Sonntag, August 30, 2009

Endlich schuldenfrei - Den Politikern ins Stammbuch geschrieben

Ich bitte den Top-Berater Peter Zwegat um Nachsicht und Verzeihung. Ich habe aus seinem Beitrag in der HÖR ZU 36 vom 28. 08. 2009 abgeschrieben. Aber es blieb mir wirklich nichts anderes übrig. Das, was er sagt, darf nicht nur den HÖR ZU Leserinnen und Lesern vorbehalten bleiben. Es geht alle an, nicht zuletzt unsere Politikerinnen und Politiker. Aber an die hat sich Peter Zwegat nicht gewendet. Das will ich jetzt nachholen.

1) Warnsignale erkennen & ernst nehmen. Offenbar sind die Finanz-minister des Bundes und der Länder und die Finanzverantwortlichen in den Kommunen unfähig, Warnsignale zu erkennen. Und wenn doch, dann nehmen sie sie nicht ernst.

2) Ganz ehrlich Kassensturz machen. Der erste Finanzminister der Bundesrepublik, Julius Schäffer. hatte den Etat wirklich im Griff. Er hatte sogar etwas auf die hohe Kante gelegt. Seitdem heißt die Frage nicht, was können wir uns leisten, sondern was wollen wir ausgeben. Jeden Schuldenberater graust es.

3) Alle Gläubiger informieren. Das ist in der Politik einfacher als im Priva-ten. Es gibt ja nur eine Adresse, an die sich die Politiker wenden müssen: den Steuerzahler. Da traut sich die Politik allerdings nicht. Sie verschleiert nicht, sie redet einfach an der Sache vorbei. Wer stellt sich schon selbst an den Pranger?!

4) Genauen Zeitplan aufstellen. Natürlich verliert die Politik nicht die Nerven; denn es gibt ja keine gerichtlichen Mahn- und Vollstreckungsbeschei-de. Die sind nur für die Frau Bürgerin und den Herrn Bürger vorgesehen. Faule Politiker-Ausrede: Wenn es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht, wird alles in Ordnung gebracht. Dieser Schwindel wird inzwischen so widerspruchslos, so teilnahmslos hingenommen, als sei dieser Schwindel die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

5) Bei Pfändung klug verhandeln. Der Bankrotteur Staat braucht seine Gläubiger nicht zu fürchten; er hat sie ja in der Hand, der so genannten öffentlichen.

6) Auf Kreditkündigung sofort reagieren. Entfällt, siehe 5).

7) Seriöse Schuldenberater suchen. Das scheint, was den Staat angeht, leichter gesagt als getan. Sind es wirklich die Pleitiers der Sächsischen Landes-bank, die wissen, wie die bankrotte HSH Nordbank wieder auf die Beine gestellt werden kann?!

8) Privatinsolvenz nur im Notfall wählen. Entfällt, da die Zahlungsunfä-higkeit des Staates keine Privatangelegenheit ist.

9) Seine Rechte kennen. Erübrigt sich in diesem Fall, da der Staat sich seine Rechte selbst machen kann.

10) Keine neuen Schulden machen. „Pflichten erfüllen“ empfiehlt Peter Zwegat.

So einfach ist das.

In 2010 müssen über 70 Milliarden € allein für Zinsen gezahlt werden (Bund, Länder und Gemeinden), von Schuldenabbau ist da nicht die Rede. Ist das nicht gruselig? Und was ist, wenn der Gläubiger sagt: „Schluss mit lustig. Ich will mein Geld zurück, und zwar jetzt!"

Nicht auszudenken, wenn wir Steuerzahler, wir Bürger, das verlangten. Dann würden wir da landen, wo die Weimarer Republik zugrunde gegangen ist. Es fehlt nur noch die "Führer"-Persönlichkeit.

Da sei Gott davor, möchte man sagen. Aber das wäre zu billig und gleichzeitig zu viel verlangt. Das sollen nun endlich mal unsere Politiker in Ordnung bringen. Dafür haben wir sie ja gewählt.

Donnerstag, August 20, 2009

Verteidigungsindustrie

Noch nie dieses Wort gehört? Noch nie gesehen? Nein, ich auch nicht – bis gestern, im Hamburger Abendblatt, Seite 19, im Bereich „Wirtschaft“ unter dem Titel „Rüstungskonzerne sind gut im Geschäft“.

