis zu über 500 PS auf die Busspur? Dem Irrsinn die Vorfahrt?

Ach, Herr Dobrindt, wie wäre es mit Rücktritt? Am besten, Sie ziehen wieder die Lederhosen an und machen Lokalpolitik. Die Folgen ließen sich großzügigerweise unter der Rubrik politischer Kollateralschaden verbuchen.

16. 08. 2014

Hurra, wir leben (noch)

SPIEGEL-online berichtet heute, 17. August: „Belastung durch Feinstaub. Private Holzöfen sind gefährliche Dreckschleudern.“ Die Werte sollen über den Emissionen des Straßenverkehrs liegen. In Baden-Württemberg, im Rhein-Main-Gebiet, dort wo die Reichen kokeln – auch in der Aachener Gegend soll es besonders schlimm sein.

Wie bei so vielen hastig herausgebrachten Meldungen tauchen Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Sind die Emissionen der Kokelei nur in den genannten Gebieten höher als die des Straßenverkehrs, oder gilt das für ganz Deutschland? Das zu wissen, wäre schon wichtig.

Wenn ich daran denke, wieviel Holz wir nach Kriegsende 1945 in unserem Küchenherd verbrannt haben, um unsere Wassersüppchen zu kochen, und das haben ja alle so gemacht, dann wundere ich mich, dass ich noch lebe.

Vielleicht schützt ein gewisses Maß an Dummheit vor zu frühem Tod. Das Wort Feinstaub kannte damals niemand. Wenn wir husteten und uns die Augen tränten, dann, weil wir frisches Holz verbrennen mussten. Das qualmte wie verrückt, und es dauerte, bis es wirklich brannte und die notwendige Kochhitze erzeugte.

Ich sehe schon: Wieder ein Thema, bei dem ich vom Hundertsten zum Tausendsten komme. Kluge Köpfe werden mich an den Londoner Fog erinnern, den Nebel, der nicht nur den Feinstaub, sondern auch den Grobstaub von hunderttausenden Kohleöfen in jede Lunge beförderte. Die Todesrate war erschreckend.

Kluge Köpfe werden mich auf das Ruhrgebiet erinnern, dessen Kohlehimmel erst mal blau gemacht werden musste. Pfiffigerweise erreichte man das zunächst, indem man die Schornsteine höher baute. Der Dreck einschließlich Feinstaub wurde hoch hinaus geblasen und verteilte sich auf die Lungen in anderen Gegenden.

Weil ich ein nicht so kluger Kopf bin, denke ich natürlich auch Unrat. So frage ich mich zum Beispiel: Messen wir nicht zu viel und nicht zu genau? Ich habe das Gefühl: wir tun es.

Populäres Beispiel: Die Formel-1-Rennen. Da fahren ein paar „Geistesabwesende“  so ungefähr anderthalb Stunden im Kreis, und der Sieger hat zum Schluss einen Vorsprung von Sekunden und Sekundenbruchteilen. In Metern lässt sich das oft gar nicht ausdrücken. So ist es auch in der Leichtathletik, bei den Läufern – über welche Strecke auch immer.

Wir wirbeln viel Staub auf. Eine verführerische Idee: Den vielen Besserwissern mal so richtig etwas zu husten. Das wäre doch was.

17. August 2014


Wie du mir, so ich dir

Spitzeleien, Spionieren gibt es so lange wie es uns Menschen gibt. Natürlich wollen wir erfahren, was in den Köpfen anderer Menschen vor sich geht, was sie denken, was sie fühlen. Sind sie für uns? Sind sie gegen uns? Es gibt keinen Grund, weshalb sich Länder, Staaten, anders verhalten sollten. Gutgläubigkeit, grenzenloses Vertrauen, ist die eine Sache, Misstrauen die andere. Beides begleitet unser Leben.  Warum regen wir uns also auf?

Ach ja: Angy wurde von der NSA abgehört. Riesenempörung, ein einziger Aufschrei! Das geht gar nicht! Es geht.

No-Spy-Abkommen mit den USA oder mit wem immer? Vergiss es. Wenn Barack Obama Angy auflaufen lässt, hat er ja nur recht. Schließlich macht Angy nichts anderes als er. Sie lässt die Türkei ausspähen und wahrscheinlich nicht nur die.

Unsere Spione scheinen nicht so tüchtig zu sein wie die anderen. Aber das ist doch nur unser Problem. Da müssen wir besser werden.

Der Mensch ist des Menschen Feind. Gelegentlich werden aus Feinden auch Freunde. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Wir sollten ihn nicht aus dem Auge verlieren.

Wir werden die Spionage nicht aus der Welt schaffen. Wäre ja auch dumm. Misstrauen ist eine gute Grundlage, Vertrauen zu schaffen. Das ist, ich muss es zugeben, sehr schwierig. Ob es unmöglich ist, steht noch nicht fest.