Freitag, Mai 18, 2012

"Sehr kulturvoll"


 Sehr kulturvoll habe man diskutiert, sagte in diesen Tagen der LIINKE-Chef Ernst. Es ging wohl um die Diskussion, ob Oscar Lafontaine den Parteivorsitz übernehmen solle oder nicht.

Kulturvoll? Vielleicht meinte Herr Ernst kultiviert, das heißt höflich, mit Anstand, wie es sich gehört, ohne Krawall.

Genau so wenig geistvoll wie kulturvoll sind folgende zurzeit beliebter Wörter:
Belastbar. (Das hatten wir neulich schon.) Fußläufig. (Das Ziel ist fußläufig erreichbar? Das Ziel ist zu Fuß zu erreichen.) Händisch. (Das Gepäck wird händisch sortiert? Es wird von/mit der Hand sortiert.) Zeitnah. (Warum nicht so bald wie möglich, umgehend, sofort, lieber heute als morgen? Und: welcher Zeit nah? Der Gegenwart? Dann doch bitte genauer gegenwartsnah. Wie schrecklich! Also doch lieber so bald wie möglich usw. – siehe oben. ) Und dann das Unwort nachhaltig. Zum Unwort ist dieses ursprünglich so vernünftige Wort geworden, weil mit ihm Schindluder getrieben wird. Nachhaltig heißt: Nicht mehr nehmen als man zurückgeben kann. Nachhaltig heißt: Die Gegenwart so gestalten, dass sie der Zukunft nicht im Wege steht.

Ja, ja, unsere Sprache lebt. Aber müssen denn immer wieder Sprachkrüppel in die Welt gesetzt werden? Und ist unsere Sprache nur noch dazu da, um uns selbst zu belügen? Oh je, ich merke es schon: Diese Frage ist wohl politisch nicht korrekt. „Aber man wird doch mal fragen, man wird doch mal sagen dürfen…“ – das ist allerdings ein ganz anderes Thema, und zwar ein sehr schlimmes. Davon ein andermal.

Dienstag, Mai 15, 2012

Der belastende Herr Wowereit



Berlins Regierender Bürgermeister ist nur einer von vielen, die etwas belasten, was nicht belastbar ist.  Aber er ist prominent. Und deshalb werden ihm viele das nachplappern, was andere ihm schon vorgeplappert haben.

Da sagt doch das Kläuschen, dass am Mittwoch (16. Mai) ein neuer belastbarer
Termin für die Eröffnung des Berliner Flughafens Schönefeld bekannt gegeben würde.
Womit will Klaus Wowereit den noch zu verkündenden Termin belasten? Mit weiteren Millionen? Mit neuen Terminverzögerungen?

Zur Sache: Immer häufiger ist von belastbaren Terminen, von belastbaren Daten usw. usw. die Rede.  Gemeint ist immer: zuverlässig.

Termine, auf die man sich verlassen kann. Daten, denen man vertrauen kann. Aber so genau wollen die Damen und Herren das offenbar nicht sagen. Zuverlässig? Das klingt so verpflichtend. Also lieber nicht.

Das wäre ja auch noch schöner. Stellen wir uns mal vor, wir würden uns nach zuverlässigen Politikern umsehen. Viele würden wir vermutlich nicht finden. Dann nehmen wir doch lieber die belastbaren. Da weiß man dann zwar nicht, woran man ist. Aber das – das ist jedenfalls gewiss, sozusagen belastbar, das Unzuverlässige.