Ja, das sind sie wohl, die Rüstungskonzerne. Nach den USA und Russland ist die Bundesrepublik die Nr. 3 unter den Waffenlieferanten in alle Welt. Mit Verteidigung hat das wenig zu tun.

Trotzdem bezeichnet Stefan Zoller, Leiter des Bereichs Verteidigung und Sicherheit beim Konzern EADS, die Rüstungsindustrie als Verteidigungsindustrie. Da wird die Welt auf den Kopf gestellt.

Wird unser Land durch die Lieferung von sechs „Materialpaketen“ für türkische

U-boote verteidigt? Wohl kaum.

Was bewegt einen Menschen wie Stefan Zoller, das Wort Rüstungsindustrie in Verteidigungsindustrie umzubiegen? Hat er sich mit Haut und Haaren verkauft? Sollte er nur dumm sein? So oder so: Gelogen ist gelogen.

In einem hat Stefan Zoller Recht. Die Produktion und er Export von Waffen sichert in Deutschland Arbeitsplätze, sind ein „Stabilitätsanker in der Krise“ (so, Zitat Zoller). Die Toten finden sich woanders.

Sonntag, August 16, 2009

Gedreht und gewendet...

…und von verschiedenen Seiten betrachtet: das Wörtchen „zukunftsfähig“. Politiker haben offenbar eine besondere Vorliebe für „zukunftsfähig“. Was immer sie tun und fordern, muss zukunftsfähig sein. Weil ich das für Wortgeklingel halte, habe ich mich mit diesem Wörtchen mal etwas näher befasst, wie immer sehr laienhaft.

Ich habe mich gefragt, ob ein Konzept oder ein Unternehmen oder sonst was überhaupt zukunftsfähig sein kann. Wäre zukunftsgeeignet nicht das richtige Wort? Und ist zukunftsfähig vielleicht sogar falsch?

Ich glaube, ich habe mich hier geistig verstolpert. Zukunftsgeeignet – Eignung setzt Fähigkeit voraus. Also ist zukunftsfähig vielleicht doch das richtige, das treffende Wort. Es gibt ja auch das Wort leistungsfähig, beispielsweise ein leistungsfähiger Motor.

Ich sehe schon: Ich sollte die Kirche im Dorf, ich sollte fünf gerade sein lassen. Dass

zukunftsfähig zur billigen Münze gehört, oft gedankenlos dahin gesagte und geschriebene Floskel, steht auf einem anderen. Gott sei Dank, werden jetzt viele sagen, hat er das im Augenblick nicht zur Hand. Ja, das finde ich auch.

Donnerstag, August 13, 2009

Woher die Wörter kommen - und die Redewendungen

Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, leben Wörter im Verborgenen. Dann tauchen sie plötzlich auf und sind nicht selten allgegenwärtig. Irgendjemand hat sie entdeckt, erlöst aus ihrem Schlaf und in Umlauf gebracht. (Bis sie zu Tode geschrieben sind.)

Empathie ist so ein Wort. Bis vor kurzem kam es in den Gazetten nicht vor. Heute taucht es überall auf. Nichts gegen Empathie, aber alles für Mitgefühl! Ein schönes, verständliches Wort, nicht wahr?

Verorten ist ein anderes Wort, das auch sozuagen aus dem Nichts kommt. Alles Mögliche wird plötzlich verortet. Da kann jemand etwas nicht verorten, das heißt, er kann etwas nicht finden. Er sieht Zusammenhänge nicht.

Wie schwierig es mit verorten ist, zeigt folgende recht rätselhafte Aussage: „Identifikationen, wie sie ein normaler Mensch zur Verortung seiner selbst braucht…“.

Heißt das vielleicht „wenn man wissen will, wer man ist, muss man wissen, wer man ist“? Alberner als das Original scheint mir diese Übersetzung nicht zu sein.

Die Quelle dieses Unsinns? Die Scheu, vielleicht auch die Unfähigkeit, Schwieriges einfach auszudrücken, was wirklich nicht immer einfach ist. Aber es geht.

Und dann die Sucht, etwas einfaches möglichst kompliziert auszudrücken. Beispiel: „Die Firma hat ein Zeitfenster von drei Jahren, um zu zeigen, ob die Integration gelingt.“ Jetzt machen wir das Zeitfenster zu und sagen. „Die Firma hat drei Jahre Zeit…“ usw.

Erstaunlich, wie viel sprachlicher Unsinn täglich generiert – Verzeihung – hervorgebracht wird. Dagegen sollten wir etwas unternehmen. Fragt sich nur, ob aktiv oder proaktiv.

Wahlkampfblüten

Na endlich! Endlich haben wir Wahlkampf. Wurde ja auch Zeit. In ein paar Wochen wird gewählt, falls jemand zur Wahl geht. Und schon steht der Unsinn in voller Blüte.

„Es ist unverantwortlich, eine große Wirtschaftskanzlei zu beauftragen, statt den vorhandenen Sachverstand innerhalb der Bundesregierung zu nutzen.“

So giftet Justizministerin Zypries ihren Kollegen Wirtschaftsminister zu Guttenberg an, weil der einen Gesetzentwurf von einer Wirtschaftskanzlei hat verfassen lassen. Das ist nicht unüblich. Das Finanzministerium hat über 14 Millionen € für externe Berater ausgegeben, das Außenministerium 1,3 Millionen, das Innenministerium 1,1 Millionen.

„Was lernt uns das?“ würde Manne Krug, alias Kommissar Stöver, jetzt fragen. Wir lernen, dass es in den Ministerien offenbar an Sachverstand fehlt – mehr oder minder. Blühender Unsinn also, wenn Frau Zypries von vorhandenem Sachverstand spricht. Aber das müssen wir nicht so genau nehmen. Wir haben ja Wahlkampf.

PS: Kleiner Gedankensprung. In Berlin soll es 5.000 Lobbyisten geben. Viele davon sitzen zeitweise in den verschiedenen Ministerien und schreiben Gesetzentwürfe vor. Bitte einmal nachdenken über den Doppelsinn von vorschreiben.

Mittwoch, August 12, 2009

Vom gesunden Menschenverstand

Davon ist immer wieder die Rede. Aber was ist gesunder Menschenverstand? So richtig scheint das niemand zu wissen. Vielleicht liegt das daran, dass der gesunde Menschenverstand mit der Zeit geht, und da sich die Zeiten ändern, ändert sich auch der gesunde Menschenverstand.

Im Mittelalter war es klar, dass ein rothaariges Mädchen eine Hexe sein musste und auf den Scheiterhaufen gehörte, das sagte der … na, wir wissen schon.

Wenn sich dieser Begriff nicht wissentschaftlich beschreiben lässt, dann vielleicht durch Sprichwörter. In ihnen drückt sich der gesunde Menschenverstand am verständlichsten aus:

Früh übt sich, was ein Meister werden will.

Ohne Fleiß kein Preis.

Eile mit Weile.

Was Hänschen nicht lernte, lernt Hans nimmermehr.

Ehrlich währt am längsten.

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.

Ende gut, alles gut.

Aller Anfang ist schwer.

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Morgenstund hat Gold im Mund....

Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus…

Was sich in diesen Sprichwörtern ausdrückt, ist Erfahrung.

Gesunder Menschenverstand beruht demnach auf Erfahrung, auf Erleben: Auf Versuch und Irrtum, dem Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg. Auch Gut und Böse spielen eine Rolle. Das alltägliche Leben eben. Das alles wird nicht nur überliefert, sondern auch täglich erlebt.

Einen Ersatz für den so schwer und zugleich so leicht erfassbaren gesunden Menschenverstand scheint es nicht zu geben. Irgendwie haben wir uns anscheinend in eine Sackgasse manövriert. Wir wollen alles wissen, aber möglichst nichts erfahren – im Sinne von erleben. Ein Leben mit viel Wissen und wenig Erfahrung.

Dienstag, August 11, 2009

Die Politik sollte sich schämen!

Na ja, eigentlich geht das gar nicht. Eine Sache kann sich nicht schämen. Aber die Politiker, die könnten es. Aber sie tun es nicht. Stattdessen schwindeln sie uns etwas vor. Möglicherweise glauben sie sogar, was sie uns so erzählen. Das wäre noch schlimmer. Was erzählen sie uns denn?

Nun, sie sagen, es müsse Schluss sein mit dem Casino-Kapitalismus, der erst in die weltweite Finanzkrise und dann in die Wirtschaftskrise geführt habe. Schluss mit der Gier, Schluss mit dem Leben auf Pump, zurück zu Ehrlichkeit, Vernunft und Bescheidenheit! Bravo! Das findet der Mann auf der Straße, das finde ich auch.

Weil aber die Sache so gründlich schief gelaufen war, haben die Politiker erst mal große finanzielle Rettungsschirme aufgespannt. Ein ziemlich lächerliches Bild, nicht wahr? Was heißt hier Schirm! Hunderte von Milliarden wurden den Bankern zugesteckt, damit sie nicht wie Betrüger direkt vom Roulettetisch weg verhaftet wurden. Das mag notwendig gewesen sein.

Ist damit das Schlimmste abgewendet? Wird nun alles wieder gut, vielleicht sogar besser? I bewahre, sagte meine Großmutter in solchen Fällen; sie meinte: Glaub das nur nicht.

Das Spiel hat schon wieder angefangen. Was bisher vielleicht nur leichtfertig war, ist jetzt bösartig. Marode Banken kassieren Staatshilfen, also Steuergelder, Geld für das ich gearbeitet habe, und machen mit meinem Geld wieder fette Gewinne. Alles wie gehabt. Da Banker anscheinend nicht anders können, müsste man sie an die Kandare nehmen. Das haben Politiker überall in der Welt auch versprochen. Nur gehalten haben sie ihre Versprechungen nicht.

Neue Spielregeln? Keine! Vom ehrlichen Kaufmann keine Rede. Statt der Banker jetzt Bankiers? Keine Spur! Versprochen – gebrochen. Die Politiker haben die Lunte gelegt für den nächsten großen Bums.

Natürlich verstehen sie sich nicht als Zündler, die sie in Wirklichkeit sind. Sie haben den Dingen ihren Lauf gelassen. Sie haben mit dem Zauberwort Deregulierung dem Wahnsinn Tür und Tor geöffnet. Sie haben – siehe Herr Greenspan, ehemals Boss der FED, Millionen Menschen dazu verführt, über ihre Verhältnisse zu leben.

Nein, die Politiker selbst haben nicht Roulette gespielt. Aber sie haben gesagt: Macht mal! Die 70-Millionen-Dividende im Jahr hat uns besoffen gemacht, wir brauchten das Geld für den Landeshaushalt, sagte Heide Simonis, als sie längst nicht mehr Mini-sterpräsidentin von Schleswig-Holstein war.

Langer Rede kurzer Sinn: Die Politik hatte und hat ihre Hand im Spiel. Das gibt sie aber nicht zu. Vielleicht hat sie das noch gar nicht begriffen.

Samstag, August 08, 2009

Anna-log-Käse oder "Guten Appetit"

Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Es muss wirklich Anna-log-Käse heißen und nicht Analogkäse, wie es überall zu lesen ist. Das zu erklären ist nicht ganz einfach. Ich will es versuchen.

Käse wird aus Milch hergestellt, Anna-log-Käse aber nicht. Für Anna-log-Käse braucht man etwas mehr, zum Beispiel Wasser, Soja- oder Bakterieneiweiß, Pflanzenöle, Stärke, Aroma- und Farbstoffe, Geschmacksverstärker und noch dies und das, also eine ganze Menge mehr als Milch. Das ist ein ziemlicher Aufwand für ein jämmerliches Ergebnis.

Jämmerlich? Nein, das Ergebnis ist alles andere als jämmerlich.. Das, was so aussieht wie Käse, so schmeckt wie Käse und manchmal auch so riecht wie Käse, ist hoch-profitabel. Fastfood-Industrie und Fastfood-Handwerker ( Pizzerien und Bäckereien) sind begeistert. Billig einkaufen, teuer verkaufen ist das Erfolgsgeheimnis. Das war schon immer so und ist in Ordnung. Aber war es auch so verlogen?

Nein, wohl nicht immer. Ich weiß nicht, ob es heute noch Kunsthonig gibt. Der war kein Honig, sondern etwas, das so schmecken sollte. Man blieb bei der Wahrheit. Und heute? Heute ist man phantasievoller, bedenkenloser. Was wie Käse aussieht, so schmeckt und manchmal auch so riecht, wird Käse genannt, auch wenn es nicht stimmt. Bei den aus Abfällen hergestellten Garnelenimitaten (Surimi) ist es nicht anders. Sie sehen aus wie Garnelen und werden nicht selten als Garnelen verkauft. Und das sind nur zwei Beispiele.

Nun ist das Erfinden und Herstellen von Analogkäse genau so wenig unanständig wie

die Idee, aus Fischabfall noch etwas Essbares zu machen. Gemein ist nur die Lüge, das Imitat sei das Original.

Anna-log-Käse ist, was das Wort sagt: Hinters Licht führen, täuschen, betrügen. Der Käse, der keiner ist, die Garnelen, die keine sind und alle andere Betrügereien lassen grüßen.

Da kann einem wirklich der Appetit vergehen.